Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet MARGRIT
(getauft am 09.10.2018)

 

Am 09.10.2018 sorgte eine starke Erwärmung über dem westlichen Nordatlantik für das Aufsteigen von Luftmassen, was zu einem Druckabfall am Boden führte. Hierdurch entwickelte sich ein thermisches Tiefdruckgebiet, das in der Analyse auf den Namen MARGRIT getauft wurde.

Das junge Tiefdrucksystem MARGRIT befand sich am 09.10.2018 gegen 01 Uhr MEZ, was 00 Uhr UTC entspricht, bei ca. 45° Nord und 25° West über dem Nordatlantik. Vom Zentrum aus verlief eine Kaltfront südwestwärts und nahm über der Mitte des Nordatlantiks Warmfrontcharakter an. Nach Nordosten erstreckte sich vom Tiefkern MARGRIT aus eine kurze Warmfront, welche in die Kaltfront eines unbenannten Tiefs westlich von Irland überging. Der Druck des Tiefdrucksystems lag zu dieser Zeit bei ca. 1005 hPa. Die aufsteigende Luft kühlte sich mit der Höhe ab, sodass die vorher aufgenommene Feuchtigkeit kondensieren konnte und sich Wolken entlang der Warmfront bildeten.

Zum 10.10.2018 hin verstärkte sich das Tiefdrucksystem MAGRIT weiter und verlagerte sich nur wenig Richtung Osten. Bis 01 Uhr MEZ war der Kerndruck bereits auf ca. 990 hPa gefallen. Während sich die Kaltfront des Wirbels in Richtung Süden verlagerte und in den Gebieten, die sie überquerte, Temperatursenkungen von ca. 2 K im Vergleich zum Vortag verursacht hatte, erstreckte sich die Warmfront weiter in Richtung Nordosten. Sie reichte bis über Nordschottland, wo sie teilweise Temperaturerhöhungen von rund 7 K herbeiführte, z.B. an der Station Altnaharra von 13,0°C am Vortag auf 19,9°C. Entlang dieser Warmfront entwickelten sich Nebelschwaden und dichte Wolken, welche sich jedoch hauptsächlich über dem Atlantik abregneten.

Durch die starke Höhenströmung in der mittleren Troposphäre in ca. 5,5 km Höhe verlagerte sich das Bodentief MARGRIT weiter in Richtung Nordosten, sodass sein Kern am 11.10.2018 gegen 01 Uhr MEZ westlich der Britischen Inseln lag. Dabei hatte es sich weiterhin auf rund 975 hPa verstärkt. Die schneller laufende Kaltfront holte die vorlaufende Warmfront ein und schob sich unter diese. Dadurch entstand eine sogenannte Okklusionsfront, bei der es sich um eine Mischform der beiden Fronten handelt. Da sich der Druckgradient zwischen Tief MARGRIT und Hoch VIKTOR über Osteuropa deutlich verstärkt hatte, frischte auch der Wind auf, sodass in Großbritannien verbreitet stürmische Böen auftraten. Die Kaltfront verlief inzwischen vom Kern nach Süden über den Nordatlantik bis über die portugiesische Küste, bog sich dort nach Südwesten und ging etwa über Madeira in eine Warmfront über. Die Warmfront des Tiefs MARGRIT erstreckte sich vom Okklusionspunkt, wo Kalt- und Warmfront zusammenlaufen, im Bogen erst Richtung Nordosten über das Europäische Nordmeer, Norwegen und Schweden und von dort südostwärts über den nördlichen Teil der Ostsee bis über die Baltischen Staaten und ging etwa über der russischen Grenze in die Kaltfront eines unbenannten Tiefs über Nordwestrussland über. In diesen Gebieten verursachte die Front starke Temperaturanstiege, so z.B. am norwegischen Leuchtturm Kråkenes Fyr von 14,5°C auf 22,6°C vom Vortag bis zum 11.10.2018.

Zum 12.10.2018 hin verstärkte sich das Tiefdrucksystem MARGRIT weiter, zumal der Kerndruck des Wirbels gegen 01 Uhr MEZ bei sehr niedrigen 955 hPa lag. Mit seinem Zentrum südwestlich von Island liegend war das Tief zudem weiterhin okkludiert, sodass die Okklusionsfront vom Kern ausgehend im Bogen nach Norden und Osten bis zum Okklusionspunkt über dem isländischen Ísafjörður lag. Von dort aus verlief die Warmfront erst nordöstlich in einem Bogen bis etwa über Jan Mayen und anschließend südöstlich über die Nordküste Norwegens bis östlich von St. Petersburg. Dahingegen verlief die Kaltfront südostwärts über Island hinweg entlang der Ostküste Großbritanniens bis über Belgien. Dies führte zu Nebelbildung sowie 24-stündigen Regenmengen von bis zu 12,2 mm in Shap in Großbritannien.

Das Tiefdruckgebiet MARGRIT bildete inzwischen zusammen mit dem Tief NEVINE südöstlich von Island einen Tiefdruckkomplex, welcher um ein gemeinsames Zentrum südlich von Island rotierte. Dadurch verlagerte sich der Wirbel MARGRIT zum 13.10.2018 Richtung Westen vor die Südspitze Grönlands. Der Kerndruck stieg dabei wieder auf ca. 965 hPa an. Die Fronten des Systems waren inzwischen fast vollständig okkludiert, wobei die Okklusionsfront nach Nordosten aus dem Bereich der Berliner Wetterkarte hinaus verlief. Dabei beliefen sich die aufkommenden Niederschläge auf Regionen über dem Meer, an denen die Regen- und Schneemengen von keiner meteorologischen Station erfasst werden konnten.

Zum 14.10.2018 löste sich auch die Okklusionsfront der Zyklone MARGRIT auf und der Kerndruck stieg weiter auf 980 hPa an. Das Tiefdrucksystem schwächte sich immer weiter ab und löste sich infolgedessen zum nächsten Tag hin auf, sodass es nicht mehr namentlich auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet werden konnte.