Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
MARIELOU
(getauft am
05.12.2018)
Am Rande
eines unbenannten Tiefdruckkomplexes über dem Nordatlantik entstand in der
ersten Dezemberdekade 2018 ein neues Tiefdruckgebiet, das am 05.12.2018 in der
Prognose für den Folgetag auf den Namen MARIELOU getauft wurde.
Um 00 Uhr UTC
des 06.12.2018 wurde der Wirbel MARIELOU zentral über dem Nordatlantik
analysiert. Dabei bestand sein junges Frontensystem einerseits aus einer
Warmfront, die vom Kern nach Nordosten reichte, ehe sie in die Kaltfront des
bereits erwähnten Tiefdruckkomplexes überging. Andererseits verlief vom
Tiefzentrum eine Kaltfront in südwestliche Richtung über den Atlantik. Im
Tagesverlauf zog die Zyklone MARIELOU weiter nordostwärts und gelangte dabei in
die Zirkulation des Tiefdruckkomplexes über dem Nordatlantik. Dieser schwächte
sich dabei etwas ab, während die Zyklone MARIELOU deutlich an Intensität
gewann.
So hatte sich
das Tief MARIELOU bis zum 07.12.2018 um 00 Uhr UTC bis vor die Nordwestküste
Irlands verlagert und dabei auf einen Kerndruck von unter 980 hPa verstärkt,
wohingegen der Druck am Vortag noch etwa 1010 hPa betragen hatte. Gleichzeitig hatte
sich durch die abschnittsweise Vermischung der Warm- und Kaltfront eine
Okklusionsfront ausgebildet, die sich vom Kern aus in südöstliche Richtung bis etwa
über Dublin erstreckte. Von dort führte die Warmfront nach Osten über England bis
über die niederländische Nordseeküste, wo sie in die Kaltfront des Tiefs LUANA
überging. Die Kaltfront des Tiefdruckgebietes MARIELOU führte vom Zentrum in einem
weiten Bogen über die Keltische See nach Südwesten bis über die Azoren. Durch
die Verlagerung der Fronten nach Osten kam es im Tagesverlauf auf den
Britischen Inseln zu Niederschlägen. Die irische Station Johnstown Castle
verzeichnete in 24 Stunden bis 06 Uhr UTC dieses Tages 11 l/m² Regen, wobei
allein 9 l/m² auf die letzten 12 Stunden dieses Zeitraumes entfallen waren. Im
weiteren Tagesverlauf überquerte das Tiefzentrum Schottland und sorgte dort für
24-stündige Niederschlagsmengen bis 46 mm am See Loch Glascarnoch.
Sich weiter
ostwärts verlagernd hatte der Wirbel, nun MARIELOU I genannt, am 08.12.2018 den
Nordosten Schottlands erreicht und sich nochmals auf knapp 970 hPa intensiviert.
Er hatte dabei das ehemalige Tief LUANA aufgenommen und so einen zweiten Kern
ausbilden können, welcher sich als MARIELOU II mit gut 980 hPa über dem Skagerrak
befand. Diese zwei Kerne waren durch eine Okklusionsfront miteinander verbunden.
Aus dem Zentrum MARIELOU II entsprangen zudem eine Kalt- und eine Warmfront,
von denen letztere südostwärts verlief und bis über die nordöstlichen Ausläufer
der Karpaten reichte. Die Kaltfront führte nach Süden bis über die Alpen. Die
Niederschläge im Raum Schottland an diesem Tag blieben in beschaulichem Rahmen
und reichten von z.B. 0,6 l/m² an der Station Fair Isle innerhalb von 24
Stunden bis zum Spitzenreiter mit 20 l/m² an der Halbinsel Magilligan in
Nordirland.
Am 09.12.2018
wurde das Tief MARIELOU um 00 Uhr UTC mit drei Kernen analysiert, von denen der
dritte, MARIELOU III, mit unter 995 hPa aus einem atlantischen Tiefdruckgebiet
entstanden war und nun über der Westküste Schottlands lag. Von diesem verlief
eine Okklusionsfront nach Südwesten und Süden über die Nordsee, Westdeutschland
und Luxemburg. Dort gabelte sie sich in eine Warmfront, die in südwestlicher
Richtung bis etwa über Toulouse verlief, sowie in eine Kaltfront, die sich
ebenso nach Südwesten bis über Nordspanien bog und im Bereich des Hochs FRIDO
endete. Das Tiefzentrum MARIELOU I wies keinerlei Fronten auf, hatte jedoch mit
knapp 975 hPa den niedrigsten Kerndruck inne und befand sich in der Region um
Göteborg. Kern MARIELOU II lag zentral über Schweden und hatte zwei
Okklusionsfronten inne, die sich beide im Bogen nach Osten, Südosten und
schließlich Richtung Süden zogen. Dabei endeten sie im Süden der Ukraine bzw.
über der Grenze zwischen Serbien, Rumänien und Bulgarien. Obwohl sich in
Schweden das Hauptzentrum des Tiefkomplexes MARIELOU befand, gab es dort nur
vereinzelt stärkere Niederschläge. So z.B. in Rödkallen, wo bis 06 Uhr UTC des
Folgetages in 24 Stunden 20,4 l/m² Niederschlag fielen. In Tännäs gab es trotz
Höhenlage nur 0,9 l/m² leichten Schneefall und auf der Insel Gotska Sandön
wurden bei leichtem Dauerregen 6,1 l/m² im selben Zeitraum erreicht.
Am 10.12.2018
hatten sich die verschiedenen Kerne wieder zu einem einzigen Tiefdruckgebiet
MARIELOU vereint, welches einen Kerndruck von etwa unter 990 hPa besaß und über
der Ostsee lag. Dabei wies es drei
Fronten auf: eine Warmfront, die bogenförmig vom Kern aus über den Bottnischen
Meerbusen, Südfinnland und dann nach Südosten über Westrussland verlief, eine Kaltfront,
die sich nach Süden und Südwesten über Polen und Süddeutschland zog und eine
vom Kern gelöste Okklusionsfront, die sich zwischen den zwei anderen Fronten befand
und sich in einem Bogen von Vilnius bis über Belgrad erstreckte. Alle drei
brachten geringe Niederschläge und lösten sich bis zum 11.12.2018 auf, sodass
die Zyklone MARIELOU nun frontenlos über der Ostsee verharrte. Der Kerndruck
war dabei weiter auf über 1005 hPa angestiegen. So befand sich das Tief
zwischen einem Russlandhoch im Osten und den Hochs GOTTHARD und FRIDO im Westen
in Auflösung. Damit war der 11.12.2018 der letzte Tag, an dem das Tief MARIELOU
namentlich auf der Berliner Wetterkarte erschien.