Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet MADELEINE

(getauft am 21.04.2018)

 

Auf der Vorderseite eines Trogs, also eines Kaltluftvorstoßes nach Süden in einer Höhe von ca. 5,5 km, bildete sich am 19.04.2018 etwa 500 km westlich von Neufundland ein Tiefdruckgebiet. Im Verlauf des nächsten Tages zog dieser Wirbel weiter nach Nordosten und lag am 20.04.2018 ca. 1500 km östlich von Neufundland. Zum nächsten Tag verlagerte sich die Zyklone dann durch die starke Westwinddrift weitere 2500 km in Richtung Osten. Da die ostwärtige Verlagerung anhalten und das Tief somit Einfluss auf das europäische Wettergeschehen nehmen sollte, taufte die Berliner Wetterkarte dieses Tief in der Analyse für den 21.04.2018 auf den Namen MADELEINE.

Das Tief MADELEINE lag am 21.04.2018 um 02 Uhr MESZ ca. 1300 km nordwestlich von Irland mit einem Kerndruck von unter 1000 hPa. Es hatte sich bereits im Lauf der letzten Tage eine Okklusion ausgebildet, welche auch an diesem Tag Bestand hatte. Die Mischfront verlief zunächst nach Südosten bis zum Okklusionspunkt, welcher 500 km westlich von Irland lag. Dieser Punkt beschreibt in der Meteorologie den Ort, an dem Warm- und Kaltfront beginnen sich miteinander zu vereinen, da die Kaltfront die Eigenschaft besitzt schneller zu strömen als die Warmfront und diese mit der Zeit beginnt einzuholen. Die entsprechende Warmfront erstreckte sich nach Südwesten bis zu den Azoren. Die kurze Kaltfront verlief in südwestliche Richtung. Das Frontensystem von Wirbel MADELEINE erreichte erst in der Nacht europäisches Festland, trotzdem regnete es an manchen Stationen in den Abendstunden ergiebig. Durch das Auftreffen auf Land wurden Hebungsvorgänge freigesetzt, sodass der Niederschlag schauerartig verstärkt wurde. Dies war an der gesamten Westküste Irlands nachvollziehbar, wobei vor allem die Stationen Mace Head und Valentia Observatory hervorstachen. Dort wurden am späten Abend in einem 6-stündigen Messintervall 13 bis 15 mm gemessen.

Zum nächsten Tag hatte sich Tiefdruckzone MADELEINE nach Nordosten fortbewegt und lag um 02 Uhr MESZ 500 km südlich von Island. Am Kerndruck des Tiefdruckgebiets MADELEINE hatte sich mit 995 hPa kaum etwas verändert. Die Okklusionsfront verlief nach Süden und überquerte Westirland, bevor sie 1500 km südwestlich davon in die Warmfront des Tief NOLLAIG bei Neufundland überging. Die Mischfront zog im Tagesverlauf über das Vereinigte Königreich hinweg und verursachte ebenfalls signifikante Wetterzustände. Für einen Frontendurchgang waren die Niederschlagsmengen für diese Region allerdings verhältnismäßig gering. Die höchsten Regenmengen fielen südöstlich von Glasgow mit 8 bis 9 mm. Der Wind wehte im Mittel in Großbritannien mäßig, in Böen wurden auf exponierten Hügeln Sturmböen erreicht. Die stärkste Windböe mit 91 km/h wurde auf dem 1245 m hohen Hügel Cairngorm gemessen, welcher als einer der windigsten Orte der Welt gilt. Der Rekord liegt hier bei 278 km/h aus dem Jahr 1986. Im Vergleich zum Vortag sank die Tageshöchsttemperatur um teilweise 8 Kelvin, wie zum Beispiel auf dem Great Dun Fell. Dort war ein Temperaturabfall von 12 auf 4°C festgestellt worden. Nur in Südostengland kletterten die Temperaturen auf über 20°C.

Am Montag, dem 23.04.2018, konnte die Zyklone MADELEINE mit einem minimalen Druck von unter 990 hPa 500 km nördlich von Großbritannien verortet werden. Die Okklusion hatte sich stark nach Südosten verlagert und lag nun direkt vor der Westküste Norwegens, bevor sie sich über der Nordsee in eine Warm-und Kaltfront aufsplittete. Die Warmfront erstreckte sich nach Südosten über Berlin und Wien bis nach Budapest, wo sie in eine Kaltfront überging. Die Kaltfront verlief über Amsterdam, Brüssel und Paris bis zum nordöstlichen Kap Spaniens. Der Wirbel MADELEINE sorgte in zwei Regionen Mitteleuropas für teilweise größere Regenmengen. Zum einem traf die Mischfront die Westküste Norwegens, wo es aufgrund von Hebungsvorgängen am Gebirge zu schauerartigen Niederschlägen kam. Vor allem in der Region um Bergen regnete es teilweise bis zu 23 mm in 12 Stunden bis 06 Uhr. Allerdings regnet es dort jährlich etwa 2250 mm, die Bevölkerung ist diese Mengen also gewohnt. Die Kaltfront sorgte nördlich von Heidelberg an den Stationen Grasellenbach-Hammelbach und Oberzent-Beerfelden für 39 mm bzw. 34 mm. Ein Temperaturabfall konnte vor allem in Deutschland dokumentiert werden. Hierbei wurde das Hoch ONNI abgelöst, welches am Vortag für sommerlich warme Temperaturen verantwortlich war und nun weiter in Richtung Polen gezogen war. Den größten Unterschied gab es in Freiburg mit einer Temperaturdifferenz von
14 Kelvin von 30 auf 16°C.

Wirbel MADELEINE zog zum nächsten Tag weiter bis 400 km westlich der Küste Norwegens und verstärkte sich hierbei nochmals, was auch an dem Druckabfall auf ca. 985 hPa zu erkennen war. Die Okklusion lag wellenartig über Skandinavien über Vilnius bis nordöstlich von Warschau, wo der Okklusionspunkt verortet war. Die Warmfront erstreckte sich von dort nach Südosten bis nach Bukarest. Die Kaltfront verlagerte sich nach Südwesten und überquerte hierbei Prag und Mitteldeutschland bis östlich von Bordeaux, wo sie in eine Warmfront überging. Zyklone MADELEINE und ihr Frontensystem sorgten an der Küste Norwegens für signifikantes Wetter. An fast allen Stationen fielen um die 10 mm, den Tagesrekord hielt Fossmark mit 34 mm. Außerdem frischte der Wind auf und erreichte vereinzelt auch Sturmcharakter. An einer Steilküste in Soemna/Kvaloyfjellet wehte der Wind in Böen mit 96 km/h, Windstärke 10 Beaufort. Außerdem sank die Temperatur im Skandinavischen Gebirge auf frostige Temperaturen. In der Nacht vom 24.04. auf den 25.05. lagen die Tiefsttemperaturen bei -6 °C in Tarfala, sodass der Niederschlag oftmals auch als Schnee fiel.

Bis zum nächsten Tag verblieb das Tief MADELEINE nahezu stationär vor der norwegischen Küste. Es war eine Okklusion sowohl nach Osten als auch nach Westen ausgeprägt. Die westliche Mischfront verband das steuernde Tief mit einem Teiltief, welches am nächsten Tag als MADELEINE I benannt wurde. Die östliche Okklusion stellte ebenfalls eine Verbindung zu einem weiter nordöstlich gelegenen Wirbel her. Durch die stationäre Lage des Kerns des Tiefs MADELEINE waren die Stationsmeldungen an diesem Tag sehr ähnlich zum vorherigen Tag. Die Regengebiete hatten sich etwas nach Nordosten verschoben, aber auch diesmal lag der Schwerpunkt der Niederschläge wieder über Norwegen. In Skamdal regnete es 20 mm, in der direkten Umgebung zwischen 10 und 15 mm. Der Wind verhielt sich identisch zum Vortag. Die höchste Windgeschwindigkeit wurde erneut am Soemna/Kvaloyfjellet mit über 90 km/h erreicht.

Das Tief MADELEINE splittete sich am 26.04. in zwei Teiltiefs auf. Wirbel MADELEINE I hatte einen Druck von unter 990 hPa im Kerngebiet und lag frontenlos nördlich der Färöer-Inseln. Zyklone MADELEINE II befand sich über dem Grenzgebiet von Schweden und Finnland mit einem Kerndruck von unter 995 hPa. Eine Okklusion zog sich nach Südosten bis südöstlich von Moskau. Vom Okklusionspunkt aus erstreckte sich eine Kaltfront nach Südwesten und ging in die Warmfront des Tief OTTILIA, welches sich südöstlich von Talinn befand, über. Die Warmfront lag nach Südosten ausgerichtet und überquerte Wolgograd, bevor sie den Kartenausschnitt verließ. Nur in örtlich begrenzten Regionen sorgte Tief MADELEINE für einen verhältnismäßig hohen Niederschlag für die Gegend Cerepovec in Westrussland. Hier fielen im umliegenden Gebiet 16 mm.

Das Tief war zum folgenden Tag nahezu stationär mit einem leicht erhöhten Kerndruck von ca. 1000 hPa. MADELEINE II hatte sich nach Nordosten bis nördlich der Halbinsel Kola verlagert. Die beiden Teiltiefs wurden durch ein neu entstehendes Frontensystem verknüpft. Von Wirbel MADELEINE I ging eine Warmfront aus, welche in der Kaltfront von Tiefdruckgebiet MADELEINE II endete. Von Zyklone MADELEINE II erstreckte sich außerdem eine Warmfront nach Nordosten. Durch die ähnliche Lage des gesamten Komplexes waren die Messwerte erneut sehr ähnlich zum Vortag. Im nördlichsten Bereich Norwegens regnete es nur 5 mm, ansonsten konnte kein Unterschied zu den Vortagen herausgearbeitet werden.

Am nächsten Tag waren zwar die ursprünglichen Teiltiefs von Zyklone MADELEINE I und II noch erkennbar, allerdings hatte der Einfluss von Wirbel MADELEINE II so stark nachgelassen, dass auf die weitere Benennung verzichtet wurde. Wirbel MADELEINE hatte sich nur ca. 100 km nach Osten verlagert und befand sich nun direkt vor der Küste Norwegens mit einem Druck von unter 1005 hPa. Die kurze Warmfront verlief in Richtung Südosten bis nach Finnland, brachte aber kein signifikantes Wetter mit sich.

Am 29.04. 2018 waren keine geschlossenen Isobaren, also Linien gleichen Luftdrucks, mehr um den Kern der Zyklone MADELEINE erkennbar. Dies bedeutet, dass sich der Druck an die Umgebung angepasst hatte und das Druckgleichgewicht wiederhergestellt war. Das Tief MADELEINE lag über Finnland im Grenzgebiet zur Halbinsel Kola. Die Lage der Frontensysteme hatte sich dabei kaum verändert. Die Warmfront erstreckte sich nach Südosten und mündete über Archangelsk in der Kaltfront eines unbenannten Tiefs. Auch an diesem Tag wurde kaum noch signifikantes Wetter gemeldet bis auf wenige Regentropfen oder ein paar vereinzelte Schneeflocken. Im Laufe des Tages löste sich das Tief MADELEINE auf und konnte daher nicht weiter auf der Karte der Berliner Wetterkarte analysiert werden.