Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet MAREN

(getauft am 31.08.2016)

 

Am Ende des Monats August 2016 verlagerte sich ein Tiefdruckgebiet von Neufundland, der allgemeinen westlichen Höhenströmung in 5,5 km folgend, weiter nach Osten. Unterdessen zog der Hurrikan GASTON etwa 400 km südlich der Zyklone unter Verstärkung auf 956 hPa in Richtung der Azoren. Am 31.08.2016 verlagerte sich der Wirbel von Neufundland auf dem Breitengrad der tschechischen Stadt Prag bis vor die Südspitze Grönlands und vertiefte sich auf unter
990 hPa. Vom Kern dieses Tiefs, das von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte den Namen MAREN erhielt, erstreckte sich eine Okklusion in einem Bogen nach Süden. Eine Okklusion ist eine Front, die die Eigenschaften von Warm- und Kaltfront in sich vereint. Dieser Frontentyp entsteht, wenn die schneller ziehende Kaltfront die zugehörige Warmfront des Tiefs einholt. Der Punkt, an dem sich die Okklusion wieder in die Kalt- und Warmfront aufspaltet, wird als Okklusionspunkt bezeichnet. Von diesem Punkt ausgehend erstreckte sich die Kaltfront des Tiefdruckgebietes MAREN bogenförmig nach Westen und ging in die Warmfront eines Tiefs vor der US-amerikanischen Küste über. Die von der Kaltfront weiter östlich gelegene Warmfront verlief weiter nach Süden.

Aufgenommen von der Westströmung verlagerte sich der Hurrikan GASTON unter geringer Abschwächung und das Tief MAREN bei gleichbleibendem Kerndruck am 01.09. um 00 Uhr UTC, das heißt 02 Uhr MESZ, über den Nordatlantik nach Osten. Die Okklusion des Tiefs MAREN erstreckte sich bis zum Okklusionspunkt auf Breite der Stadt Kopenhagen. Von dort verlief die Kaltfront bogenförmig nach Westen, die kurze Warmfront dagegen zog sich nach Südosten. Bis
06 Uhr UTC des Folgetages fielen am Frontensystem des Tiefs MAREN 24-stündig 12 l/m² im irischen Mace Head, 6 l/m² in Finner und Glennane und 10 l/m² an der Station Capel Cruig. Im Süden Englands fielen bis zu 0,6 l/m² in Cornwall, wobei es in London trocken blieb. In den schottischen Highlands erreichte der Wind in Böen sogar Orkanstärke, wie 120 km/h auf der 1245 m hohen Station Cairngorm oder Wind der Stärke 11 auf der Beaufort-Skala, also etwa 100 km/h, in Bealach. Während auf den Britischen Inseln bis auf Südengland im Tagesmaximum nicht einmal 20°C erreicht werden konnten, stiegen die Temperaturen unter Hochdruckeinfluss weiter südlich auf über 30°C, wie in Frankreich auf bis zu 34°C in Marseille.

Zum 02.09. bildete die Zyklone MAREN einen weiteren Kern aus. Dabei befand sich das Tief MAREN I südwestlich von Island mit einem Kerndruck von etwa 995 hPa. Von diesem Kern zog sich die Okklusion des Tiefdrucksystems nach Osten bis zum Teiltief MAREN II etwas nördlich von Schottland liegend, verlief weiter in einem Bogen über Großbritannien und ging über dem Atlantik sich weiter nach Westen erstreckend in eine Warmfront über, die über dem Atlantik nördlich des Hurrikans GASTON endete. Im Einflussbereich der Zyklone MAREN fiel gelegentlich Regen. Bis zum Morgentermin um 06 Uhr UTC wurden auf Sherkin Island 10 l/m², in Cork 9 l/m² sowie am Flughafen Shoreham 3 l/m²,
18 l/m² in Fossmark und Furunetset, 12 l/m² in Alesund/Vigra sowie 7 l/m² in Tannas in einem Beobachtungszeitraum von 24 Stunden registriert. Auch Norddeutschland wurde von der Okklusion beeinflusst. In der Nacht verstärkte sich der Regen zeitweise an der Nordseeküste, sodass in St. Peter-Ording 4,5 l/m² und in Leck 8,3 l/m² fielen. Das Regengebiet breitete sich bis in den Norden Brandenburgs aus, wobei 0,8 l/m² in Manitz, 0,7 l/m² in Waren und 0,3 l/m² in Rostock-Warnemünde gemessen wurden. In den übrigen Teilen Deutschlands blieb es unter Einfluss des Hochs IAN heiter und trocken. Am wärmsten wurde es in Freiburg und Regensburg mit jeweils 29°C. Die Wolkenfelder der Okklusion des Tiefdrucksystems MAREN ließen in List auf Sylt nur eine Stunde Sonnenschein zu und in Kiel konnten fünf Stunden Sonne registriert werden. Nachts gingen die Tiefstwerte der Temperatur auf Grund der geringen Ausstrahlung auf 16°C in List und 12°C in Kiel zurück.

Der Hurrikan GASTON verlagerte sich im weiteren Verlauf weiter nach Nordosten in Bereiche kühlerer Oberflächengewässer, wo dieser sich als tropischer Wirbelsturm langsam auflöste. Das Tiefdrucksystem MAREN wiederum lag mit dem Kern MAREN I südlich von Island, das Tief MAREN II über dem Seegebiet westlich von Norwegen auf der Breite von Trondheim. In beiden Kernen herrschte ein Kerndruck von etwa 1000 hPa. Verbunden wurden die beiden Wirbel durch eine Okklusion, welche weiter über Südskandinavien, der Ostsee bis über Frankreich verlief und dort in das Frontensystem des nachfolgenden Tiefs NETTI überging. Mitteleuropa befand sich somit in einer südwestlichen bis westlichen Strömung, in der örtlich sogar über 30°C erreicht wurden. Im Norden und Nordwesten Deutschlands brachten die Wolken und der Niederschlag an der Okklusion des Tiefs MAREN sogar einen leichten Temperaturrückgang. Bis zum
12-Uhr-UTC-Termin fielen 24-stündig in Schleswig 6 l/m² und in Leck 8 l/m². Im schwedischen Tannas wurden sogar 11 l/m² registriert und in Dravagen 8 l/m².

Bis zum Folgetag zog das Tief MAREN über die nördliche Nordsee und Südfinnland. Die Zyklone MAREN I befand sich mit einem Kerndruck von 1005 hPa frontenlos nordwestlich von Irland. Das Tief MAREN II war rasch nach Nordosten gezogen und wurde am 04.09. ebenso mit einem Kerndruck von unter 1005 hPa über Südfinnland analysiert. Vom Kern des Wirbels MAREN II verlief eine Okklusionsfront in einem Bogen nach Südwesten bis nach Weißrussland, wo die Front als Kaltfront endete. Bis 06 Uhr UTC des 05.09. fielen in Südfinnland noch bis zu 3 l/m² in Tampere Harmala und in St. Petersburg 0,8 l/m². Im weiteren Verlauf nahm die Niederschlagaktivität des Tiefs MAREN deutlich ab. Der westlichere Kern der Zyklone löste sich nun über der Nordsee vollständig auf. Das Tief über Südfinnland verlagerte sich zum 05.09. nur geringfügig weiter nach Osten. Die Höhenokklusion erstreckte sich über Westrussland und ging über Weißrussland in die Warmfront des Tiefs NETTI über. Dies war auch der letzte Tag, an dem das Tiefdruckgebiet MAREN in der Bodenanalyse der Berliner Wetterkarte namentlich verzeichnet werden konnte.

 

 

Geschrieben am 18.09.2016 von Natja Bublitz

Berliner Wetterkarte: 03.09.2016

Pate: Maren Riegler