Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet NEPOMUK

(getauft am 28.08.2017)

 

Auf der Vorderseite eines vom Europäischen Nordmeer bis nach Nordafrika reichenden Höhentroges, d.h. eines Vorstoßes kalter Luft nach Süden in etwa 5 km Höhe, bildete sich Ende August über dem Süden Frankreichs ein schwaches Tiefdruckgebiet, welches am 28.08.2017 in der Prognose für den Folgetag von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte auf den Namen NEPOMUK getauft wurde.

Während am Vortag in Südfrankreich noch bis zu 37°C erreicht wurden, lagen die Höchsttemperaturen am darauf folgenden Tag nur noch bei maximal 26°C in St. Girons und 24°C im spanischen Zumaia. Im Bereich eines Höhentiefs über der Iberischen Halbinsel traten dabei einige Schauer und Gewitter auf, die in Canizares 12-stündig bis 20 Uhr MESZ 23 l/m² brachten, in Südfrankreich dagegen fielen nur Mengen unter einem Liter, wie in Dax mit 0,8 l/m².

Das verwellte Tief NEPOMUK verlagerte sich zum 30.08. weiter nordostwärts und lag um 02 Uhr MESZ mit einem Kerndruck unter 1010 hPa über Nordfrankreich. Die zugehörige Konvergenzlinie erstreckte sich vom Südwesten Frankreichs über Norddeutschland bis über die Ostsee. Rückseitig der Konvergenz erstreckten sich eine nach Nordosten reichende Warmfront sowie eine nach Südwesten verlaufende Kaltfront. Konvergenzlinien entstehen in Mitteleuropa beispielsweise bei starker Warmluftzufuhr aus Südwesten vor einer nachfolgenden Kaltfront und sind durch intensives Aufsteigen von Luftmassen gekennzeichnet. Die rückseitig des Tiefs einfließende maritime Polarluft sorgte in Nordfrankreich unter den Wolkenfeldern für deutlich niedrigere Höchstwerte der Temperatur. In Cherbourgh wurden maximal 15°C erreicht, in Abbeville 19°C und in Paris/Orly 23°C. Nur im Süden des Landes wurden bei vorherrschender kontinentaler Tropenluft bis zu 36°C in Le Luc beobachtet. Im Bereich der Konvergenz traten im Tagesverlauf Schauer und Gewitter auf. Bis zum Abend fielen am niederländischen Militärflugplatz Volkel 25 l/m², in Berkhout 26 l/m², im französischen Lille 23 l/m² und in Brüssel 18 l/m². Dabei traten an der Nordseeküste Böen bis Stärke 7 auf der Beaufortskala auf.

Zum 31.08. verlagerte sich der Höhentrog, in dem das Tief NEPOMUK eingelagert war, weiter nach Osten und reichte bis weit über Nordafrika. Auch die Konvergenz und die nachfolgende Kaltfront des Wirbels NEPOMUK verlagerten sich weiter nach Osten und überquerten Deutschland mit einem Wolkenband, in dem sich einige hochreichende Quellwolken gebildet hatten. Während in den Westen Deutschlands schon deutlich kühlere Luft einfloss, stiegen die Temperaturen mit dem abziehenden Hoch OLDENBURGIA in Ostdeutschland noch auf Werte um 23 bis 27°C, wie in Dresden mit 27°C, Neuruppin 25°C oder Erfurt 23°C. In Westerland wurden 16°C erreicht, in Frankfurt am Main stieg die Höchsttemperatur auf 20°C. In einigen Städten, wie Magdeburg oder Berlin wurden keine Tiefstwerte unter 20°C gemessen, d.h. es herrschte eine Tropennacht. An der deutschen Küste wehte der Wind in Böen stark bis stürmisch, in Alpennähe wurden auch Sturmböen gemessen. 24-stündig fielen bis zum Abend in Bodenseenähe bei schauerartig verstärktem Regen in Meersburg 38 l/m², auf der 2110 m hohen Station Pilatus sowie in Macon jeweils 39 l/m², in Harburg 28 l/m² und in Hof 17 l/m². In der Nacht verstärkte sich der Regen am Alpenrand, sodass im Allgäu bis zu 60 l/m² in 12 Stunden fielen.

Rasch verlagerte sich das Tief NEPOMUK, der nordostwärts gerichteten Höhenströmung folgend, mit seinem unter 1005 hPa aufweisenden Kerndruck nach Südfinnland. Vom Kern verlief eine Warmfront weiter nach Osten über Zentralrussland, die Kaltfront wiederum überquerte Osteuropa und führte bis nach Südeuropa, wo diese sich dem Frontensystem des Tiefs OTFRIED über Norditalien anschloss. Dabei fielen an der Kaltfront Niederschlagsmengen von bis zu 15 l/m² in Karlsbad, 25 l/m² in Jelenia Góra und 16 l/m² in Breslau. Mit der einfließenden maritimen Kaltluft wurde die Subtropikluft weiter nach Osten verdrängt, sodass die Temperaturmaxima bei 15°C in Breslau oder 18°C in Klaipeda lagen.

Am 02.09. befand sich das Tief NEPOMUK nördlich der russischen Stadt Archangelsk mit einem Druck von unter 1000 hPa. Vom Kern ging eine kurze Okklusion aus, welche bis südlich von St. Petersburg reichte. Des Weiteren verlief die Warmfront nach Südosten. Eine Okklusion stellt dabei eine Mischfront aus dem Zusammenschluss von Warm- und Kaltfront dar, welche die Eigenschaften beider Frontenarten in sich vereint. Während sich über Skandinavien Hochdruckeinfluss durchsetzte, verlagerte sich das Tief NEPOMUK mit seiner Kaltfront, die Russland ostwärts überquerte, zum 03.09. weiter nach Nordostrussland und verließ zum Folgetag den Analysebereich der Berliner Wetterkarte.

 


Geschrieben am 22.09.2017 von Natja Bublitz

Berliner Wetterkarte: 30.08.2017

Pate: Markus Müller