Lebensgeschichte

 

Tief LUDWIG

(getauft am 20.11.2009)

 

Am Mittwoch, den 18. November 2009, zog ein Tiefdruckgebiet, vom nördlichen Kanada aus, Richtung Osten. Auf der Vorderseite eines Höhentroges vor Neufundland konnte es sich weiter vertiefen. So taucht es am 19.11., mit einem Kerndruck unter 991 hPa bereits auf der Berliner Wetterkarte auf. Da sich abzeichnete, dass das Tief bald Mitteleuropa beeinflussen würde, bekam es am 20. November den Namen LUDWIG. Mit einem Kerndruck von unter 980 hPa lag dieser, bei ungefähr 50°N und 35°W, bereits weit draußen auf dem mittleren Atlantik und strebte weiter nach Osten voran.

Am Morgen des 21.11. erreichte LUDWIG, mit einem Luftdruck unter 972 hPa, ungefähr 55°N und 30°W. Seine Ausläufer erstreckten sich weit entlang der portugiesischen und spanischen Atlantikküste über die Biskaya bis nach Irland. Im Tagesverlauf gelangten diese, über Deutschland hinweg, bis nach Skandinavien. Das Zentrum von LUDWIG vertiefte sich stetig.

Mit dem tiefsten Kerndruck von unter 955 hPa erreichte das Tief den Orkan-Status. So waren die Auswirkungen entsprechend. LUDWIG brachte Großbritannien verbreitet Regen. Vor allem im Westen und Nordwesten Englands fielen mehr als 20 Liter Regen pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden. An der Station Capel Curig im Norden von Wales gab es in diesem Zeitraum 38 Liter. Vor allem an den Westküsten wurden verbreitet schwere Sturmböen, in Schottland örtlich auch Orkanböen registriert.

In Deutschland machte sich vor allem subtropische Meeresluft breit, in der die Temperatur im Lee der Gebirge gebietsweise über 15°C stieg. 

Mit einem Luftdruck unter 962 hPa erreichte das Tief am Sonntag, den 22.11., mit seinem Kern die Westküste Irlands. Die dazugehörige Kaltfront überstriff Mitteleuropa sehr rasch, wobei sich das zugehörige Regengebiet bei der Ostverlagerung im Tagesverlauf erheblich abschwächte. Während es im nördlichen Niedersachsen sowie in Schleswig-Holstein bis zum Mittag noch eine 6-stündige Niederschlagshöhe von 3 bis 4 Liter pro Quadratmeter gab, fiel in Mecklenburg-Vorpommern und in Brandenburg kein messbarer Regen. Im Westen Deutschlands heiterte es mittags zeitweise wieder auf.

Bis zum Montag, den 2311.., erreichte LUDWIG, mit einem Kerndruck unter 972 hPa, die schottische Ostküste. Im seinem Schlepptau entwickelte sich vor der Küste Irlands ein weiteres Tief, das fortan LUDWIG II genannt wurde. Dies erreichte zügig Mitteleuropa. Ihm vorgelagert war eine Welle, die infolge von Hebungsvorgängen vor der Warmfront zum Teil ergiebigen Regen brachte. So meldete Düsseldorf 10 mm, Essen 11 mm und Lüdenscheid 13 mm in 6 Stunden um 12 Uhr UTC. Bis um 18 Uhr UTC kamen innerhalb des nachfolgenden Warmsektors rund um das Ruhrgebiet weitere 5 mm bis über 25 mm hinzu, sodass z.B. aus Lüdenscheid eine 12-stündige Niederschlagsmenge von 30 mm gemeldet wurde. Aber auch im Harz wurden beachtliche 12-stündige Mengen verbucht: Braunlage 28 mm, Brocken 24 mm. Auf dem Brocken fiel bei einer Temperatur von 1°C auch Schneeregen. Sonst war es mit einer Höchsttemperatur von 10°C bis 12°C in Deutschland wieder recht mild. In Garmisch-Partenkirchen wurde mit 14,6°C die höchste Temperatur des Tages gemessen.
In Verbindung mit der Kaltfront von LUDWIG II überquerten am Abend Schauer und Gewitter den Nordwesten Deutschlands. Münster meldete um 06 Uhr UTC des Folgetages eine 12-stündige Niederschlagsmenge von 8 mm, Wunstorf westlich von Hannover 19 mm und Wittmundhaven sogar 25 mm.

Der Südwestwind wehte am Tag verbreitet mit Stärke 8 Beaufort im Tiefland, bis Stärke 12 Beaufort auf den Gipfeln der Mittelgebirge. Er erreichte mit dem Durchzug der Kaltfront in der folgenden Nacht auch in tieferen Lagen Stärke 10 Beaufort (Münster, Chemnitz). Im Berliner Raum traten wiederholt Böen der Stärke 8 Beaufort, vereinzelt auch 9 Beaufort auf.

In den nächsten Tagen wanderte LUDWIG weiter über Skandinavien und das Baltikum, bis er sich schließlich am Donnerstag, den 26. November, mit einem Kerndruck unter 1007 hPa, vollständig auflöste.

 


Geschrieben am 04.01.2010 von Norbert Rupsch

Wetterkarte: 22.11.2009

Pate: Hans Ludwig Reder