Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
LUIS
(getauft
am 10.03.2021)
Aus der Prognosekarte der Berliner
Wetterkarte für den 11.03.2021 12 UTC, also 13 Uhr MEZ, ging hervor, dass sich ein
Tiefdruckgebiet über dem Nordosten Kanadas bilden und in den kommenden Tag mit
westlicher Strömung über den Atlantik hinweg Kurs auf Europa nehmen sollte. Aus
diesem Grund entschieden sich die Meteorologen der Berliner Wetterkarte dieses
Tief bereits am 10.03.2021 auf den Namen LUIS zu taufen.
Bis zum 12.03. um 01 Uhr MEZ verlagerte
sich Tief LUIS nach Osten und befand sich mit einem Kerndruck von knapp 1000
hPa mittig über dem Atlantik zwischen den Britischen Inseln und Kanada. Seine Warmfront erstreckte sich vom Kern aus in südöstliche
Richtungen über den Ozean, die Kaltfront in südwestliche Richtungen, wo sie
schließlich über Neufundland in die Warmfront eines über dem kanadischen
Festland befindlichen unbenannten Tiefdruckgebiets überging. Zum Abend hin
erreichten die Ausläufer des Tiefdruckwirbels die Britischen Inseln und sorgten
dort für leichten bis mäßigen Regen. Die Wetterstation in Capel Curig, einem Dorf in Wales, meldete maximale 6-stündige
Niederschlagswerte von 12 mm bis um 01 Uhr MEZ des Folgetages. Auch der Wind
gewann im Verlauf des Abends an Stärke, vor allem entlang westlicher
Küstenregionen wurden kräftige Windböen, teils mit Windstärke 12, also
Orkanstärke, gemessen. Höchstwerte meldete die im Südwesten Irlands liegende
Insel Sherkin Islands um 23 Uhr MEZ mit
Geschwindigkeiten von bis zu 126 km/h.
Bis zum 13.03. um 01 Uhr
MEZ verlagerte sich das Tief ostwärts und befand sich mit seinem Kern genau
über der Seestraße zwischen Irland und Schottland. Mit einem Bodendruck von
circa 980 hPa hatte sich die Zyklone im Vergleich zum Vortag deutlich
verstärkt. Eine Okklusionsfront, also eine Mischfront, die durch das Einholen
der Warmfront durch die Kaltfront entsteht, überquerte Irland von Südwest nach
Nordost, verlief weiter durch den Kern der Zyklone und schließlich südlich bis
zum Okklusionspunkt, also dem Ort, an dem Kalt- und Warmfront im Bodenniveau
aufeinandertreffen, mittig über Großbritannien. Von dort aus erstreckte sich
die Warmfront südöstlich durch Belgien bis nach Frankreich, die Kaltfront
verlief südwestlich über den Atlantik. Nordwesteuropa war als Folge des
Frontendurchgangs von schwachem bis mäßigem, teils langanhaltendem Regen
betroffen. In Deutschland fielen bis 19 Uhr MEZ 12-stündige Niederschlagsmengen
von bis zu 19 mm, zum Beispiel in der Gemeinde Todtmoos in Baden-Württemberg.
Des Weiteren brachte Tief LUIS vermehrt schwere Sturmböen der Windstärke 10, in
Gebirgsregionen vereinzelt sogar Orkanstärke, mit sich. Auf dem Brocken wurde
um 19 Uhr MEZ eine Spitzengeschwindigkeit von 133 km/h gemessen, auf der
Schneekoppe erreichten die Böen sogar Geschwindigkeiten von bis zu 159 km/h.
Am 14.03. um 01 Uhr MEZ
hatte sich Tiefdruckwirbel LUIS mit einem Kerndruck von knapp 985 hPa bis zur Deutschen
Ostseeküste verlagert. Seine Okklusionsfront erstreckte sich von Brüssel
nordöstlich durch den Kern des Tiefs und weiter südöstlich bis zum
Okklusionspunkt nördlich von Warschau, von wo aus die Warmfront bis nach
Belgrad reichte, und die Kaltfront westlich von dieser über Budapest in die
Warmfront des mit Kern über Norditalien liegenden Tiefdruckgebiets MARIUS
überging. Die Fronten sorgten im Bereich von Norddeutschland und Osteuropa für
verbreitet schwache ausgeprägte Niederschlagsgebiete. In der Nordhälfte
Deutschlands erreichte der Niederschlag 12-stündig bis 19 Uhr MEZ eine Höhe von
bis zu 9 mm, beispielsweise im Wuppertal-Buchenhofen.
Im Süden Deutschlands fiel der Niederschlag im Einflussbereich von Tief MARIUS
teils stärker aus. Der Wind schwächte sich bis zum Morgen hin deutlich ab und
erreichte in Böen meist nur noch Stärke 7, in Gebirgsregionen vereinzelt
weiterhin Orkanstärke. Auf der Schneekoppe wurden um 7 Uhr MEZ noch Spitzenböen
mit einer Geschwindigkeit von 122 km/h aufgezeichnet. Auf der Vorderseite von
Zyklone LUIS strömten durch die Drehrichtung des Tiefs (gegen den
Uhrzeigersinn) warme Luftmassen aus südlichen Richtungen heran, wodurch im
Nordosten Europas für die Jahreszeit überdurchschnittlich hohe Temperaturen erreicht
werden konnten. In der finnischen Stadt Oulu wurden Höchsttemperaturen von bis
zu knapp 5°C gemessen. Am Vortag betrugen die Maximalwerte dort noch -2°C.
Am Folgetag, dem 15.03.
um 01 Uhr MEZ befand sich Tiefdruckgebiet LUIS mit seinem Kern über dem
finnischen Meeresbusen zwischen Finnland und Estland. Mit einem Kerndruck von
circa 995 hPa hatte sich die Zyklone bereits etwas abgeschwächt. Die
Okklusionsfront des Tiefs verlief zunächst spiralförmig um den Kern und weiter
in südliche Richtungen über St. Petersburg und ging östlich von Minsk in die
Warmfront von Tief MARIUS über Bulgarien über. Zusätzlich erstreckte sich eine
weitere Okklusion von Helsinki aus nach Osten bis über der Grenze zu Russland.
Im Einflussbereich der Fronten kam es zu leichten Regen- und Schneeschauern.
Bis 19 Uhr MEZ betrugen die 12-stündigen maximalen Niederschlagshöhen 11 mm,
gemessen in der Stadt Heinola im Süden Finnlands.
Unter weiterer
Abschwächung verlagerte sich Tiefdruckwirbel LUIS bis zum 16.03.2021 mit einem
Bodendruck von knapp 1005 hPa um 01 Uhr MEZ bis zur finnisch-russischen Grenze
nördlich von St. Petersburg. Vom Kern aus erstreckte sich die Okklusionsfront
in südöstliche Richtungen und ging östlich von Moskau in die Warmfront von Tief
MARIUS über, welcher sich über der rumänischen Küste zum Schwarzen Meer befand.
Tief LUIS brachte im Osten Finnlands noch vereinzelt schwache Regen- und
Schneeschauer mit 12-stündigen Niederschlagssummen von bis zu 4 mm mit sich.
In den folgenden zwei
Tagen verlagerte sich das Tief weiter östlich über den Norden Russlands und hatte
demnach keinen Einfluss mehr auf das Wettergeschehen Europas, dabei schwächte
es sich kontinuierlich weiter ab. Im Tagesverlauf des 18.03. löste sich Tief
LUIS vollständig auf, so dass es ab dem 19.03. nicht weiter namentlich auf den
Bodenkarten der Berliner Wetterkarte verzeichnet wurde.