Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet MICHAEL

(getauft am 18. 9. 2009)

 

Am 18. September 2009 wurde ein Tiefdruckgebiet über der Iberischen Halbinsel auf den Namen MICHAEL getauft. Auf der Bodenwetterkarte von 1 Uhr MEZ (Mitteleuropäischer Zeit, entspricht 2 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit MESZ) erkennt man eine vom Kernbereich in einem Bogen nach Nordosten ziehende Okklusionsfront (Mischfront mit Warm- und Kaltfronteigenschaften), die sich bis in den östlichen Alpenraum erstreckte. Das Hauptaugenmerk beim Tiefdruckgebiet MICHAEL ist aber auf das 500hPa-Druckniveau zu legen, das in etwa einer Höhe von 5.500 Metern entspricht. Dort war ein kräftiges Höhentief, ein sogenannter „Kaltlufttropfen“ (Temperatur über Madrid in der Höhe -21°C, am Boden in der Nacht zum 18. September 9,5°C, am Tag bis 20°C) zu sehen, der sich über weite Teile Südwesteuropas zog. Diese Konstellation führte zu einer labilen Schichtung der Atmosphäre, so daß sich teils kräftige Niederschläge entwickeln konnten. Der Schwerpunkt der Regenmengen lag zunächst im Osten und Norden von Spanien (Valencia 27,2 Liter pro Quadratmeter, Palma de Mallorca 34 l/m² innerhalb von 24 Stunden). Am 19. September wanderte das Tiefdruckgebiet MICHAEL sowohl am Boden als auch in der Höhe weiter nach Nordosten nach Westfrankreich. Die Regenschauer und Gewitter brachten an der spanischen (Bilbao 90 l/m²) und französischen Atlantikküste (Biarritz 93 l/m²) sowie an der französischen Mittelmeerküste (Cannes 132 l/m²) bis 7 Uhr MEZ sehr hohe Niederschlagsmengen. Das Tiefdruckgebiet MICHAEL war im Bodenniveau zum letzten Mal am 20.09.2009 als eigenes Druckgebilde auf der Berliner Wetterkarte zu erkennen. Das korrespondierende Höhentief brachte auch  bis zum 20. September, 7 Uhr MEZ, von der Normandie über die französische Atlantikküste bis nach Nordwestspanien zum Teil ergiebige Niederschläge (bis 60 l/m² in St. Nazaire [Frankreich]).

 


Geschrieben von Heiko Wiese am 22. 10. 2009

Wetterkarte vom 18. September 2009

Pate: Michael Cordes