Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
MANNI
(getauft
am 16.06.2013)
Mitte Juni bildete sich über dem zentralen
Spanien, entlang eines Troges im 500-hPa-Niveau, was einem Kaltluftvorstoß nach
Süden in einer Höhe von etwa 5500 m entspricht, im Bodenniveau ein zugehöriges
Tiefdruckgebiet. Nachdem ersichtlich wurde, dass dieses Tief das
Wettergeschehen in Europa beeinflussen sollte, wurde dieses am 16.06.2013 auf
den Namen MANNI getauft. Am Tauftag lag das Tief MANNI auf der Bodenkarte von 02
Uhr MESZ mit einem Kerndruck von knapp 1015 hPa über Westspanien. Vom Kern aus
verlief eine Warmfront über Spanien und die Pyrenäen bis zur Vorderseite der
Westalpen, wo sie in das Frontensystem des Tiefs KARLHEINZ überging. Die
Kaltfront verlief vom Zentrum des Tiefs über die Straße von Gibraltar bis nach
Marokko. Am darauffolgenden Tag hatte sich das Tief MANNI nach Nordosten
verlagert und das Zentrum befand sich nun, mit einem Kerndruck von 1006 hPa
knapp westlich von Bordeaux. Das Tief bestand zu dem Zeitpunkt aus einer Warmfront,
welche sich über Paris und Deutschland bis nach Tschechien erstreckte und dort
wieder in das Tief KARLHEINZ überging. Der Wirbel MANNI war sehr wetterwirksam
und sorgte in der Nacht in Frankreich mit Schauern und Gewittern für starke
Niederschläge. So wurden innerhalb von 24 Stunden bis 08 Uhr MESZ, dieses Tages
51 l/m² in Chateaudun gemessen.
Bis zum Folgetag spaltete sich das Tief in
zwei Zentren. Das Tief MANNI I verlagerte sich weiter nordwärts und lag mit
seinem Zentrum über der nördlichen Bretagne. Sein Kerndruck war mit 1014 hPa
etwas höher als der von Tief MANNI II, welcher bei 1009 hPa lag und dessen
Zentrum sich über dem Golf von Valencia befand. Von dort erstreckte sich eine
Kaltfront nach Süden über das Mittelmeer bis nach Marokko. Die Warmfront vom
Wirbel MANNI II zog sich einige Hundert Kilometer nach Norden und ging über
Südfrankreich in das Frontensystem von Tief MANNI I über. Dieses bestand aus
einer Okklusion, eine Mischfront mit Warm- und Kaltfronteigenschaften, welche
bogenförmig über den Ärmelkanal reichte. Am Okklusionspunkt, welcher ca. 100 km
nordwestlich von Paris lag, spaltete sich die Okklusion in Kalt- und Warmfront
auf. Die Kaltfront des Tiefs MANNI I überquerte in der Nacht Bordeaux und
sorgte dort für einen Temperaturrückgang von 6 Grad, sodass an diesem Tag die
Höchsttemperatur bei 16°C lag. Die Warmfront von Tief MANNI I verlief östlich
über Deutschland und Tschechien bis über die östliche Ukraine, wo sie in die
Kaltfront des Tiefs KARLHEINZ überging. Diese Warmfront transportierte
tropische Festlandluft nach Europa und sorgte durch den Warmlufteinschub, nicht
nur in der Nacht in Deutschland vereinzelt für Gewitter, sondern auch für sehr
hohe Temperaturen. So wurden in München, Konstanz und Mannheim Tagesmaxima von 35,2°C
erreicht.
Bis zum 19.06.2013 verlagerten sich die
beiden Systeme Richtung Nordosten. Tief MANNI II lag mit einem im Vergleich zum
Vortag etwas höherem Kerndruck in seinem Zentrum über dem Balearischen
Meer. Die Kaltfront zog sich nach Süden, über das Mittelmeer nach Nordalgerien.
Die zu Tief MANNI II gehörende Warmfront verlief quer über Frankreich und ging
über Belgien in die Kaltfront von Tief MANNI I über. Dieser, deutlich
wetterwirksamere Wirbel MANNI I lag nun mit seinem Zentrum über Zentralengland.
Das Tief bestand, wie am Vortag, aus einer Okklusion, welche bis über die
Nordsee reichte und sich dort in eine Warm- und Kaltfront aufspaltete. Die
Kaltfront verlief vom Okklusionspunkt ausgehend nach Süden und über die Nordsee
und die Niederlande bis nach Belgien. Unter dem Einfluss der Kaltfront kam es
in der Nacht zu teils unwetterartig ausfallenden Gewittern in Westdeutschland.
So gab es in Aachen am frühen Morgen starken Hagelfall mit bis zu 5 cm großen
Hagelkörnern. Der meiste Niederschlag fiel mit 16 l/m² innerhalb von 24 Stunden
bis 08 Uhr MESZ in Harsewinkel bei Bielefeld. Die Warmfront des Tiefs MANNI I
war, unter anderem auch in Deutschland, für das vorherrschende Wetter
bestimmend. So gab es auch an der Nordsee vereinzelt Gewitter. In Berlin machte
sich die Warmfront ebenfalls bemerkbar. Diese überquerte am frühen Morgen die
Stadt und sorgte in Berlin-Charlottenburg für eine Tageshöchsttemperatur von
36,6°C, was im Vergleich zum Vortag eine Erwärmung von 5,4 Grad bedeutete. In Berlin-Dahlem
wurde mit 33,4°C ein neuer Tagesrekord für diesen Tag aufgestellt.
Bis zum 20.06 löste sich der Wirbel MANNI
II auf, sodass nun wieder ein Zentrum des Tiefs MANNI mit einem Kerndruck von
1014 hPa über dem Golf von Biskaya analysiert wurde. Die Okklusion verlief bogenförmig
vom Kern ausgehend, über die Bretagne bis vor die Küste der Normandie, wo sie
sich in Kalt- und Warmfront aufteilte. Die Warmfront reichte vom
Okklusionspunkt über Belgien bis nach Westdeutschland. Die Kaltfront erstreckte
sich Richtung Südosten und verlief nordöstlich an Paris vorbei über Frankreich
und weiter bis Genf. Von dort reichte die Front dann weiter bis zum Mittelmeer,
wo sie ca. 100 km westlich vor Sardinien endete. In der Nacht sorgte die
Kaltfront für Gewitter in Paris, welche innerhalb von 24 Stunden bis 08 Uhr MESZ
eine Niederschlagsmenge von 28 l/m² brachte. In Genf gab es nach Durchzug der
Kaltfront eine Abkühlung um 7 Grad im Vergleich zum Vortag, sodass die
Höchsttemperatur an diesem Tag 25°C betrug. Bis zum Folgetag löste sich der
Wirbel MANNI unter zunehmendem Hochdruckeinfluss auf und konnte somit in der
Berliner Wetterkarte nicht mehr analysiert werden.
Geschrieben von Franziska Drathschmidt
Berliner Wetterkarte: 18.06.2013
Pate: Manfred Weber