Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet MAREILE

(getauft am 28.01.2020)

 

Am 28. Januar wurde die Bildung eines weiteren Tiefdruckgebietes östlich der nordamerikanischen Atlantikküste prognostiziert und dieses auf den Namen MAREILE getauft, von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte. Dort bildete sich dieser Tiefdruckwirbel entlang einer Frontalzone, da zur gleichen Zeit sehr kalte Luftmassen aus der Arktis nach Süden geführt wurden und so zur Entstehung des Tiefs beitrugen.

Um 01 Uhr deutscher Zeit am 29. Januar lag das Tiefdruckgebiet MAREILE östlich von Neufundland und hatte einen Kerndruck von 990 hPa. Dabei besaß das Tief zwei Fronten. Eine Warmfront ging von dort aus nach Osten und war mit einer Kaltfront eines Randtiefs des Wirbels KIM verbunden und eine Kaltfront in Richtung Westen, die mit einer Warmfront des sich ebenfalls gerade erst gebildeten Tiefdruckgebiets NAIMA verknüpft war. Dabei lag das Zentrum genau im Jetstream, einer starken Westwindströmung in der Höhe. Diese sorgte dafür, dass sich das Tief MAREILE auf ihrem Weg nach Europa weiter verstärken konnte. Von dort aus bewegte sich das Tiefdruckgebiet erst einmal vom Jetstream geführt nach Nordosten zu den Überresten des Tiefdruckwirbels KIM.

Am nächsten Tag lag das Zentrum des Tiefs MAREILE südlich von Island über dem Atlantischen Ozean und hatte sich auf etwas unter 980 hPa verstärkt. Nördlich des Zentrums lagen die ehemaligen Zentren des Tiefdruckgebietes KIM und im Osten, über der Ostsee, lag das Tief LOLITA, welches ebenfalls zu einem Randtief von MAREILE geworden war. Westlich des Zentrums lag eine Okklusion in der Höhe, welche entsteht, wenn Warm- und Kaltfront miteinander verschmelzen. Die Warmfront lag östlich und war mit der Kaltfront eines Randtiefs verbunden, welches über dem Norden Schottlands lag. Die Kaltfront von MAREILE hingegen verlief über den Atlantischen Ozean nach Süden, immer noch verbunden mit der Warmfront des Wirbels NAIMA. Weiterhin lagen zwei Randtiefs über dem Süden Grönlands, eines im Süden Islands, eines im Osten Islands und eines vor der norwegischen Westküste, welche vorher das Tiefdruckgebiet KIM gewesen waren. Des Weiteren lag eines vor der Westküste Dänemarks, eines nördlich des Schwarzen Meeres, welches ein Randtief des Randtiefs LOLITA war und eines südwestlich von Irland. Im Laufe des Tages zog das Tiefdruckzentrum weiter nach Nordosten und das Randtief südwestlich von Irland verstärkte sich und bewegte sich ebenfalls weiter nach Osten. Dabei besaß das Randtief in der Nacht eine Warmfront über der Biskaya und eine nach Südwesten verlaufende Kaltfront über dem Atlantik, welche an diesem Tag für Wetter in West- und Mitteleuropa sorgten. In Frankreich fielen bis 19 Uhr 11 mm Regen in Niort und Limoges entlang der Warmfront, welches am späten Abend auch Deutschland erreichte. Die meisten Regenfälle gab es dabei im Schwarzwald, wo in Baiersbronn 20,5 mm und in Dachsberg-Wolpadingen 21,3 mm fielen. Auch in Dänemark und Südschweden regnete es viel. In 12 Stunden kamen ebenfalls bis zu 21 mm in Ullared zusammen. Dabei strömte milde maritime Subtropikluft nach Süddeutschland, sodass am späten Abend die Temperaturen noch einmal anstiegen. In Andernach bei Koblenz wurden 14,8°C und in Bad Neuenahr 14,3°C erreicht. Entlang der Kaltfront kam es in Großbritannien und den Benelux Ländern ebenfalls zu Niederschlägen, die jedoch gering ausfielen.

Am 31. Januar lag das Zentrum des Tiefs MAREILE westlich von Norwegen mit einem Kerndruck von 975 hPa. Von dort aus verlief nur noch eine Okklusion nach Südosten zum Kern des Randtiefs, welches über dem Norden Dänemarks lag. Von dort aus verlief eine kurze Okklusion weiter nach Südosten, die sich in zwei Fronten aufteilte. Die Warmfront, welche am vorigen Tag anhaltend Regen brachte, lag da mittig über Deutschland, östlich von Hamburg aus nach Süden verlaufend, die Kaltfront lag genau über Hamburg und verlief weiter nach Südwesten über Köln, Brüssel und den Ärmelkanal, wo sie sich mit der Warmfront von Tief NAIMA verband. Die Kaltfront brachte etwas kühlere, aber immer noch milde Luft nach Mitteleuropa. Die Warmfront okkludierte weiter und zog bis zum frühen Morgen weiter nach Polen, ebenso die Kaltfront, die zu der Zeit über Mitteldeutschland lag. In der Nacht hatte es sich unter der Wolkendecke kaum abgekühlt, die Tiefsttemperaturen lagen bei 5°C in Berlin bis zu 10,3°C in Melle in der Nähe von Brüssel. Bis zum Mittag war die Kaltfront komplett in die Okklusion übergegangen, welche nun von Nord nach Süd verlaufend über Polen und Tschechien lag. Dort brachte sie bis zum Abend leichte Regenmengen von 2 bis 5 mm in 12 Stunden, wobei die Spitzen bei 10 mm in Zamość in Polen und 22 mm auf dem Lomnický štít in der Slowakei lagen. Auch entlang der Okklusion in Norwegen und Schweden gab es Niederschläge, wobei größtenteils auch nur 3 bis 4 mm fielen. Auch hier gab es in exponierten Lagen wie zum Beispiel in Takle oder Stryn 38,3 beziehungsweise 41,4 mm in 24 Stunden. Auch gab es an der Westküste Norwegens Sturmböen und zum Teil auch schwere Sturmböen, wie zum Beispiel auf Ona wurden 100 km/h erreicht. Auch in Deutschland reichte es mit 70 km/h am Kap Arkona und 72 km/h am Flughafen Berlin-Schönefeld für stürmische Böen.

Am 1. Februar lag das Tiefdruckgebiet MAREILE immer noch westlich von Norwegen, ist allerdings weiter nach Norden gezogen und der Druck verstärkte sich 965 hPa. Die Okklusion hatte sich nun schon einmal um das Tief herumgewickelt und verlief über Norwegen und Schweden weiter über die Ostsee, Vilnius, Minsk und Kiew bis zum Schwarzen Meer. Die angehangene Warmfront reichte von dort aus noch über Istanbul nach Griechenland. Dabei brachte das Tief MAREILE weiterhin milde subtropische Luft nach Mitteleuropa. Dadurch kühlte es sich auf 6,5°C am Kap Arkona ab, im restlichen Deutschland lagen die Temperaturen für diese Jahreszeit bei sehr milden 8°C bis 10°C, am Flughafen in Hannover kühlte es sich gerade einmal auf 11,6°C ab. Den ganzen Tag über verblieb das Zentrum von MAREILE und die Front stationär. Entlang der Front kam es noch zu Niederschlägen, welche durch die stationäre Lage in den Regionen meist 5 bis 15 mm Regen brachten. Am Tiefzentrum an der Küste Norwegens gab es in 24 Stunden 25,1 mm in Røst. Wieder wurden verbreitet an der norwegischen Westküste in Böen die Windstärken 7 bis 8, am späten Abend in der Nacht sogar die Stärken 9 bis zum Teil 10 erreicht.

Am nächsten Tag hatte sich MAREILE mit dem Tiefdruckgebiet NAIMA verbunden, welches die Okklusion mit in seine südlich verlaufenden Fronten eingegliedert hatte. Das Tief MAREILE hatte sich auf etwa 970 hPa abgeschwächt und lag weiterhin an der norwegischen Westküste, dabei hatten sich allerdings zwei neue Fronten gebildet. Eine Warmfront verlief vom Zentrum aus nach Norden über das Europäische Nordmeer und die Barentssee, eine Kaltfront in der Höhe lag westlich vor der norwegischen Küste bis zu den Färöer-Inseln. Dadurch, dass sich der tiefe Luftdruck bis in die hohen Schichten der Atmosphäre durchgesetzt hatte, lag das Tief MAREILE nicht mehr im Jetstream, weshalb es sich abgeschwächt hatte. Langsam zog es weiter nordwärts auf die Barentssee hinaus. Die Kaltfront brachte dabei weitere Regenschauer an die norwegische Küste, welche im Norden auch als Schneeschauer und vereinzelt auch als Hagelschauer niedergingen. Dabei kamen innerhalb von 24 Stunden noch einige Niederschlagssummen zusammen. Am Flughafen Tromsø-Langnes gab es 20,5 mm, an der Wetterstation Tingvoll-Hanem fielen sogar 46,3 mm. Im Tagesverlauf wurde der Wind langsam schwächer, von anfangs Windstärke 10 am frühen Morgen in Soemna und am Leuchttum Nordøyan fyr ging es hinunter auf Windstärke 7 am späten Abend und in der Nacht.

Am 3. Februar lagen die Überreste des Tiefdruckgebiets MAREILE über der Barentssee. Dabei besaß das Tiefdruckgebiet, welches zu diesem Zeitpunkt auf der Wetterkarte nicht mehr bezeichnet war, einen Kerndruck von 975 hPa und war ein Randtief des Tiefdruckgebiets NAIMA. Vom Zentrum gingen noch zwei Fronten aus; eine Warmfront nach Norden und eine Kaltfront nach Süden, wo sie knapp über dem nördlichen Norwegen und Schweden lag. Dort brachte das Tief noch einige Schneeschauer bis zur Nacht.

Am nächsten Tag lag das ehemalige Zentrum mit einem Kerndruck von 985 hPa nordöstlich von Grönland. Die Warmfront war okkludiert und die Reste der Kaltfront verliefen nach Westen über das Europäische Nordmeer. Im Tagesverlauf verließ der Kern die Wetterkarte nach Norden.