Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet LUANA
(getauft
am 03.12.2018)
Entlang
einer Front des über der Nordsee liegenden Tiefdrucksystems JADWIGA-KERRIN
entwickelte sich in der Nacht zum 03.12.2019 über dem Nordatlantik ein neuer
Tiefdruckwirbel, der in der Prognose für den Folgetag auf den Namen LUANA
getauft wurde.
Das
Tief LUANA lag am 04.12. um 00 Uhr UTC, was 01 Uhr MEZ entspricht, mit einem
Kerndruck von unter 990 hPa nördlich der Azoren, auf einem Breitengrad mit Marseille.
Teile seiner nach Osten verlaufenden Warmfront waren in den vergangenen 24
Stunden bereits von der ihr nacheilenden Kaltfront eingeholt worden, sodass
sich aus diesen beiden zum 04.12. eine Okklusionsfront ausbildete, die die Eigenschaften
beider Fronten aufweist. Diese reichte gegen 00 Uhr UTC vom Kern des Tiefs nach
Osten bis zum Okklusionspunkt, der Stelle, an der Warm- und Kaltfront
ineinander übergehen. Vom Okklusionspunkt nordöstlich der Azoren zog sich
anschließend die Warmfront bis über die Nordküste Spaniens und ging nahe Bilbao
in das Frontensystem des Tiefs KERRIN mit Kern über Schweden über. Die der
Warmfront folgende Kaltfront beschrieb dagegen einen weiten Bogen über den
Atlantik Richtung Südwesten. Aufsteigende Luftmassen im Kernbereich des Wirbels
LUANA sowie entlang dessen Ausläufern hatten ein ausgeprägtes Niederschlagsfeld
entstehen lassen, das sich im Tagesverlauf Richtung Europa verlagerte. Dieses
traf gegen 12 Uhr UTC zunächst auf Irland und weitete sich anschließend auch auf
Südengland aus. Dabei fielen binnen 18 Stunden bis 06 Uhr UTC des folgenden Tages
am Flughafen von Cork 33,7 mm, an der Messstation des Johnstown Castle 39,0 mm
und am Roches Point 41,6 mm Regen. Über England fielen die Niederschläge
aufgrund der sich erst in der Nacht zum 05.12. nähernden Front geringer aus:
Innerhalb von zwölf Stunden wurden in London, je nach Stadtlage, zwischen 3,8
und 4,8 mm, in Plymouth 4,2 mm und im walisischen Sennybridge 12,8 mm Niederschlag
gemessen.
Am
05.12. befand sich das Zentrum des Tiefs LUANA, in dessen Kern der Druck um ca.
10 hPa angestiegen war, weiterhin über dem Atlantik und lag gegen 00 Uhr UTC
südwestlich von Irland. Sein Frontensystem hatte sich weiter ausprägen können,
sodass sich die Okklusionsfront um das Zentrum herum nach Osten erstreckte, wo
sie ihren Okklusionspunkt unweit der Südwestküste Irlands hatte. Von dort zog
sich die zugehörige Warmfront über Südwestirland, Cornwall und Westfrankreich
bis über die Pyrenäen. Die zugehörige Kaltfront verlief in südwestlicher
Richtung über den Atlantik, ehe sie im Verlauf in die Warmfront eines Tiefs bei
Madeira überging. Im Laufe des Tages okkludierten Warm- und Kaltfront immer
weiter. Die daraus resultierende Okklusionsfront zog mit dem Wirbel rasch nach
Osten voran und verlagerte sich über die Britischen Inseln und Frankreich
hinweg in Richtung Nordsee. Das zugehörige Niederschlagsband brachte dabei
binnen 24 Stunden bis 06 Uhr UTC am 06.12. in Le Touquet 10,7 mm, auf der Île
de Groix 13,6 mm und in Lannion 18,4 mm Regen. Abgesehen von der Nordwestküste
Frankreichs konzentrierten sich die Niederschläge jedoch vorrangig auf Wales
und England, über welche sich der Wirbel LUANA ostwärts verlagerte. So fielen im
genannten Zeitraum in Sennybridge 20,4 mm, auf der Isle of Man 22,4 mm und in
Capel Curig bis zu 25,8 mm Niederschlag. Beim Überqueren von Großbritannien und
Frankreich verloren Tief LUANA und seine Ausläufer jedoch rasch an Intensität.
Während an den Westküsten noch Niederschlagsmengen um 10 mm gefallen waren,
führte zumeist nur leichter Regen oder Sprühregen innerhalb von 24 Stunden zu
Niederschlagsmengen zwischen 1,2 und 2,2 mm in London, zwischen 1,2 und 3,2 mm im
Großraum Paris und am Flughafen von Rotterdam noch zu 3,6 mm. In der Nacht zum
06.12. erreichten die Fronten des Tiefs LUANA auch den Westen Deutschlands und
brachten anhaltenden, leichten Regen mit sich. So fielen binnen zwölf Stunden am
Flughafen Köln-Bonn 1,1 mm, in Trier 2,7 mm und in Emden 4,1 mm. In der Nord-
und Osthälfte Deutschlands schien am Tage hingegen nochmals die Sonne.
Beispielsweise konnte in Lübeck-Blankensee bei Höchstwerten von 4,3°C eine
Sonnenscheindauer von 5,7 Stunden und in Berlin-Dahlem bei einer Temperatur von
7,4°C bis zu 7,1 Sonnenstunden gemessen werden, ehe auch dort in den
Abendstunden die Wolkenbänder des Tiefs LUANA aufzogen. In höheren Lagen wie in
Carlsfeld oder auf dem Fichtelberg konnte die Sonne gar bis zu 7,3
beziehungsweise 7,5 Stunden lang genossen werden
Zum
06.12. war der Tiefdruckwirbel LUANA über Großbritannien hinweg nach Osten
gezogen und lag um 00 Uhr UTC mit einem Kerndruck von knapp 1010 hPa über der
zentralen Nordsee. Seine Okklusionsfront zog sich in einem Bogen über Brüssel,
Toulouse und Porta über den Atlantik nach Südwesten. Des Weiteren war dieser
Okklusionsfront eine teils Kaltfrontcharakter aufweisende Warmfront
vorgelagert, die einer anderen, unbenannten Zyklone südlich Islands zuzuordnen
war und sich von deren Zentrum über Edinburgh, Köln und Venedig bis über den Stiefel
Italiens zog. Entlang dieses Frontensytems verlagerten sich im Tagesverlauf die
dem Tief LUANA zuzuordnenden Niederschläge nach Osten, sodass sich in Deutschland
ein wolkenreicher, unbeständiger Witterungsabschnitt einstellte. Der
Schwerpunkt der Niederschläge lag dabei über den Küstenregionen sowie über dem
Harz. Durch anhaltenden Regen und Sprühregen wurden in Emden 24-stündig bis 06
Uhr UTC des Folgetages 3,9 mm, in Schleswig 6,3 mm und in Braunlage bis zu 9,9
mm Niederschlag gemessen. Je weiter die Niederschläge jedoch in den Osten und
Südosten vordrangen, desto mehr verloren sie an Intensität. So fielen im
Berliner Raum zwischen 0,7 mm in Potsdam und 1,4 mm am Flughafen Tegel. In
Cottbus waren noch 0,3 mm und in Hof 0,1 mm Niederschlag zu verzeichnen,
während in Leipzig und der Innenstadt von München nur vereinzelte Tropfen
beobachtet wurden. Gleichzeitig gelangten entlang der Südseite des Wirbels
milde Luftmassen subtropischen Ursprungs bis weit nach Deutschland, sodass die
Temperaturen verbreitet die 10°C-Marke überschritten. In Berlin-Dahlem wurden
somit maximal 10,1°C, in Bamberg 11,7°C und in Köln 12,8°C gemessen.
Spitzenreiter war die Stadt Andernach mit einem Tageshöchstwert von 13,3°C.
Nachdem sich die Niederschläge über Mitteleuropa zwischenzeitlich nahezu
aufgelöst hatten, konnte das Tief LUANA auf seinem Weg über die Nordsee
zwischenzeitlich nochmals Feuchtigkeit aufnehmen und sich intensivieren. An der
Ostflanke des sich Südskandinavien nähernden Wirbels trafen die Niederschläge
zunächst auf Norwegen und Schweden sowie nachfolgend auch auf Polen und das Baltikum.
Besonders über Norwegen intensivierten sich die Niederschläge aufgrund von
Hebungsprozessen beim Auftreffen auf die dortigen Gebirgsketten. So brachte teils
schauerartiger Regen innerhalb vom üblichen 24-Stunden-Messzeitraum in Takle 20,3
mm, in Sauda 18,1 mm und auf der Berghütte Jonshøgdi 19,8 mm Niederschlag. Im gleichen
Zeitraum fielen über Schweden 8,4 mm Regen in Göteborg, 10,4 mm in Blomskog und
13,4 mm im Naturreservat Kroppefjäll. Auf ihrem Weg in Richtung Baltikum
schwächten sie die Niederschläge erneut ab. Zwischen 18 und 06 Uhr UTC des
nächsten Tages fielen nahe Danzig noch 4,9 mm, in Stockholm 3,0 mm und in
Warschau 1,0 mm Niederschlag. Über der Ostsee nochmals vorübergehend an
Intensität zunehmend brachte meist leichter Regen oder Schneeregen im selben
Zeitraum im litauischen Laukuva und in Kaliningrad je 3,0 mm sowie in Tallinn
5,9 mm, während es in Lettland und in weiten Teilen Litauens bereits
weitestgehend trocken blieb.
Zum
07.12. war der Wirbel LUANA weiter ostwärts über Dänemark hinweg gezogen und befand
sich um 00 Uhr UTC mit einem Druck von knapp 1000 hPa über dem Kattegat
westlich von Göteborg. Dabei verliefen zwei Warmfronten vom Kernbereich
ausgehend Richtung Südosten bzw. Süden bis über die Alpen. Zudem erstreckte
sich die Kaltfront über Flensburg und Rotterdam und ging über der südlichen
Nordsee in die Warmfront des nachfolgenden Tiefs MARIELOU über. Im Tagesverlauf
schwächte sich die Zyklone LUANA immer weiter ab, sodass sie am folgenden Tag
nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte namentlich verzeichnet werden konnte.
Letzte Niederschläge konzentrierten sich noch auf das Baltikum und den
äußersten Westen Russlands, wo bis 18 Uhr UTC in St. Petersburg 0,3 mm, in
Kaliningrad 3,0 mm und im estnischen Retsine 5,2 mm Regen innerhalb von zwölf
Stunden gemessen werden konnten. In Vilnius brachte in gefrierenden Regen
übergehender Schneefall noch 6,0 mm mit sich.