Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet MIRJA

(getauft am 03.08.18)

 

 

Aus einer Wellenstörung über Schottland entwickelte sich Anfang August eine Zyklone, die anhand der Prognosekarte für den 04.08.18 um 14 Uhr MESZ auf den Namen MIRJA getauft wurde.

Das Zentrum dieses Tiefdruckgebiets befand sich um 02 Uhr MESZ an jenem Tag im Großraum Oslo mit einem Druck im Kern von knapp 1015 hPa. Von dort erstreckte sich eine Okklusion bogenförmig quer über den Süden Schwedens. Die Okklusion oder Okklusionsfront stellt die Vereinigung von Kalt- und Warmfront am sogenannten Okklusionspunkt dar, welcher sich bei Stockholm befand. Die kurze Warmfront des Tiefs MIRJA lag über der nördlichen Ostsee und Litauen. Von Südwest nach Nordost verlaufend erstreckte sich zudem eine Kaltfront mit einer Länge von ungefähr 2300 km über den äußersten Süden Schwedens, Dänemark, über die Nordsee, den Süden Englands und die Bretagne bis über die Biskaya. Zusätzlich reichte sie bis ins Hochdruckgebiet JOHANNES hinein. Messbarer Niederschlag wurde nur im Bereich der Mischfront über Südschweden registriert. Im 12-stündigen Zeitraum bis 08 Uhr MESZ betrug die Regenmenge in Eskilstuna westlich der schwedischen Hauptstadt 7 l/m² oder in Daglosen 5 l/m². Bei zusätzlichen Schauern kamen im selben Zeitraum 13 l/m² an der Station Kilsbergen-Suttarboda zusammen. Während im Warmsektor vor der Kaltfront die Temperaturen auf 28,4°C im Londoner Stadtteil Northolt bis 30,0°C in Rouen stiegen, waren es in Dublin kühlere 21,6°C oder 21,4°C in Hawarden an der walisisch-englischen Grenze.

Bis zum nächsten Tag verlagerte sich das Tief MIRJA praktisch gar nicht. Bei einem ebenfalls fast unveränderten Kerndruck befand sich das Zentrum am 05.08.18 weiterhin ganz im Süden von Skandinavien. Die sehr kurze Warmfront verlief im Bogen etwa 200 km über den Südosten Norwegens, wo sich eine Kaltfront eines kleinen Tiefs über dem Europäischen Nordmeer anschloss. In einem größeren Bogen erstreckte sich zudem die Kaltfront entlang der Südwestküste Schwedens, dem Osten Dänemarks und Nordwestdeutschland südwestwärts bis über die Bretagne. Bedeutender Niederschlag fiel in Gewitterschauern, die beispielsweise in Baruth/Mark 13 l/m² Regen brachten. Weiter nach Südwesten betrug die 12-stündige Regenmenge bis 08 Uhr MESZ 10,9 l/m² in Gera und 14,7 l/m² im oberfränkischen Rehau. Mit der Passage der Kaltfront verringerte sich die Lufttemperatur um rund 5 bis 8°C. In einer maritim erwärmten Subpolarluft hinter der Front wurden zum Beispiel maximal 25°C in Bremen, 22,8°C in Warnemünde oder 22,3°C in Itzehoe gemessen.

Unter Verstärkung zog das Tiefdruckgebiet MIRJA bis zum 06.08.18 weiter nach Nordosten. Das Zentrum befand sich nun über dem nördlichen Bottnischen Meerbusen bei Oulu mit einem Druck von knapp 999 hPa. Die Okklusion erstreckte sich bogenförmig von dort über Zentralfinnland, wo sie in die Kaltfront überging, die dann nach Süden und Südwesten verlief bis etwa nach Danzig. An der Kaltfront schiebt sich die kalte Luftmasse unter die warme im davor liegenden Warmsektor und es kommt zur Bildung von Schauern und Gewittern. Bei mitunter kräftigen schauerartigen Regenfällen kamen so in 12 Stunden bis 08 Uhr MESZ in Lulea 60 l/m² zusammen oder in Alvsbyn, unweit von Lulea, 54 l/m². Entlang der Kaltfront betrug die Niederschlagsmenge in derselben Zeit lediglich maximal 16 l/m² an den Stationen Lieksa Lampela und Kuhmo Kalliojoki im Osten Finnlands. Trotz des Niederschlags war kein spürbarer Temperaturunterschied an oder vor der Kaltfront zu erkennen. Im Süden Finnlands stiegen die Temperaturwerte auf 23,1°C in Helsinki oder 20,1°C in Turku und im Baltikum wurden beispielsweise 25,4°C in Vilnius oder 23,6°C in Kaliningrad gemessen.

Mit dem Weiterzug nach Osten blieb der Kerndruck des Wirbels MIRJA von rund 997 hPa am 07.08.18 um 02 Uhr MESZ fast unverändert. Vom Zentrum an der unteren Nördlichen Dwina verlief die Okklusion ca. 300 km nordöstlich bis zum Okklusionspunkt. Von diesem Punkt, wo sich die Warm- und Kaltfront wieder trennten, erstreckte sich erstere über 500 km über den Nordwesten Russlands, wo sie in die Kaltfront eines Tiefs bei Nowaja Semlja überging. Die Kaltfront verlief erst in einem recht engen Bogen vom Okklusionspunkt nach Osten und anschließend südwestwärts bis nach Weißrussland. An der Kaltfront kam es noch zu vereinzelten, aber teils kräftigen Schauern, wie die 12-stündige Regenmenge bis 08 Uhr MESZ an der Station Lodeinoje Pole bei St. Petersburg mit 13 l/m² beweisen konnte. Dabei stiegen die Temperaturen im Einflussbereich der Zyklone MIRJA auf 21,6°C in Archangelsk, 19,5°C in Efimovskaja und 21,8°C in Novgorod.

Über dem Ural verlor das Tiefdruckgebiet weiter an Kraft, weshalb es ab dem Folgetag nicht weiter als benanntes Tief auf der Berliner Wetterkarte vermerkt wurde.