Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet NICOLAS

(getauft am 05.02.2011)

 

Im Laufe der ersten Februarwoche bildete sich in der Höhe im Bereich starker Temperaturgegensätze eine starke Frontalzone über dem Nordatlantik, die sich von der Ostküste Nordamerikas bis Westeuropa erstreckte. Durch das in diesem Bereich vorhandene starke Windfeld wurde die Zyklogenese, also die Bildung von Tiefdruckgebieten, beschleunigt und sorgte dafür, dass die entstandenen Wirbel schnell nach Osten zogen. Eines dieser Tiefdruckgebiete entwickelte sich im Laufe des 04.02. und wurde am 05.02. auf den Namen NICOLAS getauft.

Am 06.02. erreichte die Warmfront der Zyklone Irland und die Britischen Inseln, mit einem Kerndruck von 1008 hPa. Im Warmluftsektor, der südlich des Zentrums lag, wehte aufgrund der dichten Isobarendrängung schon kräftiger Wind, anfangs fiel aus den dichten Wolken zusätzlich leichter Regen. Erst mit der Verlagerung von Tief NICOLAS nach Irland und der weiteren Entwicklung zu einem Sturmtief fiel stärkerer Regen, der an einigen Messstationen zweistellig wurde, z.B. in Edinburgh mit 15 l/m² und in Glasgow mit 10 l/m². Die höchsten Windböen wurden am Morgen des 07.02. an der irischen Küste in Valentia und am Flughafen Dublin mit jeweils 86 km/h gemessen, was der Windstärke 9, also Sturm, entspricht.

Am Tage erreichte das intensive Sturmfeld der Zyklone NICOLAS die Nordhälfte Deutschlands und brachte insbesondere an den Küstenregionen von Nord- und Ostsee schwere Sturm- und teilweise sogar Orkanböen. Am Leuchtturm von Kiel wurde der höchste Mittelwind mit 100 km/h registriert und die höchste Böe mit 130 km/h erreichte sogar die Orkanstärke 12. Die gleichen Höchstwerte wurden ebenfalls auf dem Brocken im Harz gemessen. Aber auch auf Rügen und der Insel Bornholm wurden mit 106 bzw. 108 km/h orkanartige Winböen der Stärke 11 erreicht.

Der Wirbel NICOLAS zog währenddessen mit seinem tiefsten Kerndruck von etwa 980 hPa von Südschweden zum Baltikum, mit ihm verlagerten sich sowohl das kleinräumige kräftige Windfeld als auch die dichten Wolken schnell nach Osten und so stieg im Norden Deutschlands auf bis zu 9°C und die Sonne schien bis zu 8 Stunden. Im Nordwesten Russlands fielen am 08.02. ebenfalls zweistellige Niederschlagsmengen, z.B. in Moskau mit 11 l/m² und Sankt Petersburg mit 12 l/m². Da aber die Lufttemperaturen um oder unter dem Gefrierpunkt lagen, fiel der Niederschlag überwiegend als Schnee. Die Schneehöhen stiegen dadurch in Moskau auf 56 cm und in Sankt Petersburg auf 63 cm. Mit der weiteren Verlagerung von Tief NICOLAS zum südlichen Ural, floss auf seiner Nordwestseite arktische Kaltluft nach, sodass die Tiefsttemperaturen teilweise unter -30°C sanken. Auch die Höchsttemperaturen lagen verbreitet im Dauerfrostbereich, wie beispielsweise in Sankt Petersburg mit -4°C. Im Laufe des 11.02. verließ Tiefdruckgebiet NICOLAS den europäischen Teil Russlands in Richtung Westsibirien und tauchte daher letztmalig auf der Berliner Wetterkarte auf.

 


Geschrieben am 05.04.2011 von Matthias Treinzen

Berliner Wetterkarte: 08.02.2011

Pate: Hans-Jochen Beilke