Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
MARGIT
(getauft
am 15.10.2014)
Am 11.10.2014 kam es zu einem starken
Vorstoß arktischer Kaltluft, welcher im Bereich Neufundlands über den
westlichen Atlantik gelangte. Dem gegenüber strömte im Zusammenhang mit dem tropischen
Sturm FAY Warmluft in diese Region ein. Durch das Zusammentreffen beider
Luftmassen entstand am Morgen des 12.10. südlich von Neufundland ein
Tiefdruckgebiet. Von dort aus verlagerte sich der Tiefdruckwirbel rasch
ostwärts und verstärkte sich dabei deutlich, sodass er am Folgetag um 01 Uhr
MEZ bereits einen Kerndruck von unter 990 hPa aufwies. Die Warmfront des Tiefs
erstreckte sich vom Tiefzentrum südostwärts bis zu den westlichen Azoren, die
nachfolgende Kaltfront ging über dem Nordwestatlantik in die Warmfront des
Tropischen Sturms FAY über.
In der Nacht zum 14.10.2014 zog der Wirbel
weiter Richtung Osten und lag um 01 Uhr MEZ ungefähr 1000 km südöstlich der
Südspitze Grönlands. Dabei verstärkte sich die Zyklone zu einem Sturmtief mit
einem zentrumsnahen Druck von ca. 955 hPa und war nun sowohl in den
Bodendruckkarten, als auch in einer Höhe von 5,5 km, also im 500 hPa-Niveau,
das wetter- und strömungsbestimmende Tiefdruckgebiet
über dem mittleren Nordatlantik. Aufgrund der schnellen Zuggeschwindigkeit der
Kaltfront okkludierte das Tiefdruckgebiet zu diesem Zeitpunkt bereits stark.
Okklusion bedeutet, dass die nachlaufende Kaltfront die langsamer ziehende,
vordere Warmfront einholt und sich dadurch eine Mischfront mit Kalt- und Warmfronteigenschaften
bildet. Diese okkludierte Front reichte vom nördlichen Rand des Tiefzentrums
ca. 800 km in Richtung Südwesten, wo sie sich in die bis nördlich der
Kanarischen Inseln reichende Warmfront und die bis über den mittleren Atlantik
reichende Kaltfront aufspaltete.
Am 15.10.2014 wurde das Tiefdruckgebiet auf
den Namen MARGIT getauft. Dabei hatte es sich bei deutlich abnehmender
Zuggeschwindigkeit mit seinem Zentrum entlang des 50. Breitengrades in Richtung
Westeuropa verlagert und erreichte mit seinem Frontensystem am Vormittag dieses
Tages die Westküsten Irlands und Portugals, wo verbreitet ergiebiger Regen
einsetzte. So wurden bis 07 MEZ des Folgetages an der portugiesischen Station Ovar / Maceda im Nordwesten des
Landes 39,0 mm, im englischen Cardinham 18,2 mm und
im französischen Brignogan 33,4 mm Niederschlag innerhalb
von 24 Stunden registriert. Vor allem in Irland wurden zudem Spitzenböen von 60
bis 80 km/h gemessen. Aufgrund der sich rasch fortsetzenden Okklusion schwächte
sich das Tief MARGIT leicht ab und erreichte nur noch einen Kerndruck von knapp
unter 965 hPa.
Bis zum 16.10.2014 bildete sich auf der
Tiefvorderseite ein zweites Tiefzentrum heraus, welches in der Analysekarte der
Berliner Wetterkarte von 01 Uhr MEZ auf den Namen MARGIT II getauft wurde.
Dementsprechend erhielt das Haupttief nachfolgend den Namen MARGIT I. Das
Tiefdruckgebiet MARGIT I, welches noch einen zentrumsnahen Kerndruck von 970 hPa
aufwies, verlagerte sich nur wenig ostwärts. Das Frontensystem war nun fast
vollständig okkludiert. Die Okklusionsfront reichte vom Tiefzentrum im
Uhrzeigersinn um das Tief herum bis zur Südostküste Englands, wo sie in eine
kurze, bis zur französischen Mittelmeerküste reichende Warmfront und eine bis
zur spanisch-portugiesischen Grenze reichende Kaltfront überging. Das
Tiefdruckgebiet MARGIT II befand sich in der 2. Nachthälfte des 16.10. mit
seinem Zentrum im Bereich der Nordsee zwischen der Ostküste Großbritanniens und
der Westküste der Niederlande und die zum Tief MARGIT II gehörende Warmfront
von den Niederlanden über Deutschland hinweg bis zu den Alpen. Entlang dieser
Warmfront gab es bis 07 Uhr MEZ Niederschlagssummen von 10,6 mm im
niederländischen Westdorpe Aws,
10,3 mm im belgischen Gent und 14,6 mm auf dem Feldberg im Schwarzwald. Das
Zentrum von Tief MARGIT II war dabei nur schwach ausgeprägt und hatte einen
Kerndruck von ungefähr 1005 hPa.
Bis zum 17.10. schwächte sich der
Tiefdruckwirbel MARGIT I weiter ab und gelangte verstärkt in den Einflussbereich
des nachfolgenden Tiefs NOA, in dessen Zirkulation es im Tagesverlauf aufgenommen
wurde. Das Tiefdruckzentrum der Zyklone MARGIT II befand sich am Morgen des 17.10.
im Bereich der deutsch-dänischen Grenze, okkludierte dabei jedoch zunehmend. Die
Okklusionsfront, welche zu diesem Zeitpunkt die Teiltiefs MARGIT I und MARGIT
II verband, reichte vom Nordatlantik bis zum östlichen Polen.
Das Tief MARGIT II war bis zum Vormittag des
17.10. über die Niederlande und den Nordwesten Deutschlands hinweggezogen und
hatte dabei in einem Streifen von den Niederlanden, Norddeutschland, bis nach
Dänemark für Niederschläge gesorgt. Bis 07 Uhr MEZ dieses Tages wurden an der
Station List auf Sylt 6,0 mm und an der Station Hamburg/Flughafen 4,0 mm
Niederschlag gemessen. Dieser Niederschlag trat im Zusammenhang mit der sich
nach Nordosten fortbewegenden Warm- bzw. im späteren Verlauf daraus
entstehenden Okklusionsfront auf.
In den Morgenstunden des 18.10. konnten die
Tiefdruckgebiete MARGIT I und MARGIT II in den Analysekarten der Berliner
Wetterkarte nicht mehr namentlich verzeichnet werden. Der Wirbel MARGIT I war
komplett in das neue Atlantiktief NOA übergegangen, das Tief MARGIT II hatte
sich an der Südwestseite des Skandinavienhochs OZ aufgelöst. Insgesamt wies das
als MARGIT I benannte Tiefdruckgebiet eine Lebensdauer von 6 Tagen auf, in
denen es sich über dem Atlantik zu einem Sturmtief entwickelt hatte, und das Tief
MARGIT II beeinflusste für 2 Tage das Wettergeschehen über Mitteleuropa.
Geschrieben
am 18.11.2014 von Maximilian Steinbach
Berliner Wetterkarte:
16.10.2014
Pate: Dr.
Margit Stibbe