Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
MARTIN
(getauft am
21.12.2011)
An einem Trog im 500 hPa-Niveau, was einer
Höhe von ca. 5,5 km entspricht, bildete sich ein zugehöriges Bodentief, welches
am 21.12.2011 auf den Namen MARTIN getauft wurde. Zum Zeitpunkt der Taufe war
der Tiefdruckwirbel MARTIN mit seinem Kern relativ mittig zwischen Neufundland
und Island über dem nördlichen Atlantik verzeichnet. In seinem Kern herrschte
zu diesem Zeitpunkt ein Druck von etwas unter
975 hPa. Sein Frontensystem bestand aus einer Warmfront, die sich vom Kern in
einem südostwärts gerichteten Bogen bis zur Meerenge zwischen Irland und
Großbritannien zog. Von dort aus verlief sie weiter entlang der Westküste Schottlands
über Wales und Cornwall, die Bretagne bis zur Bucht von Biscaya. Gleichzeitig
wies der Wirbel MARTIN eine Kaltfront auf, die sich nur leicht gekrümmt in südwestlicher
Richtung über den Atlantik erstreckte und über den Rand der Berliner
Wetterkarte hinaus reichte.
Bis zum 22.12.2011 hatte sich das
Tiefdrucksystem MARTIN unter gleichbleibendem Kerndruck bis über Island
verlagert. Das Frontensystem des Wirbels MARTIN war mittlerweile teilweise
okkludiert, d.h. die schnellere Kaltfront holt die voranlaufende Warmfront ein
und es bildet sich eine Front mit Warm- und Kaltfonteigenschaften, eine
sogenannte Okklusionsfront. Die Okklusionsfront erstreckte sich vom Kern in
einem leichten Bogen bis zur Nordsee zwischen Schottland und Norwegen. Am dortigen
Okklusionspunkt spaltete sie sich wieder in Warm- und Kaltfront. Die Warmfront
reichte in fast gerader Linie über die Nordsee und Amsterdam bis kurz vor
Marseille, wo sie in die Kaltfront eines Tiefs über Korsika überging. Die
Kaltfront verlief nördlich von Aberdeen über Schottland und ging nördlich von Edinburgh
in die Warmfront eines nachfolgenden Tiefs über. Im Warmluftsektor, dem Bereich
ziwschen Warm- und Kaltfront, über Europa herrschten für die Jahreszeit sehr
milde Temperaturen, so meldeten Paris und Marseille 13 und 14°C als Tageshöchsttemperaturen.
Im Warmluftsektor und im Bereich der Warmfront war der Himmel größtenteils
bedeckt, insbesondere in Frankreich und Westdeutschland. Paris und London
meldeten eine ganztägig geschlossene Wolkendecke.
Die Zyklone MARTIN verlagerte sich im Laufe
des Tages weiter in nordöstlicher Richtung und befand sich am 23.12.2011 mit
ihrem Kern nordöstlich von Jan Mayen. Der Kerndruck hatte sich dabei auf unter
970 hPa verstärkt. Vom Kern zog sich eine Okklusion mit Warmfrontcharakter
zunächst in nordöstlicher Richtung und beschrieb dann einen Bogen nach Süden.
Dabei überquerte sie zunächst Norwegen, verlief entlang der schwedischen
Ostseeküste an Rügen vorbei nach Stettin bis sie sich südwestlich von Berlin an
ihrem Okklusionspunkt aufspaltete. Die Warmfront reichte noch bis über die
Mitte Bayerns auf der Breite Münchens. Die Kaltfront verlief nach Nordwesten
bis nach Hamburg, wo sie in die Warmfront des nachfolgenden Tiefs NORBERT
überging. In Deutschland brachten die Frontendurchgänge zum Teil leichten
Sprühregen und weiterhin starke Bewölkung mit sich. In ganz Deutschland wurde
an diesem Tag nicht eine einzige Minute Sonnenschein verzeichnet. Im Laufe des
Tages wurde das Tiefdrucksystem MARTIN schließlich vom nachfolgenden Tief
NORBERT eingeholt und konnte somit nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte
analysiert werden.
Geschrieben am 09.02.2012 von Patrick Ilmer
Berliner Wetterkarte: 22.12.2011
Pate: Sturmjäger Martin Zoidl