Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  NICOLA

(getauft am 28.08.2004)

 

 

Am 28.08.2004 wurde ein vor der Südküste Grönlands entstandenes Wellentief auf den Namen NICOLA getauft. Am Tag der Taufe lag das Zentrum dieses Tiefdruckwirbels etwa 1000 Kilometer südlich von Angmagssalik (Grönland).

Im Kern herrschte ein Druck von 990 Hektopascal und die allgemeine Höhenströmung zu dieser Zeit lies bereits erahnen, dass Tief NICOLA einen Südöstlichen Kurs einschlagen und somit das Wettergeschehen in Deutschland bestimmen würde. Am Sonntag [29.08.2004] lag das Zentrum unseres Tiefdruckgebietes bereits 800 Kilometer südlich von Island. Das zum Tief gehörende Frontensystem bestimmte mit seiner Okklusion, also der Bereich wo die Kaltfront die Warmfront eingeholt hat, schon das Wettergeschehen in England. Die Wetterstation in London meldete mäßigen Wind aus Südwest und Regen, wobei die Niederschlagssumme von unter einem Liter pro Quadratmeter relativ gering ausfiel.

Am Montag [30.08.04] lag NICOLA mit dem Kern direkt über der Nordsee. Der Kerndruck war im Laufe der letzten 24 Stunden um 10 Hektopascal gestiegen und die Kaltfrontokklusion bestimmte anfangs vor allem das Wetter in West- und Nordwestdeutschland. Dort fielen bis zu 10 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Örtlich wurde jedoch wesentlich mehr Niederschlag registriert; Emden zum Beispiel meldete 27 Liter pro Quadratmeter. Die Temperaturen in Deutschland lagen zwischen 16 Grad an der Küste und 20 Grad im Breisgau. 

Auf dem Weg nach Osten verstärkte sich die Front noch einmal und löste in der Folge teils starke Niederschläge aus. In Lindenberg (etwa 50 Kilometer südöstlich von Berlin) konnte sogar ein Gewitter gemeldet werden. Nach dem Frontendurchgang wurden vereinzelt noch Gewitter und Schauer registriert, Schäden blieben jedoch aus.

Reibungseinflüsse der Erdoberfläche schwächten NICOLA, deren Zentrum nun über Dänemark lag weiter ab, so dass der Kerndruck am Dienstag [31.08.2004] nur noch 1005 Hektopascal betrug.

Die wetteraktiven Frontensysteme, welche am Vortag in Deutschland eine Abkühlung von bis zu 7 Grad Celsius hervorgerufen hatten, befanden sich jetzt über Zentralpolen und lösten dort aufgrund der hochreichenden Kaltluft teils starke Gewitter aus. Die Temperaturen in Polen lagen dann bei angenehmen 20°C, während am Vortag noch 28 Grad (in Warschau) gemessen wurden. In Deutschland kam es noch verbreitet zu postfrontalen Schauern und schwachen Gewittern, wobei maximale Niederschlagssummen von 17 Liter auf Rügen registriert wurden.

Tiefdruckwirbel NICOLA brachte aber auch dem Norden Europas lebensnotwendigen Regen, so meldete die schwedische Wetterstation in Örebro ganze 58 Liter Niederschlag pro Quadratmeter (in 24 h), in Oslo fielen 29 Liter.

Bis Mittwoch [01.09.04] hatte sich das Zentrum von NICOLA kaum verlagert, die Achse der höhenkalten Luft entfernte sich aber weiter nach Osten. Ein von Westen nahendes, sich über Deutschland ausbreitendes kräftiges Hoch hatte durch seine mitgeführte Warmluft unser Tief schnell aufgefüllt, so dass NICOLA am 02.09.2004 von der Wetterkarte verschwand bzw. sich über Skandinavien auflöste.

 

 


Geschrieben am 03.11.2004 von Ronny Büttner

Wetterkarte: 30.08.2004

Pate: Elke Matuszak