Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet MYRNA
(getauft am 04.04.2016)
Mitte
der ersten Aprildekade befand sich über der Nordsee ein Tiefdruckgebiet, dessen
Fronten nach Süden über Mitteleuropa reichten. An dieser Front wurde ein
weiteres Tiefdruckgebiet prognostiziert, das das Wetter in Mitteleuropa
beeinflussen sollte. Daher wurde dieser Wirbel am 04. April in der Prognose für
den Folgetag um 12 Uhr UTC, d.h. 14 Uhr MESZ, auf den Namen MYRNA getauft.
Im
Laufe des 05. April bildete sich bis zum Mittag das Tief MYRNA mit einem
Luftdruck im Kern von über 1005 hPa und war im Norden durch die Warmfront mit
der Kaltfront von Tief LUANA über der Nordsee verbunden. Nach Süden zog sich
eine Kaltfront, die dort mit der Front eines weiteren Tiefdruckgebietes
verbunden war. Eine weitere Front, eine sogenannte Okklusion, zog sich vom Kern
nach Süden, jedoch konnte sie nur in der Höhe analysiert werden. Als Okklusion
wird eine Front bezeichnet, die die Eigenschaften von Warm- und Kaltfront in
sich vereint. Bei dem Prozess schiebt sich die hintere und schneller ziehende
Kaltfront unter die Warmfront und hebt die Luftmassen an. Diese beiden Fronten
führten polare Luftmassen mit sich, weshalb die Temperaturen im Westen und im
Osten Deutschlands recht unterschiedlich ausfielen. Während es im Westen mit 11
bis 15°C recht kühl blieb, erwärmte sich die Luft in den östlichen Regionen
oftmals auf über 20°C. So stiegen die Temperaturwerte in Hamburg auf 13,9°C, in
Köln auf 12,7°C oder in Freudenstadt und in Wiesbaden auf je 12,6°C. In Neuruppin
konnten hingegen 20,1°C, in Cottbus 24,8°C, in Dresden 23,3°C und in Rosenheim
24,5°C gemessen werden. An einigen Orten wurde sogar ein Sommertag verzeichnet,
für den die Maximaltemperatur mindestens 25°C betragen muss. Doksany
registrierte 25,5°C, Regensburg 25,6°C, Simbach 25,1°C und Salzburg 26,0°C als
Höchsttemperatur. Entlang der Höhenokklusion kamen oftmals nur zwischen 1 und 3
mm innerhalb von 24 Stunden bis 06 Uhr UTC zusammen. In Schleswig-Holstein war
der Niederschlagsschwerpunkt, dort wurden auch bis 6 mm registriert. In
Joldelund und in Wrohm fielen mit 10,5 bzw. 11,4 mm sogar noch mehr.
Bis
zum nächsten Tag ist der Wirbel MYRNA unter leichter Intensivierung weiter nach
Norden bis über Südschweden gezogen. Nach Norden war das Frontensystem von Tief
MYRNA mit der Okklusion von Tief LUANA verbunden. Vom Kern ging außerdem eine
Warmfront nach Südosten bis zum Norden der Karpaten aus. Die Kaltfront führte
nach Süden über Polen und Tschechien und Süddeutschland bis zu den Alpen, wo
sie in eine Warmfront überging. In Polen wurden an diesem Tag mit dem Durchgang
der Front verbreitet deutlich geringere Temperaturniveaus erreicht. In Opole
stieg die Temperatur beispielsweise auf 16,4°C, am Vortag waren es noch 10 Grad
mehr. Mit der nördlichen Verlagerung der Warmfront konnten hingegen in
Weißrussland höhere Werte gemessen werden, wie in Minsk mit 21,4°C, wo am
Vortag noch 16,8°C registriert wurden. In Kiev war der Temperaturanstieg nicht
so ausgeprägt, dort erhöhte sich das Temperaturmaximum um 2,2 Grad auf 20,8°C.
Die Niederschlagwerte fielen meist gering aus, jedoch wurden im tschechischen
Luka 8,8 mm und im polnischen Kielce 7,9 mm verzeichnet.
Bis
zum 07. April verlagerte sich der Wirbel MYRNA bis über die Ostsee. Vom Kern,
der einen Druck von etwas unter 990 hPa aufwies, verlief eine Okklusionsfront
nördlich um den Kern herum nach Süden bis zur Duna bei Witebsk. Dort ging sie
in die Fronten eines unbenannten Tiefs über. Wurde am vorangegangenen Tag in
Südfinnland noch vielerorts die 10°C-Marke überschritten, erreichten an diesem
Tag wegen der einströmenden kühleren Luftmassen nur einige Orte diesen Wert.
Auf Gogland wurden beispielsweise 12,4°C und am Flughafen Mikkeli 10,1°C
gemessen. Auch in St. Petersburg sank die Höchsttemperatur von 16,7°C auf
13,3°C. Die Front brachte innerhalb von zwei Stunden nur wenige Millimeter an
Niederschlag, wie zum Beispiel in Mikkeli mit 0,9 mm oder in Varkaus mit 0,7
mm. Wenige Stationen meldeten auch leicht höhere Mengen, in Murmansk kamen 5,0
mm in 12 Stunden bis 15 Uhr UTC zusammen.
Unter
retrograder Verlagerung, also einer Verlagerung entgegen der üblicherweise nach
Osten orientierten Strömung, befand sich der Kern von Tief MYRNA bei
unverändertem Druck etwas nördlich des Polarkreises über der norwegischen Küste.
Von ihm erstreckte sich die Okklusion nach Südosten zum Finnischen Meerbusen
und wechselte dort den Charakter in den einer Kaltfront, die sich weiter nach
Südwesten über Riga, Wilna und Warschau bis etwa nach München zog. In
Skandinavien fielen die Niederschlagswerte meist gering aus mit weniger als 5
mm in 24 Stunden, allerdings wurden hebungsbedingt durch Gebirge auch höhere
Werte registriert wie im norwegischen Skamdal in der Nähe des Kerns mit 19,9 mm
oder in Kankaanpää im Südwesten Finnlands mit 12 mm. Die Höchsttemperaturen
lagen vielerorts zwischen 3 und 7°C, weiter südlich wie beispielsweise im
Baltikum wurden sogar 13°C erreicht, wie in Riga mit 13,5°C oder in Kunda mit
13,3°C.
Am
09. April lag das Tief MYRNA mit einem um 5 hPa erhöhten Druck über
Nordschweden. Die Okklusion reichte nördlich um den Kern herum bis nach
Russland und ging von dort in südwestliche Richtung weisend auf der Höhe von
St. Petersburg in eine bei der Adria endende Warmfront über. Östlich der
Warmfront strömten erwärmte subtropische Luftmassen nach Norden, die auf
maritime Luftmassen polaren Ursprungs über Mitteleuropa trafen. An dieser Front
entstanden im Laufe des Tages einige Gewitter, die in den ukrainischen Städten
Rachiw 10 mm, in Turka 19 mm und Staraya Vyzhevka 19,3 mm in 12 Stunden bis 18
Uhr UTC brachten. In der wärmeren Luftmasse konnte sich die Luft verbreitet auf
bis zu 23°C erwärmen. Kiew und Teteriv in der Ukraine meldeten beispielsweise
21,4°C bzw. 22,9°C als Höchsttemperatur. Rückseitig der Front, auf der westlichen
Seite, wurden fast 10 Grad weniger registriert, ein vergleichsweise hoher
Temperaturgradient. So konnten in Warschau nur 12,1°C, in Minsk 12,0°C und in
Belgrad 13,8°C gemessen.
Bis
zum folgenden Tag hatte sich der Wirbel MYRNA weiter nach Nordosten bis östlich
des Weißen Meeres über der Kanin-Halbinsel verlagert. Eine nur in der Höhe
analysierbare Okklusionsfront reichte vom Kern nach Westen bis Nordschweden und
eine weitere Okklusion nach Osten bis zum Uralgebirge.
Am
11. April konnte das Tief MYRNA nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte
analysiert werden.
Geschrieben
am 28.09.2016 von Daniela Schoster
Berliner Wetterkarte: 08.04.2016
Pate: Myrna Mainini