Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  NANNI

(getauft am 22.03.2008)

 

 

Am 22. März 2008 entstand über Norditalien ein Tiefdruckgebiet, das auf den Namen NANNI getauft wurde. Am Rande des über Norditalien liegenden Tiefdruckgebietes gelangte am 23.03. sehr kühle Meeresluft subpolaren Ursprungs von Norden her bis zur Iberischen Halbinsel und brachte vor allem in Südspanien einen empfindlichen Temperaturrückgang. So wurden am Vortag in Valencia noch 22°C als Höchstwert gemessen, am Morgen des 23. dagegen ein Minimum von nur 2°C. Im Norden Spaniens gab es mit Ausnahme der küstennahen Gebiete sogar verbreitet leichten Nachtfrost.

Durch Einbeziehung einer am 23.03. bei den Balearen gelegenen frontalen Welle verstärkte sich der Mittelmeerwirbel NANNI. Er brachte dort gebietsweise ergiebige Niederschläge, wobei in der vorangegangenen Nacht innerhalb von 12 Stunden örtlich mehr als 30 Liter Regen pro Quadratmeter fielen. Seit Karfreitag (21.03.) regnete es vor allem in Italien wiederholt, innerhalb von drei Tagen gab es in Neapel mehr als 100 Liter.

NANNI zog im weiteren Verlauf nach Weißrussland. Im Osten dieses Landes fiel in der Nacht zum 25. März bei Werten um +8°C Regen, im Westen und Nordwesten schneite es mit zum Teil starker Intensität bei leichtem Frost, so dass am Morgen des 25. dort Schneehöhen bis zu 16 cm gemessen wurden. Weiterer Luftdruckfall im Bereich des am Mittag des 25.03. über Weißrussland am Fluss Dnjepr angelangten Wirbels NANNI führte bis zum Morgen des 26. zu einer weiteren Verstärkung des Tiefs auf einen Kerndruck unter 970 hPa. Dabei lag das Tief um 00 UTC mit seinem Zentrum über dem südöstlichen Estland.

 Entlang der Westseite des Wirbels kam es in den vorangegangenen 24 Stunden zu intensiven Schneefällen. So fiel im weißrussischen Verhnedvinsk im Grenzgebiet zu Lettland und Litauen eine Wassermenge von 31 l/m² als Schnee, im estnischen Voru waren es 26 l/m². Auch in Tallinn schneite es, dort erreichte der Schnee eine Höhe von 7 cm. Dagegen drang auf der Ostseite des Wirbels sehr milde Luft nordwärts vor, so dass die Temperatur in Moskau bis auf 14°C stieg. Im Osten Weißrusslands wurden sogar 18°C erreicht. Ganz im Norden Russlands blieb es allerdings noch sehr kalt.

Tiefdruckwirbel NANNI verlagerte sich von Estland weiter nach Finnland, wobei es vor allem in Finnland und Estland zu weiteren, länger anhaltenden Schneefällen kam. In Tallin beispielsweise fielen zwischen dem 26.03. 06 und dem 27.03. 06 UTC 17 mm, davon allein 14 mm am Tage des 26. Dort erhöhte sich die Schneedecke auf 24 cm. Im südlichen und mittleren Finnland lag der Schnee zum Teil über 50 cm hoch, so in Utti mit 55 cm.

NANNI führte einen Schwall milder Luftmassen bis zur Eismeerküste, wo verbreitet Tauwetter einsetzte. Immerhin stieg die Temperatur in Archangelsk und in Pinega auf 4°C, in Kojnas sogar bis auf 7°C. Nur Narjan-Mar direkt an der Eismeerküste meldete noch ein Maximum von -1°C. In Moskau wurde es rückseitig des Wirbels wieder kälter, doch lag auch dort das Maximum noch bei 7°C, erst nachts gab es wieder leichten Frost.

NANNI schwächte sich erheblich ab und gliederte sich dem südlich von Spitzbergen liegenden Wirbel MELLI an. Somit ließen auch die Schneefälle in Finnland nach. Auf der Vorderseite der beiden Tiefdruckwirbel NANNI und MELLI gelangte mit der vor allem in höheren Luftschichten gut ausgeprägten südlichen Strömung sehr milde Luft bis an die russische Eismeerküste und sorgte dort für starkes Tauwetter. So stieg selbst in Narja-Mar die Temperatur bis auf +8°C. In Workuta am Ural stieg die Temperatur ebenfalls über den Gefrierpunkt auf +4°C. In Archangelsk wurden +7°C und in Pechora sogar +11°C erreicht. Das Tiefdruckgebiet NANNI verschwand am 29. März 2008 von der Berliner Wetterkarte.

 


Geschrieben am 10.04.2008 von Sabrina Schmidt

Wetterkarte: 26.03.2008

Pate: Andreas und Carsten Feiler