Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet MORTIMER

(getauft am 25.09.2019)

 

Am 24.09.2019 entwickelte sich entlang der Kaltfront des Tiefs LYSANDER, welches zu dem Zeitpunkt südlich der Südspitze Grönlands befand, eine Wellenstörung im Bereich des Sankt-Andreas-Stroms. Bis zum 25.09. um 00 Uhr UTC, also 01 Uhr MEZ, verlagerte sich das Tief bis über Neufundland. Aus den Prognosekarten ging hervor, dass das Tief im weiteren Verlauf das mitteleuropäische Wetter beinflussen würde, und wurde deshalb auf der Karte zum 26.09. um 12 Uhr UTC auf den Namen MORTIMER getauft.

Am 26.09. um 01 Uhr MEZ befand sich die Zyklone bei einem Kerndruck von knapp 1005 hPa vor der  Südwestküste Neufundlands. Die Warmfront verlief vom Kern des Tiefs zunächst nordöstlich über Neufundland und dann südöstlich über den Atlantik, wo sie in die Kaltfront von Tief LYSANDER überging. Die Kaltfront erstreckte sich südwestlich über den Atlantischen Ozean bis zur Insel Bermuda.

Bis zum 28.09. um 01 Uhr MEZ verlagerte sich das Tief weiter nach Osten und befand sich über dem Ozean nördlich der Azoren. Mit einen Kerndruck von rund 1000 hPa hatte sich die Zyklone weiter ausgeprägt und befand sich bereits im Okklusionsstadium. Von einer Okklusion spricht man, wenn die Kaltfront die Warmfront eingeholt hat und mit dieser eine gemeinsame Front bildet. Dabei schiebt sich die Kaltluft aufgrund der höheren Dichte unter die warme Luft und drückt diese nach Oben. Durch die Hebung entstehen meist dichte Wolkenfelder, die oft viel Niederschlag mit sich bringen. Im Fall von MORTIMER befand sich der Okklusionspunkt, also der Ort an dem Kalt- und Warmfront aufeinandetrafen, im Kern des Tiefs. Von dort verlief die Okklusionsfront nach Westen, die Kaltfront zunächst nach Süden und dann weiter nach Südwesten, und die Warmfront nach Südosten.

Bis zum Folgetag um 01 Uhr MEZ verlagerte sich die Zyklone MORTIMER mit einen Kerndruck von circa 995 hPa bis über Südirland. Ihre Kaltfront verlief südwestlich über dem Atlantik. Mit dem Durchgang der Warmfront, die sich zu dem Zeitpunkt vom Kern des Tiefs aus östlich über Wales und England und anschließend weiter südlich bis nach Frankreich erstreckte, kam es zu großflächigem Regen über den Britischen Inseln. Bis um 09 Uhr MEZ fielen 12-stündige Niederschlagssummen von bis zu 49 mm in Sennybridge in Wales. Windböen erreichten entlang der englischen und französischen Küste teils Windstärke 10, bei einer Messboje an der englischen Küste südlich von Plymouth wurde um 10 Uhr MEZ sogar eine maximale Windgeschwindigkeit von 152 km/h gemessen, was Orkanstärke entspricht. Bis zum Abend erreichte das Frontensystem die Niederlande, Dänemark und Deutschland und machte sich dort durch Regenschauer, Gewitter und Sturmböen bemerkbar.

Am 30.09. um 01 Uhr MEZ befand sich Tief MORTIMER bei einem Kerndruck von 990 hPa über der Ostseeküste Deutschlands. Die Warmfront verlief südöstlich über Polen bis in die Ukraine, die Kaltfront südwestlich über Dänemark und dem Nordwesten Deutschlands bis nach Belgien. Vorallem entlang der Ostseeküste gab es teils kräftige Regenschauer, 12-stündige Niederschlagsmaxima gab es in Friedland mit 33 mm bis 19 Uhr MEZ. Im Nordosten Deutschlands sowie in Polen, Tschechien und Österreich erreichten Windböen die Stärke 9-10, zum Beispiel in Warnemünde mit einer Spitzengeschwindigkeit von 96 km/h, im Gebirge teilweise auch Stärke 11-12. Auf der Schneekoppe wurden Spitzenböen von 176 km/h gemessen.

Bis zum 01.10. um 01 Uhr MEZ hatte sich die Zyklone bei einem Kerndruck von knapp 990 hPa bis über den Westen Russlands verschoben. Der Kern des Tiefs befand sich östlich von Riga. Hier trafen auch Kalt- und Warmfront aufeinander, sodass sich vom Kern aus eine Okklusionfront nach Süden erstreckte. Vom Okklusionspunkt im Kern aus verlief die Kaltfront im Bogen zunächst über die Ukraine und anschließend durch Moldawien und Rumänien. Die Warmfront zog sich zunächst etwas nach Osten und anschließend nach Süden durch die Ukraine bis über das Schwarze Meer. Der Frontendurchzug war teils mit Gewittern verbunden, brachte meist aber nur geringe bis mäßige Niederschlagsmengen mit sich. Die Maximalwerte wurden in Kharkiv in der Ukraine registriert, wo bis um 07 Uhr MEZ eine 12-stündige Niederschlagsmenge von 20 mm gemessen wurde. Auch der Wind hatte im Vergleich zum Vortag nachgelassen, und so wurden in den unter dem Einfluss von MORTIMER stehenden Regionen maximale Windgeschwindigkeiten der Stärke 6-7 gemessen.

Bis zum nächsten Tag verstärkte sich das Tief nochmal ein wenig. Der Kerndruck betrug nun 985 hPa und die Zyklone hatte sich bis über das Weiße Meer verlagert. Der Okklusionspunkt befand sich östlich davon. Von hier aus verlief die Kaltfront nach Süden durch Russland und die Warmfront nach Südosten. Die Okklusionsfront verlief vom Okklusionspunkt westlich durch Finnland über die Ostsee bis nach Schweden und verursachte vereinzelt Regenschauer. So fiel in Segescha, einer russischen Stadt nahe der Grenze zu Finnland, in den 12 Stunden bis 07 Uhr MEZ, eine Niederschlagsmenge von 37 mm. Entlang der Küste des Weißen Meeres kam es außerdem zu Sturmböen bis Stärke 10 auf der Beaufort-Skala, mit Spitzenböen von 93 km/h in Zhizhgin in der Nähe von Archangelsk.

Bis zum 03.10. um 01 Uhr MEZ verlagerte sich das Tief MORTIMER weiter nordöstlich und befand sich über dem Nordpolarmeer östlich der Südinsel von Nowaja Semlja. Zu diesem Zeitpunkt war das Tief vollständig okkludiert und die Okklusionsfront verlief vom Kern aus südöstlich durch Russland wo es in die Okklusionsfront eines unbenannten, sich über der Ostsee befindlichen Randttiefs überging.

Im weiteren Verlauf beeinflusste MORTIMER das Wettergeschehen in Mitteleuropa nicht weiter, und wurde in den folgenden Wetterkarten der Berliner Wetterkarte nicht mehr namentlich verzeichnet.