Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet NAPOLEON

(getauft am 15.08.2003)

 

Dank einer leicht südwestlichen Höhenströmung vor der französischen Küste konnte sich ein Kurzwellentrog mit zugehörigem Bodentief ausbilden, das am 15.08.2003 in der Berliner Wetterkarte auf den Namen NAPOLEON getauft wurde.

In den folgenden Tagen zog NAPOLEON weiter nach Osten, so dass sein Zentrum am 17.08.2003 über dem französischen Festland lag.

Das vorgelagerte Frontensystem, das die von Süden her in Mitteleuropa eingeflossene subtropische Luft von Norden (Warmfront) und Westen (Kaltfront) begrenzt, kam bis zum 18.08.2003 nur wenig voran. In seinem Bereich entwickelten bzw. verstärkten sich die Niederschlagsprozesse in den vergangenen 24 Stunden. Bis zum gestrigen Abendtermin war vor allem der Südosten Frankreichs durch die Wirksamkeit der Kaltfront von starken Niederschlägen betroffen, wobei innerhalb von 12 Stunden an verschiedenen Stationen maximale Regenhöhen um 20 mm gemessen wurden. Dieser häufig gewittrige Niederschlag breitete sich in der Nacht zum 18.08.2003 nach Osten und Norden aus und erfasste sowohl die Schweiz als auch das westliche Deutschland. Aus Konstanz am Bodensee wurde am Morgen des 18.08.2003 beispielsweise 25 mm und aus Bad Marienberg am Westerwald 19 mm Regen gemeldet. Mit Schauern und zum Teil heftigen Gewittern überquerte im Nachmittags- und Abendverlauf des gleichen Tages die Kaltfront des Tiefs NAPOLEON Teile Deutschlands ostwärts. Besonders kräftig war ein Gewitter in Bad Lippspringe. Dort wurde zwischen 14 und 15 Uhr UTC ein Wolkenbruch mit 33,7 Liter pro m2 registriert. Insgesamt fielen dort bis 18 Uhr UTC 47 Liter pro m2. Aus dem Raum südlich der Donau wurden mehrfach starke Hagelgewitter gemeldet. So kam es im Landkreis Rosenheim zu Hagelschlag mit Korngröße bis 6 cm. Laut Augenzeugenberichten bildete sich dort eine geschlossene Hageldecke, die sich stellenweise bis zu 50 cm hoch auftürmte.

Vom 18.08.2003 zum 19.08.2003 wanderte ein Höhentrog mit der weiterhin nur schwach ausgeprägten, vom Nordatlantik über Mitteleuropa hinweg nach Russland reichenden westlichen Höhenströmung von Frankreich nordwärts. Auf der Vorderseite diese Höhentroges verlagerte sich das Bodentief NAPOLEON mit seinem Kern von Belgien zur südlichen Ostsee. Dabei setzte sich die im südöstlichen Teil Deutschlands lagernde subtropische Luftmasse im Warmsektor vorübergehend nordwärts bis ins nördliche Brandenburg durch. So stieg in diesem Bereich die Temperatur auf stellenweise über 30°C. Deutlich kühler blieb es auf der Rückseite der Kaltfront im westlichen Teil Deutschlands.

Im weiteren Verlauf zog das Tiefdruckgebiet NAPOLEON weiter nach Nordosten, ehe es am 20.08.2003 letztmalig in der Berliner Wetterkarte analysiert wurde.

Geschrieben am 26.09.2003 von Jane Neuber

Wetterkarte: 18.08.2003

Pate: Gerhard Mauerer