Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet MICHAEL
(getauft
am 15.04.2013)
Am Montag, den 15.04. wurde um 00 Uhr UTC, also 02 Uhr MESZ, ein
nördlich der Azoren über dem zentralen Atlantik entstandenes Tiefdruckgebiet
analysiert und auf den Namen MICHAEL getauft. Dieses Tief entwickelte sich
bereits im Laufe des vorangegangenen Tages unterhalb eines ausgedehnten, von
Neufundland über Grönland bis knapp nach Irland reichenden Höhentroges, d.h.
eines Kaltluftvorstoßes in einer Höhe von knapp 5,5 Kilometern. Vom Zentrum,
das einen Druck von 990 hPa aufwies, gingen sowohl eine bis zu den Azoren
reichende Warm-, als auch eine sich in südwestlicher Richtung mit dem
Frontensystem eines anderen Wirbels vereinende Kaltfront aus. Ein dem Tief
MICHAEL zugehöriges Niederschlagsband zog bereits im Laufe des Abends und in
der Nacht über Irland hinweg, wobei die Niederschlagsmengen regional sehr
unterschiedlich ausfielen. Wurden am Flughafen von Dublin in einem Zeitraum
von 24 Stunden bis 06 Uhr UTC des nächsten Morgens lediglich 0,6 Liter Regen
pro Quadratmeter registriert, fielen in Claremorris zur gleichen Zeit 11 Liter
und in Connaught bis zu 14 Liter je Quadratmeter.
Die sich leicht verstärkende Zyklone MICHAEL verlagerte sich zum
16.04. nach Nordosten und lag gegen 00 Uhr UTC mit einem Druck von unter
985 hPa vor der Westküste Nordirlands. Teile der Warmfront wurden bis dahin
durch die nachfolgende Kaltfront eingeholt, wodurch sich eine Okklusionsfront
gebildet hatte, welche Eigenschaften beider Frontenarten in sich vereint. Diese
Okklusionsfront ging westlich des Zentrums aus, beschrieb einen Bogen nördlich
um den Kern herum und zog dem Verlauf des Nordkanals sowie der Irischen See
folgend nach Süden in Richtung Wales. An der südwestlichen Spitze von Wales,
nahe Broad Haven, hatte sie ihren Okklusionspunkt, an dem Warm- und Kaltfront
in einander übergehen. Von Broad Haven ausgehend verlief die Warmfront über
Cornwall und westlich an Frankreichs und Spaniens Küsten vorbei nach Südwesten
und endete westlich vor dem portugiesischen Viana do Castelo über den Atlantik.
Die Kaltfront zog sich vom Okklusionspunkt ebenfalls nach Südwesten, verband
sich jedoch wie auch schon am Vortag mit dem Frontensystem eines anderen
Tiefdruckwirbels, der in der Zwischenzeit auf den Namen NILS getauft wurde. Das
Niederschlagsband, welches am Abend zuvor bereits Irland erreichte, überquerte
im Laufe des Tages das britische Festland und führte besonders in Schottland zu
ergiebigen Regen. Aultbea meldete eine Niederschlagsmenge von 16 Litern,
Tulloch Bridge von 20 Litern und bei Loch Glascarnoch wurden sogar 28 Liter pro
Quadratmeter registriert, die innerhalb von 24 Stunden bis 06 Uhr UTC fielen.
Am 17.04. lag der Kern des Wirbels MICHAEL um 00 Uhr UTC und mit
einem wieder auf 990 hPa gestiegenen Druck vor der Küste Norwegens, etwa 300
Kilometer von Bergen entfernt. Die
Kaltfront hatte die Warmfront fast vollständig eingeholt. Nördlich des Kerns
ausgehend beschrieb die lang gestreckte Okklusionsfront einen Bogen, der sich an
Helsinki vorbei über die Ostsee hinweg nach Südwesten bis nach Berlin zog. Ab
Berlin Kaltfrontcharakter annehmend reichte sie von dort weiter bis nach Köln,
wo sie anschließend in die zum Tief NILS gehörende Warmfront überging. Das
Regenband traf auf die Gebirgsketten Norwegens, wodurch die Intensitäten
ähnlich wie schon zuvor in Schottland durch erzwungene Hebungsvorgänge erneut
verstärkt wurden. Bergen meldete um 18 Uhr UTC eine Niederschlagsmenge der
zurückliegenden 24 Stunden von 26 Liter, Kvamsoy von 36 Liter und Fossmark von
49 Liter pro Quadratmeter. Übertroffen wurden diese Werte nur durch die
Messtation von Kvamskogen mit 51 Litern sowie durch die Station bei Takle mit
62 Liter je Quadratmeter. Auch in Finnland sowie im weiteren Verlauf in
Nordrussland kam es entlang der sich nach Osten verlagernden Okklusionsfront zu
Niederschlägen, größere Regenmengen kamen zumeist aber nicht zusammen. In
Helsinki fielen innerhalb von 24 Stunden bis 06 Uhr UTC 0,8 Liter, in Ilomantsi
Mekrijarvi 4 Liter und im russischen Varzuga 4,5 Liter Regen oder Sprühregen pro
Quadratmeter.
Zum 18.04. zog das Tiefdruckgebiet MICHAEL dem Küstenverlauf
Norwegens folgend nach Nordosten und lag gegen 00 Uhr UTC mit einem Druck von
weiterhin 990 hPa zwischen Spitzbergen und Nowaja Semlja über der Barentssee.
In südwestlicher Richtung verband den Kern eine Okklusionsfront mit einem
anderen, ebenfalls 990 hPa aufweisenden Wirbel, der sich in etwa auf der
Schnittlinie Jan Mayen mit Spitzbergen befand. Von einer zweiten, südöstlich
des Kerns ausgehenden kleinräumigeren Okklusionsfront spalteten sich noch über
der Barentssee eine Warm-, sowie eine Kaltfront ab. Während die Warmfront
Nordrussland nach Süden überquerte und etwa bis Kirow reichte, zog die
Kaltfront über St. Petersburg und Riga hinweg bis nach Kaliningrad, wo sie sich
abermals mit der Warmfront des dem Tief MICHAEL nachfolgenden Wirbels NILS
verband.
Im Laufe des Tages verließ Tief MICHAEL auf seiner Zugbahn nach
Nordosten den von der Berliner Wetterkarte erfassten Bereich, sodass am 19.04.
eine weitere Analyse nicht mehr möglich war.
Geschrieben
von Christian Ulmer
Berliner
Wetterkarte: 16.04.2013
Pate:
Michael
Hammerl