Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet LUANA

(getauft am 01.04.2016)

 

Ein langgestrecktes Frontensystem zog sich am 1. April 2016 quer über den Nordostatlantik. Störungen entlang solcher Fronten sind Auslöser für Zyklogenesen, also eine Entwicklung von Tiefdruckgebieten. Aus diesem Grund wurde für den folgenden Tag ein Tief bei Großbritannien prognostiziert und auf den Namen LUANA getauft.

Um 01 Uhr MEZ des 2. Aprils befand sich das neu entstandene Tiefdruckgebiet LUANA über dem Nordostatlantik etwa 400 km südwestlich von Irland. Da es sich noch um ein relativ kleines Randtief handelte, war Tief LUANA mit einem Druck von etwa 1007 hPa noch eingebettet in die ursprüngliche Okklusionsfront. Als Okklusion wird eine Front bezeichnet, bei der großräumig warme Luftmassen von Kaltluft angehoben werden. Dies geschieht überwiegend bei Tiefdruckgebieten, wenn deren Kaltfront sich allmählich unter die mildere Luft des Warmluftsektors schiebt und somit die Warmfront einholt. In nördliche Richtung ging vom Kern eine Okklusion aus, die bei Schottland in die Okklusion eines Tiefs zwischen Grönland und Island überging. Eine weitere Okklusion wies nach Süden und wechselte bei den Azoren den Charakter in den einer Kaltfront. Im Einflussbereich der Wellenstörung um den entstehenden Wirbel LUANA wellte sich das zu der Front gehörige Wolkenband deutlich. Die mit diesen Wolken verbundenen Niederschläge waren zwar nicht besonders stark, blieben jedoch besonders über Großbritannien überwiegend stationär, sodass beispielsweise in Dublin und Camborne zwölfstündig 10 l/m² Regen bis 19 Uhr MEZ fielen. Auch in den Teilen Spaniens und Portugals, welche die Okklusion an diesem Tag überquerte, fielen ähnliche Niederschlagsmengen. So verzeichnete die Station in Viana do Castelo 18 l/m² und Lissabon immerhin an die 2 l/m² im selben Zeitraum wie zuvor.

Bis zum Nachttermin des 3. Aprils teilte sich das Tiefdruckgebiet LUANA in zwei Kerne auf. Der Wirbel LUANA I lag um 01 Uhr MEZ mit etwa 1005 hPa über Nordirland und zog an diesem Tag nordostwärts über Schottland. Das Tief LUANA II, ungefähr 600 km südwestlich von Irland, war mit 1000 hPa leicht stärker ausgeprägt. Für beide Kerne wurden jeweils Okklusionen analysiert, welche parallel in Nord-Süd Richtung ausgerichtet waren und nach Norden in die Fronten anderer unbenannter Tiefdruckzentren übergingen. In größerer Höhe, beispielsweise in der mittleren Troposphäre in etwa 5,5 km, waren die Tiefdruckzentren Teil eines ausgeprägten, kurzen Troges mit Achse von Grönland bis Portugal. Die stärkste Höhenströmung zog sich dabei südlich dieses Troges entlang. Im Süden von Tief LUANA II war zusätzlich der Druckgradient am stärksten ausgeprägt. Aus diesen Gründen wurde am 3. April mit zwei aufeinander folgenden Kaltfronten der Wirbel LUANA I und LUANA II polare Meeresluft nach Südwesteuropa geführt. Damit sanken zum Beispiel in Madrid die Tageshöchsttemperaturen im Vergleich zum Vortag um knapp 4 Grad. Die Kaltfronten brachten weiterhin Niederschlag in Portugal und Westspanien mit bis zu 5 l/m² Regen in 6 Stunden bis zum Mittagstermin wie in Santiago Labac oder 3 l/m² in Huelva. Die Okklusionen im Norden über Großbritannien und Teilen Mitteleuropas sorgten für ähnliche Niederschlagsmengen. In Plymouth fielen sechsstündig bis 13 Uhr MEZ 3 l/m² und später bei Utrecht 9 l/m² bis 01 Uhr MEZ des Folgetages. Die vielen, dicht beieinander liegenden Tiefdruckzentren und Frontensystem erzeugten weiterhin dichte Wolkenfelder, sodass sich in dessen Einflussbereichen an diesen Tagen kaum die Sonne zeigte. Dublin beispielsweise registrierte nur wenige Minuten Sonne. Mit der südwestlichen Strömung für Mitteleuropa wurde außerdem Saharastaub herantransportiert, der vermutlich für eine weitere Erzeugung von hohen Wolkenfeldern im Einlaufgebiet von Tief LUANA sorgte.

Im Verlauf des 4. Aprils zog der Höhentrog mit seiner Achse ostwärts über die Biskayaregion. Der Wirbel LUANA, welcher wieder nur als ein Kern mit etwa 998 hPa analysiert wurde, verlagerte sich dabei quer über Großbritannien. Als Front wurde erneut eine Okklusion analysiert, welche sich vom Kern in einem Bogen Richtung Nordosten zog und sich über Frankreich mit Kaltfrontcharakter nach Süden erstreckte. Weiterhin waren jedoch viele einzelne Tiefdruckzentren und deren schwache Frontensysteme im Bereich des Höhentroges mit wetterbestimmend. So war das Wetter wechselhaft mit sonnigen Abschnitten und einzelnen Regengebieten, welche 24-stündig aufsummiert bis zum Morgentermin des Folgetages im schottischen Inverbervie 25,4 l/m², in Homburg 20,1 l/m² und in Vichy 25,6 l/m² Regen brachten. Da sich Deutschland an diesem Tag auf der Vorderseite des Höhentroges innerhalb der südwestlichen Strömung befand, war es noch einmal für Anfang April recht mild mit weiträumigen Tageshöchstwerten über 20°C, wie an der Station in Berlin-Dahlem mit 20,1°C.

Am 5. April befand sich die Zyklone LUANA über der Küste  Schottlands mit unverändertem Kerndruck von knapp unter 1000 hPa. Vom Zentrum des Tiefs verlief die Okklusion nach Nordosten bis Südnorwegen. Dort teilten sich eine kurze Warmfront und eine Kaltfront in einem Bogen über der Ostsee und Deutschland und schließlich rückläufig als Warmfront über Frankreich bis zu einem weiteren Tiefdruckkern über Spanien auf. Dieses ausgeprägte Frontensystem überquerte im Tagesverlauf Dänemark, Westdeutschland und Südfrankreich mit 9 l/m² Regen bei Flensburg, 7,6 l/m² in Köln und 15 l/m² in Lyon in 12 Stunden bis 19 Uhr MEZ. Besonders im Stau der Alpen wurden die Niederschläge orographisch verstärkt, sodass großräumig auch Mengen über 20 l/m² gemessen wurden.

Im Laufe des 6. April zog das Tiefdruckgebiet LUANA nordwärts und verband sich nördlich von Schottland mit anderen, sich verstärkenden Tiefdruckzonen. Dadurch konnte das Tief LUANA nach rund 5 Tagen Lebensdauer nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 


Geschrieben am 17.05.2016 von Jannick Fischer

Berliner Wetterkarte: 05.04.2016

Pate: Mila-Luana König