Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  NEMO

(getauft am 15.07.2011)

 

Am frühen Morgen des 12. Juli setzte die Entwicklung eines südlich von Neufundland liegenden Wellentiefs ein. Eingebettet in der Höhenströmung in ca. 5,5 km Höhe, zog die Zyklone unter Verstärkung nach Osten, sodass sich das Zentrum mit einem Kerndruck um 1005 hPa am 15. Juli ca. 1300 km südlich von Island befand. Noch am gleichen Tag wurde dieses Tief auf den Namen NEMO getauft.

Bis zum 16. Juli um 2 Uhr MESZ hat sich der Wirbel mit einem Kerndruck von etwas weniger als 995 hPa vor die Nordwestküste Schottlands verlagert, sodass Großbritannien in den Einflussbereich von Tief NEMO gelangte. Die Okklusionsfront des Tiefs, die eine Mischform aus Kalt- und Warmfront ist, erstreckte sich zu diesem Zeitpunkt vom Kern ausgehend über die schottische Westküste bis nach Nordirland, wo sich der sogenannte Okklusionspunkt befand. Südlich dieses Punktes reichte die Warmfront bis zur Biskaya, während sich die Kaltfront über den Nordatlantik erstreckte. In Edinburgh fielen innerhalb der Regengebiete an der Okklusion in 24 Stunden 24 l/m². Die Wetteraktivität an der Warmfront fiel etwas geringer aus. In Brest wurden beispielsweise 8 l/m² registriert. Nach weiteren 24 Stunden erreichte der Kern der Zyklone mit einem Druck von ca. 985 hPa die Stadt Edinburgh. Die nördlich des Kerns rückläufige Okklusionsfront erstreckte sich dabei als Höhenokklusion in ca. 5,5 km Höhe von den Farörer Inseln bis zum Kern, wo sie sich mit einer weiteren Okklusion verband, die sich über die Nordsee bis zu den Beneluxstaaten zog. Nahe Brüssel teilte sich diese in eine Warm- sowie Kaltfront auf, wobei letztere in einem weiten Bogen über Südwesteuropa bis zu den Azoren reichte. Die Niederschläge an der Warmfront, die durch das Aufgleiten der Warmluft auf die über Deutschland liegende, relativ kühle Luft entstanden, erreichten am Morgen des 17. Juli Westdeutschland. Auf dem Kahlen Asten im Sauerland fielen dadurch innerhalb von 6 Stunden 18 l/m² Regen. Im Osten Deutschlands wurde es dagegen auf der Vorderseite des Tiefs NEMO in der südwestlichen Luftströmung etwas sonniger und mit verbreitet 26-28°C noch sehr sommerlich. In Görlitz wurde mit 30,2°C die deutschlandweite Maximaltemperatur gemessen. Im Tagesverlauf okkludierte das Tiefdruckgebiet NEMO weiter und die Warm- und Kaltfront überquerten auch Ostdeutschland in nordöstliche Richtung. So kam es im Frontbereich der Kaltfront am Abend stellenweise zu ergiebigen Niederschläge. In Berlin-Tempelhof  wurden in Folge der Frontpassage 16 l/m² und in Chemnitz 15 l/m² innerhalb von 6 Stunden ermittelt.

Am Morgen des 18. Juli befand sich das Zentrum des Wirbels mit einem Kerndruck von ca. 985 hPa quasistationär südöstlich von Edinburgh. Die vom Zentrum ausgehende Okklusionsfront reichte zu diesem Zeitpunkt in einem Bogen von England über Westschottland und Südskandinavien bis nach Stockholm. Die Warmfront erstreckte sich von dort aus bis Minsk, die Kaltfront hingegen bis nach Südschweden. Aufgrund der Lage des Tiefs NEMO strömte in Deutschland auf der Rückseite der Zyklone zunächst kühle Meeresluft heran und es entwickelten sich im Laufe des Tages verbreitet schwache bis mäßige Schauer, welche, wie nahe Celle, teils gewittrig ausfielen. Nur vereinzelt wurden auch höhere Niederschlagsmengen registriert. Auf dem hessischen Vogelsberg fielen z.B. innerhalb von 12 Stunden 13 l/m².

Bis zum 19. Juli schwächte sich das Tiefdrucksystem ab und spaltete sich in zwei Kerne auf, welche in der Wetterkarte als NEMO I mit einem Kerndruck von ca. 995 hPa und NEMO II mit etwa 1000 hPa bezeichnet wurden. Der erste Wirbel lag mit seiner Okklusion um 2 Uhr MESZ desselben Tages stationär über der Nordsee, wobei die Okklusion bis zum Kern des zweiten Teiltiefs reichte, welches sich am Okklusionspunkt ausgebildet hatte. Dieser zweite Teil befand sich vor der mittelnorwegischen Küste. Vom Zentrum des Teiltiefs NEMO II zog sich bis zur Halbinsel Kola die Warmfront. Die Kaltfront des zweiten Systems erstreckte sich über die Mitte Skandinaviens und die Ostsee bis zur litauischen Hauptstadt Vilnius. Auf der Vorderseite des Tiefdrucksystems erreichten die Temperaturen sommerliche Höchstwerte. Selbst in der Region um die nordwestrussische Stadt Murmansk wurden am 19. Juli bis zu 26°C gemessen. Im Laufe des Tages verlagerte sich die Kaltfront nach Nordosten, sodass durch die mit ihr verbundenen Schauer in Murmansk 7 l/m² Niederschlag bis zum Morgen des 20. Juli ermittelt wurden. Im südlicher gelegenen St. Petersburg registrierte man 6 l/m².

Auch am 20. Juli lag das Tief NEMO I mit einem Kerndruck von ca. 1005 hPa nordöstlich von Edinburgh über der Nordsee, die Zyklone NEMO II verlagerte sich allerdings weiter nach Norden und lag mit ihrem Zentrum in einem Dreieck zwischen der Insel Jan Mayen, Spitzbergen und dem Nordkap. Die vom Kern des ersten Wirbels ausgehende Okklusionsfront erstreckte sich bis vor die südnorwegische Küste, wo sie in eine über das Nordmeer längs der norwegischen Küste bis zum Kern des zweiten Wirbels verlaufende Okklusion überging. Vom Zentrum des Wirbels NEMO II verlief dann in einem Bogen zwischen dem Nordkap und Spitzbergen bis über die Barentssee eine weitere Okklusion. Diese spaltete sich in eine bis nach Nordwestrussland reichende Warmfront und eine bis nach St. Petersburg reichende Kaltfront auf. Nachdem die Warmfront im Verlauf des Morgens die Stadt Archangelsk passierte, wurden dort im Warmsektor, zwischen Warm- und Kaltfront, bis zu 31°C gemessen.

Da sich das Tief NEMO I bis zum 21. Juli vollständig aufgelöst hatte, wurde das verbleibende Teiltief als NEMO weitergeführt, dessen Kern sich um 2 Uhr MESZ stationär zwischen Jan Mayen, Spitzbergen und dem Nordkap befand. Die Okklusionsfront reichte über das Nordmeer, die westliche Barentssee und Schweden bis nach Südnorwegen. Bis zum 22. Juli schwächte sich der Wirbel NEMO auf einen Kerndruck von ca. 1005 hPa ab. Vom noch immer südlich von Spitzbergen liegenden Kern zog sich die Okklusionsfront bis zur östlichen Barentssee, wo sich eine nach Nordosten aus dem Analysebereich reichende Warmfront anschloss. Des Weiteren hatte sich die tags zuvor über Skandinavien liegende Okklusion größtenteils in eine Kaltfront umgewandelt, die im Raum Oslo bis 8 Uhr MESZ nochmals Niederschläge bis zu einer Menge von 7 l/m² auslöste. Im Tagesverlauf verlagerte sich das Tief NEMO in nordöstliche Richtung aus dem Analysebereich der Berliner Wetterkarte, sodass es am Morgen des 23. Juli nicht mehr im Europäischen Raum analysiert werden konnte.

 

 


Geschrieben am 03.09.2011 von Alexander Bütow

Wetterkarte: 18.07.2011

Wetterpate: mybestbrands.de