Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
NADIIA
(getauft am
12.12.18)
Entlang der
Okklusion eines Sturmtiefs über dem Nordatlantik entstand Anfang der zweiten
Dezemberdekade ein Randtief, welches am 12.12.18 von den Meteorologen der
Berliner Wetterkarte in der Prognose für den Folgetag auf den Namen NADIIA
getauft wurde. Als Okklusionspunkt wird der Ort bezeichnet, an dem die
Kaltfront eines Tiefdruckgebietes die dazugehörige Warmfront einholt. Dabei
entsteht eine Okklusionsfront, auch Mischfront oder nur Okklusion genannt, an
welcher kühlere Luftmassen aufsteigen und es häufig zu ergiebigen
Niederschlägen kommt.
Um 01 Uhr MEZ
des 13.12.18 befand sich das steuernde Sturmtief südlich von Island; dessen
Okklusionsfront ging westlich der Britischen Inseln in die Okklusionsfront der
Zyklone NADIIA über, deren Kern sich mit einem Luftdruck von rund 995 hPa etwa
300 km südlich von Irland über dem Atlantik befand. Von dort erstreckte sich eine
Warmfront nach Süden bis über Asturien. Etwa 200 km westlicher verlief die
Kaltfront nach Süden über Portugal und anschließend nach Südwesten in einem
großen Bogen bis über Madeira, wo sie in die Warmfront eines weiteren Tiefs
über dem Atlantik überging. Bis 07 Uhr MEZ regnete es innerhalb von zwölf
Stunden entlang der Misch- und Kaltfront stellenweise recht kräftig. Da das
Tief NADIIA über dem Atlantik viel Feuchtigkeit aufnehmen konnte, kamen so z.B.
28 l/m² Regen auf der irischen Insel Valentia, 32,2 l/m² an der Station
Vimianzo-Castrelo in Galicien oder 34 l/m² in der portugiesischen Stadt Viana
do Castelo zusammen. Die Temperaturhöchstwerte hinter der Kaltfront in maritimer
Subpolarluft lagen noch zwischen 11,1°C in Valentia, 12,3°C in Vigo und 13,5°C
in A Coruña.
Bis zum
nächsten Tag verlagerte sich der Wirbel NADIIA nach Südosten und lag um 01 Uhr
MEZ mit etwa 1004 hPa mit seinem Zentrum über den Balearen. Von dort verlief
die Mischfront Richtung Nordwesten über die Pyrenäen und die Biskaya. Da sich
mit Passage der Front die Luft abkühlt, wird diese als Kaltfrontokklusion
bezeichnet. Sie ging in der Nähe der Bretagne in eine gewöhnliche Okklusion
über. Dabei wurden häufig Regenmengen zwischen 20 und 30 l/m² verzeichnet. Die
höchsten zwölfstündigen Niederschlagsmengen bis 07 Uhr MEZ entlang der
Kaltfrontokklusion wurden jedoch mit 32 l/m² in Saint-Girons und sogar mit 42,4
l/m² in Errenteria im Baskenland gemessen. Die Warmfront erstreckte sich vom
Tiefzentrum ausgehend nach Osten über Sardinien, Kampanien, Apulien und die Peloponnes
bis über die südliche Ägäis und brachte z.B. 18 l/m² Regen in Latina südöstlich
von Rom oder 20 l/m² auf der albanischen Insel Sazan im selben Zeitraum. Die
Kaltfront lag bogenförmig über dem Norden Algeriens und Marokkos, wo z.B. am
Flughafen Algier 24-stündig bis 07 Uhr MEZ 14 l/m² oder in Fès 16 l/m² Regen
fiel, der teils mit Gewittern durchsetzt war. Doch besonders im Kernbereich des
Tiefs NADIIA wurden ergiebige Niederschlagsmengen erfasst. So wurden auf
Mallorca Werte bis zu 61,6 l/m² in nur 12 Stunden in Escorca verzeichnet. Während
es im Warmsektor zwischen Warm- und Kaltfront teilweise über 20°C warm wurde,
wie z.B. in Heraklion auf Kreta mit 21°C, waren es hinter der Kaltfront nur noch
15,9°C in Algier oder 16,9°C in Rabat.
Unter leichter
Abschwächung zog das Tiefdruckgebiet NADIIA bis zum 15.12.18 um 01 Uhr MEZ
weiter nach Osten und befand sich nun mit seinem Kern über Nordsizilien. Dort
wurde ein minimaler Luftdruck von rund 1007 hPa gemessen. Die Okklusion verlief
vom Okklusionspunkt im Tiefzentrum ausgehend südwestwärts bis über die Küste Tunesiens.
Vom Okklusionspunkt verlief zudem die Warmfront nach Nordosten über Süditalien
und quer über den Balkan bis zur türkischen Schwarzmeerküste. Die bogenförmige
Kaltfront erstreckte sich nach Süden über das Mittelmeer bis über die
nordafrikanische Küste. Die wetterintensive Warmfront sorgte besonders auf der
Balkanhalbinsel für relativ hohe Niederschlagsmengen. Im erwähnten zwölfstündigen
Zeitraum bis 07 Uhr MEZ fielen z.B. in Podgorica 40 l/m² Niederschlag, in
Belgrad 17 l/m², in der montenegrinischen Hafenstadt Bar 61 l/m² und in
Bukarest 18 l/m² teils gewittriger
Regen. Entlang der Kaltfront in Nähe des Tiefzentrums erreichten die
Niederschlagsmengen ebenfalls Werte bis 20 l/m² in Catanzaro. Im
Einflussbereich der kurzen Okklusion kamen nur noch maximal 5 l/m² im Westen
Siziliens zusammen. Mit südlicher Strömung stiegen die Temperaturen im
Warmsektor auf 19°C in Athen und 19,4°C in Kalamata an.
Einen Tag
später befand sich der Kern des Tiefs NADIIA mit einem minimalen Druck von
knapp 1009 hPa rund 150 km südwestlich von Griechenland über dem Mittelmeer.
Die Warmfront verlief erst nordwärts bis über den Süden Albaniens und
anschließend im Bogen nach Osten über Bulgarien und quer über das Schwarze
Meer. Die Kaltfront erstreckte sich vom Zentrum nach Osten bis über Kreta, um
anschließend Richtung Süden bis über das westliche Ägypten zu verlaufen.
Entlang der niederschlagsreichen Warmfront regnete es z.B. in Galați im
genannten Zeitraum 20 l/m² oder 25 l/m² in Reșița im Westen
Rumäniens. In den feuchten Luftmassen hinter der Warmfront bildeten sich teils
kräftige Gewitter. Lokal fielen im selben Zeitraum 49 l/m² in Çeşme bei Izmir
oder 56 l/m² in Muğla im Südwesten der Türkei. An der
Kaltfront kamen ähnliche Regenmengen wie an der Warmfront zusammen, mit beispielsweise
21 l/m² in Heraklion.
Bis zum 17.12.18
zog die Zyklone NADIIA unter Abschwächung weiter nach Osten. Mit einem Druck
von etwa 1011 hPa lag das Zentrum um 01 Uhr MEZ zwischen Kreta und der Türkei. Dabei
war die Kaltfront fast vollständig okkludiert und verlief als Mischfront vom
Kern nordwärts über die türkische Westküste, die bulgarische und rumänische
Küste, wo sich der Okklusionspunkt befand, weiter nach Norden über die
Baltischen Staaten bis über den Finnischen Meerbusen. Entlang dieser Front trat
mitunter schauerartiger Regen auf, der besonders im Südosten Europas für Niederschlagsmengen
zwischen 4 l/m² in Izmir, 10 l/m² in Bodrum und 28 l/m² in Marmaris an der türkischen
Riviera reichte.
Nach weiterer
Abschwächung und leichter Verlagerung nach Nordosten ging der Wirbel NADIIA im
weiteren Verlauf immer mehr in das nachfolgende Tief QETSIYAH über und konnte
somit ab dem 18.12.18 nicht mehr namentlich auf der Berliner Wetterkarte
verzeichnet werden.