Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  MARGITT

(getauft am 25.08.2004)

 

 

Am 25. August 2004 bildete sich über der Küste von Neufundland an der Polarfront, der Luftmassengrenze zwischen warmer Luft aus dem Süden und der kalten Luft vom Nordpol, das Tiefdruckgebiet MARGITT.

Zwischen zwei starken Hochdruckgebieten, eines über Ostkanada mit einem Druck um 1025 hPa und das andere über den Azoren mit Kerndruck über 1035 hPa, entstanden, blieb MARGITT am ersten Tag ihrer Entstehung ein schwaches Wellentief mit ungewöhnlich hohem Kerndruck von 1013 hPa. Zu diesem Zeitpunkt herrschte über dem Atlantik eine starke westliche Höhenströmung und so verlagerte sich MARGITT bis zum folgenden Tag bis zu einer Position südlich von Island. Der Kerndruck verringerte sich bis auf 1005 hPa und MARGITT zeigte sich deutlich ausgeprägter als am Vortag. So bewegte sich auf der einen Seite von MARGITT die Warmluft in nördliche Richtung und auf der anderen Seite die Kaltluft dagegen in Richtung Süden. Die Luftmassen werden durch Kalt- bzw. Warmfront von einander getrennt. In der weiteren Entwicklung eines Tiefdruckgebietes überholt die Kaltfront die Warmfront und es bildet sich von der Mitte des Tiefs eine Okklusionsfront, wie auch bei MARGITT am 27.08. sehr gut zu erkennen ist. An diesem Tag folgte MARGITT dem langsam in Richtung Osten abziehenden Tief LORITA über die Britischen Inseln.

LORITA brachte Deutschland in den vergangenen Tagen relativ kühle Temperaturen und durch Schauer vereinzelte örtliche Niederschlagsmengen von über 20 Liter pro Quadratmeter. Die inzwischen zu einem Sturmwirbel angewachsene MARGITT lag über den Färöer Inseln und da der Kerndruck inzwischen unter 990 hPa gesunken war, gab es durch die starken Druckgegensätze in Nordbritannien Winde in Sturmstärke. MARGITT brachte vor allem in Großbritannien verbreitet Regen, der vor allem in Schottland und im Osten Englands recht ergiebig war, örtlich fielen bis zu 35 Liter innerhalb von 12 Stunden. Das okkludierende Frontensystem erfasste mit leichtem Regen auch schon den größten Teil Norddeutschlands.

Am 28.08. befand sich MARGITT mit ihrem Zentrum über der norwegischen Küste und ihr Frontensystem war gegen Mittag über dem deutschen Mittelgebirgsraum angelangt. Es blieb dort infolge Wellenbildung zunächst stationär, so dass es in einem Streifen, der etwa von der Eifel über Hessen hinweg bis nach Sachsen verlief, längere Zeit regnete. Auf der Schmücke im Thüringer Wald fielen insgesamt 23 Liter Regen pro Quadratmeter. Infolge des Regens lag die Mittagstemperatur in den zentralen Teilen Deutschlands nur bei Werten um 15°C, während im Süden bei länger anhaltendem Sonnenschein 23 bis 24°C gemessen wurden.

Am folgenden Tag schwächte sich MARGITT etwas ab und entfernte sich langsam in Richtung Nordmeer, der zum Tief gehörende Frontenzug erstreckte sich jedoch noch von Polen über Deutschland bis nach Frankreich. Die Front lag parallel zur Strömung über Mitteleuropa, die zu diesem Zeitpunkt aus westlichen Richtungen wehte und kam kaum noch weiter südwärts voran, so dass es in Deutschland eine Dreiteilung des Wettergeschehens gab. Südlich der Front – vom Breisgau bis zum Bayerischen Wald - schien nahezu den gesamten Tag die Sonne, wobei die Temperatur teilweise bis auf 26°C stieg (München, Regensburg). Dagegen blieb es in einem Streifen vom Rheinland und Saarland bis nach Sachsen ganztägig stark bewölkt, und zeitweise regnete es. Unmittelbar nördlich der Luftmassengrenze bildeten sich am Nachmittag einzelne, teils auch kräftige Schauer. Ein solcher, außerordentlich starker Schauer zog in den Nachmittagsstunden auch über das Berliner Stadtgebiet hinweg. An der FU-Meßstelle in Berlin-Marzahn konnte innerhalb von etwa 40 Minuten eine Niederschlagsmenge von 30,7 l/m² registriert werden. Von Niedersachsen bis nach Mecklenburg-Vorpommern zeigte sich wiederum längere Zeit die Sonne (z.B. Rostock-Warnemünde 10 Stunden Sonne).

In den folgenden Tagen setzte sich über den Britischen Inseln der nächste Tiefdruckwirbel namens NICOLA fest und brachte in Mitteleuropa keine wesentliche Wetterbesserung. Für das Wettergeschehen in Deutschland nun unbedeutend geworden, schwächte sich MARGITT am 30.08.2004 weiter ab und entfernte sich langsam in Richtung Spitzbergen. Am nächsten Tag war die Druckstruktur von MARGITT nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte zu erkennen und damit verschwand auch dieses Tiefdruckgebiet wieder in den Weiten der Erdatmosphäre.

 


Geschrieben am 03.09.2004 von Robert Scholz

Wetterkarte: 27.08. oder 28.08.2004

Pate: Margitt John-Kutti