Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet NASAR
(getauft am 20.09.2015)
Am 20.09. befand
sich in der 500-hPa-Fläche, die einer Höhe von etwa 5,5 km entspricht, ein
Langwellentrog, d.h. ein ausgedehntes Gebilde geringen Luftdrucks, welcher sich
von Grönland bis über den mittleren Atlantik erstreckte. Unter diesem bildete
sich im Bodenniveau ein Tiefdruckgebiet in der sogenannten nordatlantischen
Tiefdruckrinne aus. Dies ist die Zone, in der die meisten für Mitteleuropa
wetteraktiven Tiefdruckgebiete entstehen. Wenn sich die Luftmassen von der
nordostamerikanischen Küste nach Osten verlagern und diese über dem
Nordatlantik auf ein natürliches Hindernis treffen, wird dieses um- und
überströmt. An der Südspitze Grönlands verwirbelt somit die Luft und ein
Tiefdruckgebiet entsteht. Solch ein Tiefdruckgebiet wurde in der Prognose für
den 21.09. auf den Namen NASAR getauft.
Am 21.09. besaß der
Wirbel NASAR einen anfänglichen Kerndruck von etwa 1010 hPa und befand sich um
00 Uhr UTC, also 01 Uhr MEZ, westlich der Küste Irlands. Vom Kern aus verlief
eine Okklusionsfront, welche auf Breite von London in eine Kaltfront überging.
Diese wiederum erstreckte sich in einem leichten Bogen nach Südwesten und und
ging in die Warmfront eines anderen Tiefs über. Eine Okklusionsfront ist eine
aus Warm- und Kaltfront zusammengesetzte Front. Eine Okklusion entsteht, wenn
die Warmfront von der schnelleren Kaltfront eingeholt wird. Der Punkt, an dem
die Kaltfront die Warmfront erreicht und die Okklusion entsteht, nennt sich
Okklusionspunkt.
Bis zum 22.09.
verlagerte sich die Zyklone NASAR weiter nach Osten und lag über der Nordsee.
Der Kerndruck verringerte sich auf 1000 hPa, womit das Tief NASAR den Höhepunkt
seiner Entwicklung erreichte. Eine Okklusionsfront erstreckte sich vom Kern aus
sowohl nach Süden als auch nach Nordwesten und schloss sich der Okklusionsfront
eines anderen Tiefs an. Die nach Süden verlaufende Okklusionsfront reichte bis
nach Mittelfrankreich und verlief von dort als Kaltfront bogenförmig nach
Südwesten über die Iberische Halbinsel und endete über den Azoren. Bei einer
Kaltfront schiebt sich kalte Luft unter die wärmere Luftmasse, dabei kommt es
im Bereich der Kaltfront zu verstärkten vertikalen Luftbewegungen. Die dadurch
auftretende starke Quellbewölkung, die kräftigen Niederschläge mit Gewittern
und die teilweise starken Windböen weisen auf einen Kaltfrontdurchgang hin.
Rückseitig der Kaltfront steigt der Luftdruck deutlich an und die Temperatur
geht zurück. So wurde in Bordeaux nach Durchgang der Kaltfront eine
Höchsttemperatur von 19°C gemessen, während es am Vortag noch 24°C waren. Des
Weiteren wurde dort eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 5 mm registriert.
Auch entlang der Okklusionsfront fiel Niederschlag. In Amsterdam wurden im
gleichen Zeitraum 10 mm Niederschlag gemessen, die als Regenschauer fielen.
Bis zum Folgetag
verlagerte sich das Tief NASAR nur leicht nach Südosten und befand sich nun
direkt vor der Küste Dänemarks, wobei der Kerndruck unverändert blieb. Vom Kern
aus erstreckte sich eine Okklusionsfront über Deutschland bis zu den
italienischen Alpen, wo diese in eine Kaltfront überging. Die Kaltfront verlief
über die Pyrenäen und reichte bis zum Golf von Biskaya. Von dort aus führte
eine Warmfront nach Nordwesten. Die Wetterstation in Vaduz registrierte 69 mm
Regen, welche innerhalb von nur 6 Stunden fielen. Nach dem Frontdurchgang ging
die Temperatur um 7 Grad zurück auf eine Höchsttemperatur von nur noch 11°C.
Die stärkste Böe in der Nacht zum 23.09. betrug schwache 9 m/s. Auch in
Deutschland zeigte sich der Einfluss der Zyklone NASAR. An der Okklusionsfront
meldete die Wetterstation am Flughafen München um 06 Uhr UTC Regen und eine
24-stündige Niederschlagsmenge von 7,2 mm. Es regnete mehrmals leicht, so dass
am nächsten Tag um 06 UTC 0,4 mm Regen gemessen werden konnten.
In Aachen fielen innerhalb von 24 Stunden 12,5 mm Niederschlag.
Das Tiefdruckgebiet
NASAR löste sich im Verlauf des 23.09. weitgehend auf und war somit nach drei
Tagen Wetteraktivität über Europa an diesem Tag das letzte Mal auf der Berliner
Wetterkarte verzeichnet.
Geschrieben am
29.09.2015 von Barbara Szénási
Berliner
Wetterkarte: 23.09.2015
Pate: Dr. Stephanie
Arndt