Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet MONTI

(getauft am 14.06.2017)

 

Am 14.06.2017 wurde das Tiefdruckgebiet MONTI mittels einer Prognosekarte für den 15.06.2017 getauft. Ein Tiefdrucksystem über dem Nordatlantik sollte an der Kaltfront eine wellenförmige Deformation erfahren, die zur Bildung einer Zyklone beisteuern sollte. Laut Prognose für 12 Uhr UTC, also 13 Uhr MEZ, sollte das Tiefdruckgebiet MONTI über der Norwegischen See in der Nähe der Färöer-Inseln liegen und dabei einen Druck von knapp 1000 hPa aufweisen. Seine Fronten sollten aus einer sehr kurzen Warmfront in nördlicher Richtung, die alsbald in die Kaltfront eines ungetauften Tiefs südwestlich von Island überging, sowie einer Kaltfront bestehen, die sich in südlicher Richtung über die Shetlands, die Nordsee, vorbei an London, über den Ärmelkanal und die Bretagne erstreckte und schließlich über der Biskaya endete.

Am 15.06.2017 wurde die Zyklone MONTI erstmals auf den Karten der Berliner Wetterkarte analysiert und befand sich um 00 Uhr UTC südwestlich der Färöer-Inseln im Norden der Britischen Inseln. Das ihr zugehörige Frontensystem hatte eine S-Form und bestand wie tags zuvor vorhergesagt aus einer kurzen Warmfront, die vom Kern in nördlicher Richtung verlief und einer weitreichenden Kaltfront, die sich in einem leichten Bogen über Nordirland und Dublin erstreckte, weiter bis zu den Azoren führte und schließlich über dem zentralen Atlantik endete. Dies bescherte der Station von Flores auf den Azoren durch die Überquerung der Kaltfront einen Rückgang der Tagestiefsttemperaturen verglichen zum Vortag von 18,6 auf 16,4°C um 06 Uhr UTC. Ähnliches konnte auch in Irland beobachtet werden. Hier sanken am Flughafen von Dublin die Tageshöchsttemperaturen gegenüber dem 14.06. von 20,5°C auf 18,1°C. Während es zu einer leichten Drehung der Windrichtung von Südost auf west- bis südwestliche Richtungen gab, frischte dieser leicht auf, was sich in Böen von 64 bis 68 km/h manifestierte. Bei nur schwach ausgeprägtem Nieselregen wurde zudem ein 12-stündiger Niederschlagswert von 0,3 l/m² bis zum 18 Uhr UTC Termin erreicht. Innerhalb von nur 6 Stunden hatte sich die Kaltfront weiter ostwärts verlagert und dabei Wales vollständig überquert, was in Rhyl einen Rückgang der Tageshöchsttemperaturen von über 4 Grad von 22,9 auf 18,8°C brachte. Abermals wurde auch hier eine Intensivierung der Winde beobachtet, sodass der Mittelwind von 7,4 km/h um 06 Uhr UTC auf 20,4 km/h um 15 Uhr angestiegen war. Derweil kam es in Schottland zu Böen mit Spitzenwindgeschwindigkeiten und zu Niederschlägen in Nordengland und auf den Färöer-Inseln. Die Station im Drumalbin Park südlich des Hadrian Walls erfasste bis um 18 Uhr UTC 11 l/m² an Niederschlägen während mit 11,1 l/m² in Thorshavn eine vergleichbare Menge in 24 Stunden bis um 06 Uhr UTC gefallen war. Die Station auf dem Cairngorm in Schottland machte hingegen ihrem Ruf als Sturmpol alle Ehre, denn hier wurden Spitzenböen mit 122,3 km/h beobachtet, was Windstärke 12 auf der Beaufortskala und somit Orkanstärke entspricht, wobei selbst die Mittelwinde mit 76-83 km/h innerhalb der angrenzenden Zeitfenster ebenfalls Sturmstärke aufwiesen.

Während sich der Kern bis zum Tagesanbruch des 16.06.2017 nur bis zur Südostspitze Islands verlagerte, hatte sich der Kerndruck gegenüber dem Vortag nochmals abgeschwächt und erreichte nun nur noch knapp unter 1005 hPa. Das Frontensystem des Wirbels MONTI hatte sich aufgrund der unterschiedlichen Zuggeschwindigkeiten von Warm- und Kaltfront zu einer Okklusionsfront entwickelt. Okklusionsfronten weisen die Eigenschaften sowohl der Warm- als auch der Kaltfront auf und entstehen durch die Vermischung der beiden, da sich Kaltfronten schneller verlagern. Diese Okklusion erstreckte sich vom Kern des Tiefs MONTI bei Island in einem leicht gekrümmten Bogen ostwärts, der dann auf dem Breitengrad Trondheims stärker südwärts abknickte und bis fast nach Oslo reichte. Dort ging sie in die zu Tief LUDGER gehörende Höhenokklusion über. In Reykjavik hatte dies zufolge, dass die Tageshöchsttemperaturen drastisch sanken. Während tags zuvor um 09 Uhr UTC noch 17,0°C gemessen werden konnten, wurden nun zum gleichen Zeitpunkt 24 Stunden später nur noch 12,6°C registriert. Der Frontendurchzug führte im norwegischen Stavanger ebenfalls zu einem dramatischen Temperatursturz, hier sanken die Spitzenwerte der Tagestemperaturen von 19,7 auf 14,8°C. Dies ist auch in der Änderung der Windrichtung begründet, welche sich von südlichen bis südöstlichen Richtungen um 180° drehte. Nun wehte der Wind aus nord- bis nordöstlichen Richtungen wodurch niedrigere Temperaturen herangeführt wurden bei einem gleichzeitigen Rückgang der Bewölkung. Wurden am Vortag noch ganztägig hohe Bedeckungsgrade beobachtet mit 24-stündigen Niederschlagsmengen von rund 3 l/m², so wurden nun nur in den frühesten Morgenstunden noch 0,1 l/m² an Niederschlägen registriert, während sich die Bewölkung im Laufe des Tages auflöste, so dass ab 15 Uhr UTC klarer Himmel beobachtet wurde.

Ehe sich die Zyklone MONTI vollständig aufgelöst hatte, überquerten ihre letzten Ausläufer noch Trondheim, was zur Verzeichnung von Regen mit nicht erfassten Niederschlagsmengen geführt hat.

Bis 18 Uhr UTC hatte sich das Tiefdruckgebiet MONTI aufgelöst und war somit auch nicht mehr auf den Karten der Berliner Wetterkarte verzeichnet.

 

 

Geschrieben am 12.08.2017 von Patrick Ilmer

Berliner Wetterkarte: 15.06.2017

Pate: Hannah 'Monti' Becker