Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  MARIAN

(getauft am 25.05.2007)

 

In den Tagen vor der Entstehung von Tief MARIAN hatte es in Deutschland schon verhältnismäßig viel geregnet. Die Niederschlagssumme für den Mai 2007 lag an der Station Berlin-Dahlem beispielsweise bereits bei knapp dem dreifachen langjährigen Durchschnittswert (148 statt nur 49 Liter/m²). Auch für die Zukunft waren die Aussichten für eine längere Trockenperiode schlecht, stand doch ab dem 25.05. das neue Tiefdruckgebiet MARIAN über dem Atlantik bereit.

Zunächst war es nur schwach ausgeprägt, konnte sich auf dem langen Weg bis nach Europa aber intensivieren und erreichte am 27.05. die Britischen Inseln. Einen Tag später befand es sich mit einem Kerndruck von 995 hPa bereits über Nordfrankreich, wobei die vorausgeeilte Kaltfront bereits den westlichen Mittelmeerraum erreicht hatte. Da der lang gestreckte Alpenkamm die Luftströmung zwang sich aufzuteilen, konnte sich am 29.05. über dem Golf von Genua ein zweites Tiefzentrum ausbilden, welches fortan als MARIAN II bezeichnet wurde. Währenddessen konnte sich MARIAN I bis zur Tschechischen Republik verlagern. Im Laufe des Nachmittages erreichten die von Süden kommenden Regengebiete und Gewitter den Brandenburger und Berliner Raum. Die höchsten Niederschläge werden dabei in dieser Region im Norden gemessen: in Tegel 20 Liter/m² in 24 Stunden und in Neuruppin sogar 32 Liter/m² in nur einer Stunde, dazu wurden Sturmböen der Stärke 9 registriert.

Länger anhaltende und sogar stärkere Niederschläge gab es im Süden Deutschlands, wo es aufgrund der nördlicher Anströmung an die Alpen zu Aufgleitregen und durch das Einfließen der Kaltluft aus Norden zu einer zusätzlichen Hebung kam: die 24-stündigen Regenmengen lagen bei annähernd 100 Liter/m² im Alpenvorland. Solche Werte entsprechen beinahe den langjährigen Durchschnittswerten für den gesamten Monat Juni (im Schnitt ca. 125 Liter/m²).

Bis zum 31.05. entfernte sich Tief MARIAN II weiter nach Osten bis nach Bulgarien, zwischenzeitlich existierte sogar ein drittes Tiefzentrum, MARIAN I lag über Dänemark. In den darauf folgenden Tagen gelang letzterer noch zu den Britischen Inseln, später in das Seengebiet vor Island (01.06.), dann in die Nähe der Nordmeerinseln Jan Mayen (02.06.) und schließlich Spitzbergen (03.06.), bevor es sich auflöste. MARIAN II dagegen überschritt am 31.05. bei Sankt Petersburg den 60. nördlichen Breitengrad und zog daraufhin entlang diesem nach Osten ab. Am 04.06. war MARIAN II jenseits des Urals zum letzten Mal auf der Berliner Wetterkarte zu sehen.


Geschrieben am 24.07.2007 von Norbert Rupsch

Wetterkarte: 28./29.05.2007

Pate: Vera Baatz