Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet LUDMILLA

(getauft am 04.04.2014)

 

Mitte der ersten Aprilwoche bildete sich entlang der Kaltfront des Tiefs KAROLA über dem Balearischen Meer ein Wirbel, der am 04.04. auf den Namen LUDMILLA getauft wurde. Vom Kern ausgehend führte eine Warmfront in nördlicher Richtung über Frankreich bis zur Loire bei Tours. Die Kaltfront hingegen verlief zunächst in östlicher Richtung über Korsika hinweg und dann weiter in südlicher Richtung bis Sizilien. Das im Warmluftsektor, also der Bereich zwischen Warm- und Kaltfront, gelegene Montpellier verzeichnete einen deutlichen Anstieg der Tageshöchsttemperatur um über 30% in 24 Stunden von 17,3°C am Vortag auf 22,6°C. Im Einflussbereich der Kaltfront hingegen wurde in Calvi im Nordwesten Korsikas ein Temperaturrückgang um 10 Grad  von 22,6°C am Vortag auf 12,6°C registriert. Auch bei den Niederschlagsmengen war ein deutlicher Unterschied sichtbar. Während auf dem französischen Festland zumeist nur geringe Mengen an Niederschlag gemessen wurden, wie z.B. 1,8 l/m² in Nizza und 1,0 l/m² in Dijon innerhalb von 24 Stunden, so sah es auf Korsika gänzlich anders aus. In Calvi wurde eine Niederschlagsmenge von 21,1 l/m² im gleichen Zeitraum gemeldet, selbst in Ajaccio auf der Leeseite eines kleinen Küstengebirges fielen noch 6,3 l/m². Auf Sizilien wurden diese Werte aber noch um einiges übertroffen, so fielen in Prizzi in einer Höhe von 1035 m 42 l/m².

Bis zum 05.04. hat sich die Zyklone LUDMILLA schließlich über das Tyrrhenische Meer, zwischen Italien, Sizilien und Korsika, verlagert. Bei leicht auf 1005 hPa gestiegenem Kerndruck hatte das Tief begonnen zu okkludieren und eine Okklusionsfront auszubilden. Unter einer Okklusion versteht man eine Mischform der Warm- und Kaltfront, die die Eigenschaften beider in sich vereint und durch das Einholen der Warmfront durch die schneller ziehende nachfolgende Kaltfront im Okklusionspunkt entsteht. Diese Okklusionsfront verlief vom Kern in einem Bogen zwischen Sardinien und Korsika nach Norden, vorbei an Marseille und Dijon und ging schließlich bei Brüssel in ein anderes Frontensystem über. Eine weitere Okklusion reichte nach Nordosten bis nahe der Stadt Florenz. Mit dem Tief hatten sich auch die Niederschlagsgebiete ostwärts verlagert, dadurch fielen im süditalienischen Bonifati in 24 Stunden bis 06 Uhr UTC, was 08 Uhr MESZ entspricht, des Folgetages 43 l/m². Die nordwärts reichende Okklusion war dagegen nur wenig wetterwirksam. Brüssel verzeichnete in den Morgenstunden sich schnell auflösende Nebelfelder und in Frankreich erreichte Nantes mit 1,2 l/m² durch Sprühregen in der ersten Tageshälfte den höchsten Wert an Niederschlägen. Die Okklusion führte in Rom zu einem leichten Rückgang bei den nächtlichen Tagestiefstwerten, z.B. von 12,6°C auf 8,3°C am Flughafen Leonardo da Vinci.

Das Tiefdrucksystem LUDMILLA hatte bis zum 06.04. schließlich das Ionische Meer zwischen der Italienischen Halbinsel und Griechenland erreicht. Während seiner Verlagerung hatte der Kern abermals an Intensität verloren und wies nun nur noch einen Kerndruck von 1010 hPa auf. Das Frontensystem des Wirbels LUDMILLA bestand nun nur noch aus einer Okklusionsfront, die vom Kern aus in östlicher Richtung verlief und in einem Bogen vorbei an Arta, Lidavia und Athen führte, bevor sie über Kreta in die Warmfront eines unbenannten Randtiefs überging. An diesem Tag traten vermehrt niederschlagsarme Gewitter auf, so zum Beispiel in Thessaloniki, hier wurden Gewitter gegen 12 Uhr UTC gemeldet, die 0,7 l/m² an Niederschlägen mit sich brachten. Vom Flughafen Kerkyras wurden ebenfalls Gewitter gemeldet, die sogar nur vereinzelte Tropfen mit sich führten. Die Böen in Gewitternähe erreichten dafür teilweise stürmische Werte mit 8 Beaufort in Naxos.

Während sich das Frontensystem des Tiefs LUDMILLA im Laufe des Tages komplett auflöste, erreichte der Kern bei unverändertem Druck bis um 00 Uhr UTC des 07.04. die Region südöstlich von Antalya. Dies führte in der Türkei zu wechselhaftem Wetter. Während in Amasya bei nur vereinzelten Quellwolken die Tageshöchsttemperatur von 19°C am Vortag auf 26,6°C anstieg, gewitterte es über mehrere Stunden in Kastamonu, wo zudem 9 l/m² in 12 Stunden bis 18 Uhr UTC fielen. Ähnliches war bei den Windstärken zu beobachten, auf der einen Seite wurde Windstille in Merzifon und bis zu 72,3 km/h, also fast 9 Beaufort, in Gap Maydan gemeldet.

Sich weiter abschwächend verlagerte sich das Tief LUDMILLA weiter in Richtung Kleinasien und konnte daher nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 


Geschrieben 10.07.2014 von Patrick Ilmer

Berliner Wetterkarte: 06.04.2014

Pate: Ludmilla Zell