Lebensgeschichte
(getauft am 28.01.2005)
Am 27. Januar 2005 befand sich ein Tiefdruckgebiet über dem Nordmeer,
dessen Kaltfront weit bis nach Grönland reichte. An dieser Kaltfront entstand
am 28. Januar 2005 das Tiefdruckgebiet MICHAEL mit einem Kerndruck von etwas
weniger als 1000hPa.
MICHAEL bewegte sich zunächst gemäß der Höhenströmung weiter nach Nordosten
und vertiefte sich dabei auf weniger als 975hPa. Sein Zentrum befand sich am
29. Januar vor der ostgrönländischen Küste, seine Warmfront reichte von
Spitzbergen bis zu den Britischen Inseln; seine Kaltfront bis vor die Küste
Neufundlands. Auf seinem Weg von Südgrönland bis zum Nordmeer entwickelte er
sich zu einem ausgedehnten Sturmwirbel.
In den Morgenstunden des 30. Januars hatte MICHAEL seine Lage kaum
verändert. Er lag immer noch im Nordmeer mit einem Kerndruck von weniger als
975hPa. Allerdings begannen seine Warmfront und seine Kaltfront nun über
Skandinavien zu okkludieren.
MICHAELs Warmfront griff am Morgen des 30. Januars auf die Nordseeküste von
Deutschland über, brachte allerdings nur geringe Regenmengen (z.B. St. Peter
Ording 0,9 Liter pro Quadratmeter) und löste sich schließlich auf.
Durch einen kräftigen Kaltluftvorstoß aus der Arktis konnte sich MICHAEL am
31. Januar aber wieder vertiefen auf nun weniger als 970 hpa. Sein Zentrum
wanderte weiter an die Nordspize von Skandinavien (Nordkap 961,4 hPa). Die
zugehörigen Fronten griffen im Laufe des 31. Januars auf Deutschland über und
verdrängten die kalte Luft aus Mitteleuropa. Die Temperaturen stiegen im
Nordwesten verbreitet auf Werte um 7°C (z.B. Leck 7,0 °C Höchsttemperatur),
während sie in Bayern noch im negativen Bereich lagen (z.B. Nürnberg -3°C
Höchsttemperatur). Mit Ankunft der milden Luft im Nordwesten verschwand die
Schneedecke in Norddeutschland völlig; in den Mittelgebirgen erhöhte sie sich
dagegen (z.B. Brocken 155cm).
Am 1. Februar waren die Fronten von MICHAEL schon weitgehend okkludiert und
sein Kern, der immer noch am Nordkap lag, hatte sich bereits auf 985 hPa
aufgefüllt. Hinter der Okklusion drehte der Wind zunehmend auf Nord und so
wurden die Höchstwerte vom Vortag nicht mehr erreicht (z.B. St. Peter-Ording
5°C). Vor allem in Ostdeutschland schien verbreitet die Sonne, zum Teil bis zu
8 Stunden, was etwa 90 Prozent der astronomisch möglichen Sonnenscheindauer
entspricht.
Am 2. und 3. Februar schwächte sich MICHAEL immer weiter ab, sein Kerndruck
stieg auf 1000hPa an und seine Okklusionfront erstreckte sich von Spitzbergen
bis zum Schwarzen Meer und brachte in Russland und Weißrussland leichten bis
mäßigen Schneefall.
Bevor MICHAEL im nächsten Tief OLAF aufging, wurde er vom russischen
Kältehoch AYAAN wieder nach Westen gedrängt. Dabei gab es vor allem in
Ostdeutschland leichten Regen oder Sprühregen. Am 4. Februar 2005 ging MICHAEL
dann vollständig in OLAF auf und verschwand von der Wetterkarte.
Insgesamt lebte MICHAEL mit sieben Tagen überdurchschnittlich lange für ein
Tiefdruckgebiet. Er legte auf seiner Strecke von Grönland bis zur Barentssee
mehr als 2000 km zurück und seine Fronten verdrängten den Winter aus
Norddeutschland.
Geschrieben am
08.03.2005 von Thomas Schartner
Wetterkarte: 31. Januar 2005
Pate: Stephanie Keil