Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet MARKUS
(getauft am 25.03.2019)
Die Vergabe von Namen an Hoch- und
Tiefdruckgebiete wird von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte nur für
solche Druckgebilde durchgeführt, welche einen Einfluss auf die Großwetterlage
in Europa haben werden. Bereits einige Tage vor der Taufe, tauchte am 22.03.2019
erstmals ein Tief südlich von Boston über der Ostküste der USA auf, welches im
weiteren Verlauf eine ostwärtige Verlagerung begann. Dieser Wirbel hatte
bereits ein ausgeprägtes Frontensystem und bewegte sich auf Grund der
Windrichtung auf der 500 hPa-Karte zunächst nach Nordosten Richtung Kanada und
anschließend weiter nach Grönland. Bis zum 25.03. hatte sich die Zyklone bis
südlich von Grönland verlagert und befand sich nun in einer abgeschwächten
Westwinddrift. Auf Grund dessen, ging die Berliner Wetterkarte davon aus, dass
das Frontensystem in den nächsten Tagen das europäische Festland erreichen
sollte. Deshalb taufte sie den Wirbel auf der Vorhersagekarte vom 25.03. auf
den Namen MARKUS.
Am 26.03. um 00 Uhr UTC, was 02
Uhr MESZ entspricht, befand sich Tief MARKUS vor der Ostküste Grönlands, 800 km
nordwestlich von Reykjavik mit einem Kerndruck von unter 995 hPa. Es ereignete sich zu diesem Zeitpunkt
parallel ein Prozess innerhalb des Tiefdruckgebiets MARKUS der in der
Meteorologie unter den Begriff der Okkludierung fällt. Dabei handelt es sich um
einen Vorgang, bei dem eine Mischfront entsteht, welche durch den
Zusammenschluss von Warm- und Kaltfront entsteht und die Eigenschaften beider
Typen in sich vereint. Warm- und
Kaltfront bezeichnen hier die Grenze zwischen zwei unterschiedlich temperierten
Luftmassen. Es war sowohl eine Okklusionsfront nach Westen bis zu einem
unbenannten Randtief als auch eine nach Südosten bis nördlich von Island
ausgebildet. Dort war der Okklusionspunkt verortet, in welchem sich die Front
in eine Warm- und Kaltfront aufspaltete. Die Warmfront verlief südöstlich bis
nach Edinburgh. Die Kaltfront hingegen machte einen konvexen Bogen und ging
über dem Atlantischen Ozean in eine Warmfront über. Im Tagesverlauf erreichte
die Front die Westküste Norwegens und sorgte dort auf Grund des Auftreffens auf
das Land und zusätzlich durch das Gebirge für durch orographische
Hebungsprozesse verstärkte Niederschläge. An der Südwestküste Norwegens wurden
innerhalb des Tages oftmals insgesamt 20 l/m² gemessen wie in Nedre Vats mit
20,0 l/m² und in Liarvatn mit 21,2 l/m². Diese Messstationen liegen in der Nähe
von der Stadt Bergen, der niederschlagsreichsten Großstadt Europas mit 2500
l/m² im Jahr. Die Temperaturen lagen an der Küste bei 3 bis 5°C, somit fiel der
Niederschlag in Form von Regen, vereinzelt auch als Schneeregen. Im Gebirge
sank die Temperatur auf unter den Gefrierpunkt, sodass der Niederschlag
dementsprechend dort als Schnee fiel. Zudem frischte während des Frontendurchgangs
der Wind auf und erreichte zwischenzeitlich Stärke 11 auf der Beaufort-Skala.
In Alesund wurden beispielsweise 115 km/h um 17 Uhr MESZ registriert.
Am Mittwoch, dem 27.03., hatte
sich der Wirbel MARKUS auf Grund des abgeschwächten Windsystems in 500 hPa-Höhe
nur um ca. 1000 km nach Osten fortbewegt und befand sich um 02 Uhr MESZ nun
nördlich der Insel Jan Mayen mit einem Kerndruck von unter 980 hPa. Die
Okklusionsfront hatte sich deutlich ausgedehnt, weshalb sich die Warmfront
nahezu aufgelöst hatte. Die
Okklusionsfront befand sich über dem Norden Norwegens, wo an den Stationen
zahlreiche Wetterzustände gemeldet wurden. Beispielsweise in Laksfors fielen 16
l/m² oder in Sortland 15 l/m² innerhalb von 24 Stunden. Weiterhin war der
Einfluss des Golfstroms zu groß, wodurch die Temperaturen über der Frostgrenze
blieben. Die stärksten Windböen traten nun auch weiter nördlich in
Hasvik-Sluskfjellet auf 450 Metern mit 113 km/h auf. Im Vergleich zum Vortag
war ein deutlicher Temperaturanstieg besonders am Abend des 27.03. ersichtlich.
Die Temperatur erhöhte sich um 23 Uhr MESZ um bis zu 7 Grad im Vergleich zur
vorherigen Nacht. In Tarfala auf 1151 Metern stieg die Temperatur von -11°C auf
-3,5°C an.
Am nächsten Tag blieb das Tief
MARKUS mit einem Kerndruck von unter 980 hPa stationär. Zudem verlagerte sich
das Frontensystem durch die Südströmung nach Norden. Am Ende der
Okklusionsfront entwickelte sich ein Teiltief mit dem Namen MARKUS II. Die
Zyklone MARKUS befand sich im letzten Stadium einer Zyklone, weshalb die
Wetterzustände auch durch fehlende Feuchtigkeit gering ausfielen. Lokal gab es
etwas Niederschlag wie in Vohma mit 5 l/m² zwischen 03 und 12 Uhr MESZ des
28.03.. Ansonsten schwächten sich die zwei Kerne des Wirbels MARKUS aber ab,
wodurch sie sich bis zum 29.03.2019 auflösten. Der Grund dafür war die fehlende
Westströmung, was auf ein blockierendes Hochdruckgebiet über Russland
zurückzuführen ist. Zudem näherte sich von Westen her bereits die nächste
Zyklone namens NORBERT.