Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  MAHMUT

(getauft am 22.12.2003)

 

Am 22.12. entwickelte sich an der Spitze eines Höhentroges über Norditalien der Wirbel MAHMUT. Er brachte subpolare Meeresluft mit sich, welche aber über dem Mittelmeer durch die noch hohen Temperaturen von 15-20°C stark labilisiert wurde. Somit entstanden dort zahlreiche Schauer und Gewitter. Auf der Insel Korfu meldete Kerkyra eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 55 Liter pro Quadratmeter, bedingt durch die Hebung am Gebirge Pindos. Die Kaltfront erreichte auch die Sahara, wo sie aber nur wenig wetterwirksam wurde. Auf der Westseite des Mittelmeerwirbels MAHMUT gelangte die Kaltluft nun auch bis nach Nordafrika und löste beim Überströmen des noch 20°C warmen Wassers vor der lybischen Küste Schauer und Gewitter aus. Der über Mitteleuropa verlaufende Trog schwenkte weiter nach Osten, wo sich über dem zentralen Mittelmeergebiet in der 500hPa Fläche ein Höhenwirbel abspaltete. Zusammen mit dem bereits dort vorhandenem Bodentief MAHMUT löste er vor allem auf der Balkanhalbinsel ergiebige Niederschläge aus, die dort besonders im scharf ausgeprägtem Übergangsbereich zu der feuchten subtropischen Meeresluft und der von Norden heranströmenden kalten Luft arktischen Ursprungs entstanden. So fiel in Griechenland innerhalb von 24 Stunden verbreitet mehr als 10 Liter Regen pro Quadratmeter. In Athen beispielsweise fielen 31 und in Andravida an der Westküste des Peloponnes sogar 68 Liter. Eine weitaus höhere Niederschlagsmenge gab es allerdings in Bulgarien. Dort wurde in Kurdjali im Süden des Landes eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 133 Litern gemessen. Weiter nördlich fiel der Niederschlag auch in den Niederungen vielfach als Schnee. So wurde in Veliko Tarnovo südlich von Bukarest eine 27cm hohe und in der Hauptstadt selbst eine 11cm hohe Schneedecke gemessen. Einen Tag später am 25.12. wurde selbst in Kurdjali eine 8cm hohe Schneedecke gemessen und in Bukarest erhöhte sie sich auf 23 cm. In weiten Teilen Rumäniens führte der Schnee laut Pressemeldungen auch im Donautal zu erheblichen Behinderungen und teilweise auch zum Zusammenbruch des Verkehrs.

Tief MAHMUT verlagerte seinen Schwerpunkt etwas weiter nach Osten, wo diesmal die Südküste und küstennahe Regionen der Türkei von zum Teil unwetterartigen Niederschlägen betroffen waren. Nachdem es in Antalya in der Nacht zum 24.12. bereits 12-stündig 96 Liter pro Quadratmeter geregnet hatte, was dort zu verheerenden Überschwemmungen geführt hatte, fielen vom 25.12.abends bis 06 UTC am 26.12 dort nochmals 153 Liter pro Quadratmeter. Damit gingen in Antalya in dem 72-stündigen Zeitraum vom 23.12. bis 26.12 insgesamt 296 Liter nieder. Im langjährigen Klimamittel fallen dort im Monat Dezember 223 Liter. Das Tief MAHMUT zog weiter östlich und löste sich dann über dem Süden der Türkei auf.


Geschrieben am 13.01.2004 von Andrea Schöne

Wetterkarte: 23.12 – 26.12

Pate: Heidi Kolloch