Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
LULU
(getauft
am 26.09.2012)
Am 25.09. entwickelte sich im Verlauf des
Tages zwischen Neufundland und der Südspitze Grönlands ein Trog, also ein
Kaltluftvorstoß in 500 hPa, was einer Höhe von etwa 5500 m entspricht. An dessen
Vorderseite befand sich ein Tiefdruckgebiet am Boden, welches am Folgetag auf
den Namen LULU getauft wurde.
Die Zyklone wies zu diesem Zeitpunkt einen
Kerndruck von ca. 995 hPa und ein bereits zum Teil okkludiertes Frontensystem
auf, d.h. die schnellere Kaltfront hatte die Warmfront bereits teilweise eingeholt
und es entstand eine Mischfront, die sogenannte Okklusion. Im weiteren
Tagesverlauf zog der Wirbel zügig unter relativ konstant bleibenden Kerndruck weiter
nach Osten und befand sich am 27.09. zwischen der Südspitze Grönlands und
Island. Die im Einflussbereich von Tief LULU liegende isländische Hauptstadt
Reykjavik registrierte unter dem Einfluss polarer Luftmassen eine Abkühlung der
Tageshöchsttemperatur um 2 Grad im Vergleich zum Vortag. Unter stetiger
Intensivierung des Kerndrucks verlagerte sich die Zyklone in den Folgestunden langsam
weiter nach Südosten.
In der 00 Uhr UTC Analyse, das entspricht
02 Uhr MESZ, der Berliner Wetterkarte am 28.09. befand sich der Wirbel LULU südöstlich
von Island und wies inzwischen einen Kerndruck von etwa 980 hPa auf.
Darüber hinaus hatte sich das Tiefdruckgebiet bis zu diesem Zeitpunkt zu einem
voll okkludierten Wirbel entwickelt. Vom Zentrum aus verlief eine
Okklusionsfront in einem Bogen zunächst nach Osten und drehte auf geografischer
Breite des Nullmeridians nach Süden, um auf Breite der schottischen Stadt
Edinburgh den Charakter einer Kaltfront anzunehmen. Das Frontensystem blieb
jedoch wenig wetterwirksam, sodass die Tageshöchsttemperaturen im Vergleich zum
Vortag in etwa gleich blieben. Lediglich an einigen Wetterstationen stieg die
Temperatur um ca. 1 Grad wie z.B. in Glasgow, Edinburgh, Manchester und
Plymouth. Nach Durchzug der Front fiel in Großbritannien verbreitet Regen mit
Niederschlagsmengen von 7 l/m² in Glasgow und 2 l/m² in Plymouth. Im weiteren
Tagesverlauf zog der Wirbel LULU unter leichter Abschwächung weiter nach
Südosten.
Am Folgetag befand sich das Zentrum des
Tiefdruckgebietes bei den Färöer Inseln, wobei der Kerndruck etwa 990 hPa
betrug. Die Okklusion des Tiefs LULU zog an diesem Tag über Deutschland hinweg
und brachte in der Nordhälfte verbreitet Schauer mit sich. In
Schleswig-Holstein wurden dabei Niederschlagsmengen von 8 l/m² in St.
Peter-Ording und 10 l/m² in Leck registriert. Dort und im Bereich der
Küstengebiete wurden Tageshöchsttemperaturen von ca. 15°C erreicht, während
beispielsweise in Sachsen etwa 19°C gemessen wurden.
Ein nachfolgendes Hochdruckgebiet drängte
die Zyklone LULU weiter nach Osten und im Zuge dessen verlagerte sich der Kern,
in welchem ein Druck von unter 1000 hPa analysiert wurde, bis zum 30.09. nach Zentralnorwegen
auf geografischer Breite der Stadt Trondheim. Die Okklusionsfront schob sich weiter
nach Osten vor und überquerte Weißrussland, die Baltischen Staaten und die westlichen
Gebiete Russlands. In dieser Region war es ganztägig stark bewölkt und es fiel
verbreitet etwas Regen mit Niederschlagsmengen von 2 l/m² in Tallinn und 4 l/m²
in Minsk. Im weiteren Tagesverlauf schwächte sich das Tiefdruckgebiet weiter ab
und das Zentrum verlagerte sich bis etwa 70 km nordöstlich von Moskau.
In der 00 Uhr UTC Analyse am 01.10. wies der
Kern einen Druck von ca. 1005 hPa auf und die
Okklusionsfront verlief in einem Bogen nach Süden und teilte sich etwa 80 km
nördlich des Asowschen Meeres in Warm- und Kaltfront. In den darauffolgenden 48
Stunden drängte ein nachfolgendes Hochdruckgebiet das Tief LULU weiter nach
Osten bis hinter das Uralgebirge, wobei der Wirbel am 03.10. zum letzten Mal
auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.
Geschrieben am 07.11.2012 von Thomas Klötzke
Berliner
Wetterkarte: 29.09.2012
Pate:
Lulu Mey