Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet LOUIS
(getauft am 19.12.2011)

Von dem am frühen Morgen des 19.12.2011 unmittelbar südlich Grönlands gelegenen Tiefdruckwirbel spaltete sich in den folgenden 24 Stunden im Bereich des Okklusionspunktes ein Teiltief ab. Der Okklusionspunkt beschreibt bei einem Tief den Bereich, in dem Kalt- und Warmfront zusammenlaufen und eine Mischfront mit Kalt- und Warmfronteigenschaften ausbilden, die sogenannte Okklusionsfront. Das sich in Entstehung befindende Tief wurde in der Prognose für den 20.12.2011 auf den Namen LOUIS getauft, da es für Mitteleuropa wetterbestimmend werden sollte

Am 20.12.2011 um 00 Uhr UTC, das entspricht 01 Uhr MEZ, lag die Zyklone LOUIS mit einem Kerndruck von ca. 1000 hPa zwischen Schottland und der Südspitze Norwegens. Ihre Okklusion erstreckte sich vom Zentrum aus südsüdwestwärts bis nach Zentralfrankreich. Von dort aus verlief die zugehörige Kaltfront westwärts bis vor die Nordküste Portugals und die Warmfront in Richtung Südwesten bis nach Nordostspanien. Mit dem noch nicht allzu stark ausgeprägten, rasch nach Südosten gezogenen Tief LOUIS breitete sich kräftiger Luftdruckfall als Zeichen von verstärkter Hebung südostwärts aus. Der sichtbare Effekt dieses Vorganges zeigte sich in Form ausgedehnter Niederschlagsfelder, die über das westliche Deutschland hinweg zogen. Dabei fiel zumeist Schnee, sodass zum Frühtermin des 20.12.2011 um 06 UTC verbreitet eine Schneedecke beobachtet wurde. Die gemessene Schneehöhe blieb meist unter 5 cm, lag örtlich aber auch darüber. Am Saarbrücker Flughafen Ensheim wurden am frühen Morgen 9 cm ermittelt. Die Zyklone LOUIS lag am Mittag des 20.12.2011 mit ihrem Zentrum über der Deutschen Bucht und wies weiterhin einen Kerndruck von etwa 1000 hPa auf.

In der mittleren Troposphäre, d.h. in einer Höhe von etwa 5500 m, über Mittel- und Osteuropa befand sich am frühen Morgen des 21.12.2011 ein langwelliger Höhentrog. Wellen kleinerer Amplitude, sogenannte Kurzwellentröge, bewegten sich innerhalb der Strömung um die Haupttrogachse des langwelligen Troges herum. Ein solcher Kurzwellentrog befand sich zu diesem Zeitpunkt mit seiner Achse über Mittelitalien vor Sizilien. Auf seiner Vorderseite spaltete sich im Bodendruckfeld das Teiltief LOUIS II ab und bildete einen eigenständigen und sich im Laufe des Tages zum Ionischen Meer verlagernden Wirbel mit einem Kerndruck von ca. 1010 hPa. Dabei kam es von Süditalien bis nach Griechenland und zur Westtürkei zu Schauern und Gewittern. Tagsüber waren in Crotone in Kalabrien 30 mm Niederschlag gefallen.

Die zu LOUIS I gehörige Okklusion überquerte in den frühen Morgenstunden des 21.12.2011 den Berliner Raum mit einer markanten Winddrehung. Mit dem Vordringen der von der Nordsee her einfließenden relativ milden subpolaren Meeresluft, die zugleich von Wolken und zeitweiligem Regen begleitet war, ging die Temperatur in Berlin-Dahlem nicht mehr unter den Gefrierpunkt zurück. Östlich der Oder hatte es vor der Okklusionspassage aber nochmals leichten Frost gegeben. Zum Mittagstermin, d.h. um 12 UTC, lagen die Temperaturwerte im westlichen Polen bei zeitweiligem Schneefall immer noch verbreitet unter dem Gefrierpunkt bei -1 bis -3°C.

Das mit seinem Kern über dem Raum Hamburg gelegene Teiltief LOUIS I erfuhr im Laufe des 21.12.2011 aus den höheren Luftschichten keine Unterstützung mehr, sodass es sich rasch abschwächte und am Morgen des 22.12.2011 nur noch Reste über Polen erkennbar waren. Es brachte im westlichen Polen noch etwas Schneefall, der in Posen zu einer 3 cm hohen Schneedecke führte. Das Teiltief LOUIS II hingegen verstärkte sich und lag am 22.12.2011 um 00 UTC mit einem Kerndruck von etwa 1005 hPa vor der Westküste Griechenlands. Seine Kaltfront erstreckte sich vom Zentrum aus halbkreisförmig südwärts bis an die tunesische Nordküste und seine Warmfront verlief in nordöstlicher Richtung bis zum Schwarzen Meer. In der Nacht meldeten z.B. Mugla in der Türkei 30 mm Regen, Vlore in Albanien 32 mm und Andravida in Griechenland sogar 46 mm.

Der große ost- und südosteuropäische Höhentrog verlagerte sich bis zum 23.12.2011 nur unwesentlich weiter nach Osten. An seiner Südspitze zog der ehemalige Tiefdruckwirbel LOUIS II, der nun wieder den Namen LOUIS trug, unter Abschwächung weiter ostwärts. Er brachte bis nach Libyen Schauer von mit beispielsweise 3 mm Niederschlag in Tripolis. An der südtürkischen Küste traten recht kräftige Schauer und Gewitter auf. Adana meldete am frühen Morgen des 24.12.2011 eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 57 mm. Die Schauer auf Zypern waren deutlich schwächer. In Larnaca fielen im selben Zeitraum 10 mm.

Im Bereich des vor der Ostküste Zyperns gelegenen Tiefdrucksystems LOUIS und des dazugehörigen noch gut ausgeprägten Höhenwirbels ließ die Niederschlagstätigkeit über der Türkei im Laufe des 24.12.2011 allmählich nach. Nur in Adana fielen innerhalb von 24 Stunden noch 11 mm Regen. Der Zustrom der kalten Luft subpolaren Ursprungs von Nordwesten her hielt jedoch weiter an, sodass der Niederschlag in Lagen oberhalb von etwa 700 bis 800 m als Schnee fiel. In Lagen um 1000 m Höhe wurde in der Türkei am frühen Morgen des 25.12.2011 dementsprechend eine 1 bis 2 cm hohe Schneedecke registriert, im Mäandertal sowie in Izmir trat leichter Nachtfrost auf. An der levantinischen Küste, sowie an der Mittelmeerküste von Ägypten, gab es in der Nacht eine rege Schauertätigkeit, wobei in Alexandria 10 mm Niederschlag fielen.

Am 25.12.2011 lag das inzwischen fast vollständig aufgelöste und im Kern etwa 1010 hPa aufweisende Tief LOUIS über dem syrischen Küstengebiet und zog bis zum Folgetag aus dem Analysebereich der Berliner Wetterkarte in Richtung Syrien hinaus.

 

Geschrieben am 11.01.2012 von Jasmin Krummel

Berliner Wetterkarte: 20.12.2011

Pate: Tobias Heitmann (Zimmermann & Heitmann GmbH)