Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet MALTE

(getauft am 25.01.2021)

 

Am 24. Januar 2021 entstand am südlichen Rand des Tiefs LARS I, welches westlich von Neufundland lag, ein Randtief, das sich schnell verstärkte und an den Resten des anderen Tiefdruckgebiets nach Osten vorbei auf den Atlantischen Ozean hinaus zog und am 25. Januar in der Analyse von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte auf den Namen MALTE getauft wurde.

Um 01 Uhr deutscher Zeit befand sich dabei der Tiefdruckwirbel südöstlich von Neufundland mit einem Kerndruck von etwa 970 hPa. Dabei lag Tief MALTE auf der Vorderseite eines Höhentroges, also östlich eines Tiefdruckgebietes in der Höhe, im Bereich des Jetstreams. Der Jetstream ist ein Gebiet hoher Windgeschwindigkeit in der Höhe, der warme von kalten Luftmassen trennt. Vom Tiefdruckgebiet gingen dabei zwei Fronten aus, dazu gehörte eine Okklusion in Richtung Südwesten. Eine Okklusion entsteht, wenn eine Kaltfront eine Warmfront einholt und sich die beiden vereinen. Die andere Front, bei der es sich ebenfalls um eine Okklusion handelte, verlief vom Kern des Druckgebietes aus nach Osten, wo sie sich schließlich am sogenannten Okklusionspunkt nördlich der Azoren in eine Warmfront und eine Kaltfront aufspaltete. Die Warmfront verlief vom Okklusionspunkt aus nach Osten und verband sich dort mit einer Kaltfront eines unbenannten Tiefdruckgebietes, die Kaltfront ging stattdessen nach Süden, ebenfalls weiter über den Atlantik. Von dort aus verlagerte sich Tief MALTE mit dem Jetstream nach Nordosten.

Am 26. Januar befand sich das Tiefdruckgebiet mit einem Kerndruck von 968 hPa südlich von Grönland. Die westlich gelegene Okklusion hatte sich aufgelöst und vom Kern aus ging nur noch eine Okklusion nach Osten ab, die südlich von Island in eine Warmfront überging und von dort weiter nach Südosten an der Küste von Irland entlang bis hinunter nach Spanien verlief, wo sie sich mit einer Kaltfront eines unbenannten Tiefdruckgebietes über Griechenland verband. Eine weitere Okklusion begann südlich des Übergangs der anderen Okklusion und befand sich westlich der Warmfront. Südwestlich von Irland lag hierbei der Okklusionspunkt, von wo sich eine Warmfront weiter nach Süden bis nach Lissabon zog und eine Kaltfront nach Südwesten bis zu den Azoren verlief, wo sie mit einer stationären Front verbunden war. Weiterhin hatten sich um Tief MALTE zwei Randtiefs gebildet, eines mit knapp 995 hPa im Südwesten, südöstlich von Neufundland und eines im Nordosten mit ungefähr 1000 hPa an der südwestlichen Küste Islands. Die Warmfront brachte für Irland einen Tag mit gelegentlichem leichten Regen und Sprühregen, der zum Abend abzog und sich verbreitet an den Küsten Nebel bildete. Die Höchsttemperatur lag zum Großteil bei 9°C bis 10°C, zum Beispiel wurden in Dublin genau 10,0°C erreicht. Die niedrigste Höchsttemperatur an dem Tag wurde in Nordirland in Portglenone mit 5,4°C verzeichnet, am wärmsten wurde es an der Südwestküste mit bis zu 10,7°C in Valentia. Durch den Nebel sank die Sichtweite am Abend zeitweise auf 100 m ab, zum Beispiel in Belfast. Bis zum frühen Morgen des nächsten Tages fielen in Nordirland hierbei 2-4 mm Regen, in Irland selbst ging es meist kaum über 2 mm hinaus. Einzige Ausnahme ist hierbei Shannon an der Westküste, wo innerhalb von 24 Stunden (von 06 Uhr bis 06 Uhr des Folgetages) 8,0 mm fielen.

 

Am nächsten Tag um 01 Uhr deutscher Zeit hatte sich der Kern des Tiefdruckgebietes MALTE in zwei Teile aufgespaltet. Bei beiden Kerne befanden sich dabei etwas südlich zwischen Grönland und Island auf dem Atlantischen Ozean. Dabei lag MALTE I mit 976 hPa im Südwesten und MALTE II mit 989 hPa nordöstlich. Die beiden Kerne waren durch eine Okklusion miteinander verbunden. Eines der Randtiefs hatte sich vom Süden der Konstellation nach Osten verlagert und lag als MALTE III als etwas schwächerer Tiefdruckkern mit 1003 hPa vor der schottischen Westküste. MALTE III war ebenfalls durch eine Okklusion mit dem Kern MALTE II verbunden. Im Süden des gesamten Komplexes hatte sich ebenfalls an einem Randtief das Tief NICOLAI gebildet. Auch im Norden lag noch ein schwaches Randtief, welches einen Kerndruck von knapp 1010 hPa besaß. Die Okklusion, die durch die drei Kerne verlief, ging von dort aus weiter über Schottland und England bis nach London, wo sie sich in eine Warm- und eine Kaltfront aufspaltete. Die Warmfront verlief von London aus nach Süden über Westfrankreich, die Biskaya und den Osten Spaniens hinaus auf das Mittelmeer. Die Kaltfront hingegen verlief nach Westen, wo sie sich bei Plymouth mit einer weiteren Warmfront verband, die über Irland hinaus auf dem Atlantischen Ozean zog und ihren Ursprung in einer Okklusion in der Nähe des Kerns von MALTE I besaß. Von dieser Okklusion ging auch eine weitere Kaltfront nach Süden ab, die sich mit einem Tief zwischen MALTE I und NICOLAI verband. In den kommenden Stunden löste sich MALTE II auf, während MALTE I relativ stationär auf dem Atlantischen Ozean blieb. MALTE III hingegen wanderte schnell von Schottland aus nach Osten über die Nordsee, während dessen Fronten über den Norden Frankreichs und Deutschland hinwegzogen. Derweil es im Norden Frankreichs, den Benelux-Ländern und in Norddeutschland Regen- und Sprühregenfälle gab, brachte MALTE III Schnee in die Mitte und den Süden Deutschlands. Während die Höchsttemperatur im Norden Frankreichs bei den Regenfällen noch bei bis zu 12°C an der Nordwestküste lag, wurden im Süden Deutschlands keine positiven Temperaturen gemessen. Die Maximaltemperatur lag zum Beispiel in Ulm bei -1,5°C und auf der Wasserkuppe bei -3,5°C. Der Schnee, der dabei fiel, blieb kaum liegen, nur in den Gebirgen wurde etwas liegen gebliebener Neuschnee registriert. In Harztor-Illfeld-Hufhaus wurde der meiste Neuschnee im Harz mit 5 cm verzeichnet. Meist reichte es in den Hochlagen für etwa 2-4 cm, nur in Ühlingen-Birkendorf wurden 54 cm Neuschnee innerhalb von 24 Stunden verzeichnet. Der Niederschlag war im Norden und Osten Deutschlands und in Bayern mit 0 bis 2 mm nur sehr gering, in den westlichen Landesteilen kam dabei etwas mehr zusammen, allerdings abgesehen von Baden-Württemberg nicht mehr als 10 mm. Vor allem im Schwarzwald und in den Schweizer Alpen gab es einige Niederschläge, in Deutschland fiel am meisten in Schopfheim-Eichen mit 29,6 mm, in der Schweiz lag das Maximum bei 108 mm im Baldschiedertal. Ansonsten lagen die Niederschlagsmengen in den Schweizer Alpen größtenteils zwischen 15 und 50 mm, was bei Schneefall natürlich auch in erheblichen Neuschneemengen endete. Am meisten schneite es in Fieschertal mit 86 cm innerhalb von nur 24 Stunden, sodass die Gesamtschneehöhe dort auf 147 cm anstieg. In der Nacht wurde etwas weiter hinter der Warmfront von MALTE III wärmere Luft herangeführt, sodass die Schneefallgrenze anstieg und der Schnee vor allem in der Mitte Deutschlands in Regen überging.

Am 28. Januar lag MALTE I mit 977 hPa immer noch südöstlich von Grönland auf dem Atlantischen Ozean. Dort befand sich eine Okklusion im Süden über dem Atlantik, eine zweite verlief vom Kern der Zyklone aus nach Norden bis an die Südküste Grönlands und von dort aus weiter nach Südosten, um das Tief NICOLAI herum über Schottland bis zur Nordsee. Über der Nordsee war die Okklusion mit der Kaltfront des anderen Kerns MALTE III verbunden, welcher immer noch schwach mit einem Luftdruck von 1003 hPa über der Ostsee östlich von Kopenhagen verweilte. Die Warmfront dieses Tiefzentrums verlief um 01 Uhr MEZ nach Süden über Berlin und München. An diesem Tag bewegten sich beide verbliebenen Tiefdruckkerne nur langsam, MALTE I nach Norden in Richtung Grönland und MALTE III weiter nach Osten. Die Kaltfront von MALTE III zog allerdings weiter von Hamburg aus nach Süden über Deutschland hinweg und sorgte vor allem im Norden für eine Abkühlung und in der Mitte Deutschlands für stärkere Niederschläge in Form von Schnee, Regen, Sprühregen und zum Teil auch gefrierendem Regen. Hinter der Kaltfront kam allerdings dann bei kälteren Temperaturen auch einmal die Sonne raus, dabei wurde am meisten Sonnenschein in Barth im Norden Mecklenburg-Vorpommerns mit 3,4 Stunden registriert. Am meisten Niederschlag fiel hierbei in Bernau-Goldbach im Süden Baden-Württembergs mit 87,4 mm. Meist gab es aber wesentlich weniger Niederschlag, südlich einer Linie vom Ruhrgebiet nach Oberfranken traten meist zwischen 10 und 35 mm auf, in Wuppertal wurden zum Beispiel 29,4 mm gemessen, nördlich davon bis zu einer Linie Bremen-Berlin gab es 0 bis 10 mm Regen mit zum Beispiel 1,1 mm in Berlin-Dahlem, noch weiter nördlich war es meist trocken. Vor allem im Norden, wo es hinter der Kaltfront aufklarte, wurde es kalt, den tiefsten Wert vermeldete dabei Elpersbüttel an der Nordseeküste Schleswig-Holsteins mit -11,5°C. Größtenteils lagen die Tiefsttemperaturen in Norddeutschland bei etwa -2°C bis -3°C. Im Süden unter den Wolken der Kaltfront sank die Temperatur gerade einmal auf zum Beispiel +6,8°C in Frankfurt(Main)-Westend.

Bis zum 29. Januar hatte sich an der Position der beiden Kerne von Tief MALTE nicht viel verändert. MALTE I lag immer noch südöstlich von Grönland, allerdings etwas weiter nördlich als zuvor. Dabei hatte sich die Zyklone auf 985 hPa abgeschwächt. Die immer noch vorhandene, nach Südost verlaufende Okklusion verband MALTE I mit dem Tiefdruckgebiet NICOLAI, welches mit einer weiteren Okklusion mit Tief OLAF über den Britischen Inseln verbunden war, der sich noch zwischen MALTE I und MALTE III gezwängt hatte. Von Tief OLAF ging die Front dann als Warmfront weiter nach Südosten über die Niederlande und Köln Richtung München, wo sie mit der Kaltfront von MALTE III verbunden war. Dieses Frontensystem hatte in der Nacht den Niederschlag vor allem in der Mitte Deutschlands verursacht. Das Tiefdruckgebiet MALTE III lag nun mit seinem Kern über dem südöstlichen Baltikum und hatte sich auf 993 hPa verstärkt. Dabei ging vom Zentrum aus eine Okklusion über Vilnius und Minsk, die östlich von Warschau ihren Okklusionspunkt besaß und sich in die bereits erwähnte Kaltfront und eine Warmfront über der Ukraine aufspaltete. Dieses Frontensystem löste sich allerdings recht schnell bis zum Mittag auf und brachte nur noch geringe Niederschläge in Form von Schnee von knapp 1 mm im Norden Tschechiens. Weiterhin besaß MALTE III ein Randtief östlich von Kiew mit einer Warmfront bis nach St. Petersburg und von dort weiter nach Osten und einer Kaltfront, die nach Osten verlief bis Wolgograd und von dort aus nach Süden über das Schwarze Meer und Ankara ging. Im Laufe des Tages verschmolzen MALTE III und das Randtief und zogen gemeinsam nach Norden. Die Fronten des Randtiefs okkludierten dabei schnell und zogen schneller als die Kerne nach Russland und brachten dabei leichte Schneefälle und Schneeschauer, vor allem im Süden Russlands bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Dabei fielen verbreitet nur wenige Millimeter, zum Beispiel 2 mm in Moskau.

Am Tag darauf lag das Tiefdruckgebiet MALTE I immer noch südlich von Grönland und hatte sich auf 991 hPa abgeschwächt, während MALTE III sich auf 983 hPa verstärkt hatte. Von dort aus verlief eine Okklusion nach Nordosten über den Norden Russlands und brachte dort noch ein paar geringe Niederschläge. MALTE I besaß keinerlei Fronten und Wetteraktivität mehr und ging gegen Mittag in das Tiefdruckgebiet QUIRIN über.

Am 31. Januar lag der verbliebene Kern MALTE, ehemals MALTE III, östlich von Helsinki. Die Okklusion erstreckte sich weiterhin nach Norden über Finnland bis hoch nach Murmansk und brachte dort ebenfalls neue, leichte Schneefälle bei -7,1°C am Flughafen Helsinki bis zu -15,0°C in Salla Värriötunturi im Nordosten Finnlands.

Bis zum nächsten Tag hatte sich der Kern nur ein wenig weiter nach Norden bewegt und war zum Randtief des etwas größeren Tiefdruckgebietes OLAF geworden. Dabei hatte sich MALTE auf etwa 992 hPa abgeschwächt und die Okklusion, die weiterhin über Finnland lag, löste sich bereits auf, wodurch sich die Schneeschauer noch mehr abschwächten. Bis etwa zur Mittagszeit am 01. Februar war Tief MALTE vollkommen in das Tief OLAF übergegangen, das von dort aus weiterhin nordöstlich nach Russland hinein zog. Somit wurde Tief MALTE am 01. Februar das letzte Mal namentlich auf der Bodenwetterkarte der Berliner Wetterkarte erwähnt.