Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet LORITA

(getauft am 20.08.2004)

 

 

Am 17. August 2004 entwickelte sich vor Neufundland ein Tiefdruckgebiet, das – der typischen Zugbahn nordatlantischer Zyklonen folgend – auf den Atlantik hinaus zog.

Als dieses Tief am 20. August 2004 auf den Namen LORITA getauft wurde, befand sich sein Zentrum mit einem Kerndruck von knapp 1005 hPa südlich von Grönland.

In den darauf folgenden Tagen verlagerte sich LORITA in Richtung Britische Inseln; im Satellitenbild der Berliner Wetterkarte vom 21.08.2004 ist ihre Position anhand der Wolkenstruktur deutlich erkennbar: Besonders das leicht kommaförmige Wolkengebiet im Bereich der Okklusion und die im Bildausschnitt nahezu waagerecht verlaufende stratiforme Wolkenschleppe der Warmfront heben sich von den anderen Wolkenfeldern über dem östlichen Nordatlantik ab. Aus der Anordnung der Wolken nördlich des Tiefzentrums lässt sich die Wirbelstruktur dieses Druckgebildes erkennen.

Mit diesen Wolken führte LORITA, das sich kaum mehr vertieft hatte und bis nach Irland vorangekommen war,  viel Feuchtigkeit mit sich, so dass die Wetterstationen Irlands, Großbritanniens und Nordwestfrankreichs bereits am 22. und 23. August verbreitet Regen meldeten. Während sich das Tiefzentrum bis zum 24. August 2004 kaum verlagert hatte, schwenkte das Frontensystem LORITAS weit Richtung Mitteleuropa vor. Bereits am 23. August 2004 griff die Okklusion mit dichter Bewölkung, aber meist nur geringem Regen auf den Nordwesten Deutschlands über und führte kühlere Meeresluft heran, während sich an ihrer Südflanke im Südwesten Deutschlands warme Luft subtropischen Ursprungs durchsetzen konnte. Dadurch kam es zu einem deutlich ausgeprägten Temperaturgefälle über Deutschland mit mehr als 28°C im Oberrheingraben aber nur 18°C bis 19°C an der Nordseeküste.

In der labil geschichteten Luft an der Südseite des Tiefs wurden verbreitet Gewitter beobachtet. Diese gingen teilweise mit starkem Niederschlag einher. So meldete die Station Bückeburg bei Minden am 25.08.2004 eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 45,1 Litern pro Quadratmeter, auch Karlsruhe und Cottbus verzeichneten im gleichen Zeitraum über 30 Liter pro Quadratmeter.

Das Kerngebiet von LORITA war unterdessen zur Nordsee gezogen, seine Kaltfrontokklusion überquerte Deutschland mit hoher Geschwindigkeit und verlagerte sich weiter nach Osten.

Dahinter konnte die kühlere Meeresluft zunächst eine Hitzewelle in Südeuropa (mit einer Temperatur von mehr als 40°C in Andalusien und immerhin 30°C im 1000m hoch gelegenen Enna auf Sizilien) beenden.

Besonders entlang der Alpen war der Temperaturgegensatz stark ausgeprägt. An der dort verlaufenden Kaltfrontokklusion bildete sich bis zum 26. August sogar ein Teiltief, in dessen Einzugsbereich zahlreiche, vor allem über Österreich und Ungarn zum Teil starke Gewitter mit ergiebigen Regenmengen beobachtet wurden.

In Deutschland, also auf der Rückseite des Tiefs LORITA, herrschte derweil wechselhaftes Wetter mit einer lebhaften Schauertätigkeit vor.

LORITAs Zentrum verlagerte sich nun unter allmählicher Abschwächung  nach Südschweden. Am 27: August befand es sich über Stockholm. Das zugehörige lang gestreckte Frontensystem, an dessen nördlichem Bereich die Schauertätigkeit allerdings kaum nachließ, verlief fast meridional vom Bottnischen Meerbusen über das Baltikum hinweg zu den Karpaten und weiter über Griechenland und das Mittelmeer bis nach Libyen.

In der Berliner Wetterkarte vom 28.08.2004 waren diese Strukturen zwar noch erkennbar, allerdings hatte sich das Kerngebiet LORITAs so weit abgeschwächt, dass es nicht mehr als eigenständiges Druckgebilde verzeichnet wurde.

 

 

 


Geschrieben am 01.09.2004 von Stefanie Rentz

Wetterkarte: 21.08.2004

Pate: Hans-Peter Wolf