(getauft
am 28.12.2004)
Das
Tiefdruckgebiet MARTINA hatte Zeit ihrer Existenz eine wirklich lange Reise
durchgemacht. Bereits zur Weihnachtszeit waren über dem nordamerikanischen
Kontinent alle meteorologischen Zutaten für die Entstehung eines
Tiefdruckgebiets gegeben. Dieses Tief, das am 28. Dezember 2004 den Namen
MARTINA erhielt, startete zu einer langen Reise über den „großen Teich“ nach
Europa. Mit einem ersten Kurs in Richtung Nordatlantik sollte die Reise annähernd
eine Woche dauern.
Das
Tiefdruckgebiet wanderte um die halbe Welt und legte so mehr als 10.000
Kilometer zurück. Dabei war MARTINA keineswegs langsam unterwegs. Angetrieben
von einem kräftigen Westwind in der oberen Atmosphäre legte sie in den ersten
Tagen eine Strecke von 2000 Kilometer in 24 Stunden zurück und erreichte
bereits am 29. Dezember 2004 die Südspitze von Grönland.
An
diesem Tag hatte das Tiefdruckgebiet MARTINA den Höhepunkt ihrer Entwicklung
mit 955 hPa erreicht. In Anbetracht der Situation, dass das Tiefdruckgebiet nun
einen Kerndruck aufwies, der gut 60 Hektopascal unterhalb des Drucks der
meteorologischen Standardatmosphäre lag und gleichzeitig von vielen Inseln auf
dem Nordatlantik verbreitet Sturm gemeldet wurde, konnte man dem
Tiefdruckgebiet MARTINA nun den Status eines Sturmtiefs verleihen.
Unbeirrt
sauste MARTINA anschließend mit ihrem Zentrum weiter über Island auf die
nordskandinavische Küste zu. Ihre weit ausgedehnten Fronten machten sich nun
auch in Mitteleuropa bemerkbar. Auf den Britischen Inseln brachte MARTINA in
dieser nachweihnachtlichen Zeit ungewöhnlich milde Temperaturen. In Irland
wurden Tageshöchstwerte von 13°C und Tiefstwerte von 11°C gemessen. Am 31.
Dezember 2005 überquerten nun auch ihre Fronten den norddeutschen Raum und
sorgten in den Silvesternacht vielerorts für einen verregneten Start ins neue
Jahr.
Nördlich
des Polarkreises, wo zu dieser winterlichen Jahreszeit keine Sonne mehr den
Himmel erhellt, wurde dem Tiefdruckgebiet MARTINA das Leben nun richtig schwer
gemacht. Unter MARTINA war es bereits so kalt, dass die Barentssee und die
Karasee zugefroren waren. Einige Stationen auf der Insel Novaya Semlya meldeten
am 2. Januar 2005 Temperaturen um
-12°C. In dieser kalten Umgebung konnte sich das Tiefdruckgebiet MARTINA
nicht mehr lange halten und löste sich in den frühen Morgenstunden des darauf
folgenden Tages über Westrussland auf.
Geschrieben am 25.02.2005 von Sebastian
Unger
Wetterkarte: 29.12.2004
Pate: Dirk Schrader