Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  NICOLE

(getauft am 21.01.2008)

 

Am Montag, den 21.01.2008 bildete sich wenig westlich von Irland an einer Luftmassengrenze ein Wellentief aus, welches auf den Namen NICOLE getauft wurde. Bereits am Mittag dieses Tages erreichte das Tief mit dreistündigen Druckfalltendenzen von bis zu 6 hPa Nordirland. NICOLE beeinflusste aber auch den Wetterablauf über Großbritannien und den Benelux-Ländern.

In der Nacht zum Dienstag, den 22.01.2008 überquerte das Tief NICOLE die Bundesrepublik Deutschland, begleitet von zum Teil orkanartigen Böen, besonders in Gebirgs- und Mittelgebirgslagen. Im Laufe der Nacht vergrößerte sich auch der Temperaturgegensatz an der Luftmassengrenze über Deutschland durch Kaltluftadvektion, also durch das Heranführen kalter Luftmassen. In Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern ging der Niederschlag daher allgemein in Schnee über und es konnte sich eine geschlossene Schneedecke ausbilden.

Am Morgen des 22.01.2008 wurde aus Teterow in der Mecklenburgischen Schweiz 7 cm Schnee und aus Itzehoe nördlich von Hamburg 4 cm Schnee gemeldet. Entlang der Spurlinie des rasch ostwärts ziehenden Tiefs formierte sich im späteren Tagesverlauf eine Okklusion (das ist der Bereich eines Tiefs, indem die Kaltluft die Warmluft vom Boden löst und sich mit ihr vermischt) mit Kaltfrontcharakter, die in der zweiten Nachthälfte und am Vormittag rasch nach Süden vordrang und gegen Mittag die Alpen erreichte. Die gefallenen Niederschlagsmengen waren zum Teil sehr ergiebig. In einem breiten Streifen von Niedersachsen bis nach Brandenburg und Südmecklenburg fielen innerhalb von 24 Stunden verbreitet 20 bis 40 l/m². Im Berliner Raum lagen die Mengen zwischen 20 und 30 l/m². Zum Vergleich: Der vieljährige Mittelwert für den ganzen Monat Januar beträgt im Berliner Raum rund 43 l/m². In den Alpen ging der Niederschlag als Schnee zu Boden und so erhöhte sich die Schneehöhe auf der Zugspitze von 190 auf 215cm. In der kommenden Nacht zog das Tief weiter ostwärts und lenkte auf seiner Rückseite von Norden her noch einzelne Schauer, örtlich auch mit Graupel, nach Deutschland.

Am Mittwoch, den 23.01.2008 war das Tief  NICOLE, eingebettet in einer kräftigen Höhenströmung, bereits über der Ukraine angekommen und hatte daher keinen Einfluss mehr auf den Wetterablauf über Deutschland. Auf der Rückseite des Tiefs wurde aber in Polen und Russland zum Teil kräftiger Schneefall ausgelöst. Am Donnerstag, den 24.01.2008 war NICOLE östlich von Moskau angelangt, hatte sich auf ihrem Weg dorthin jedoch erheblich abgeschwächt. So lag der Kerndruck beispielsweise nur noch bei 1010hPa. An Wetterwirksamkeit hatte das Tief dennoch nicht viel eingebüsst, so fiel in Ostrussland und Westsibirien teilweise bis zu 20cm Neuschnee.

Am Freitag, den 25.01.2008 war NICOLE schließlich über Sibirien angekommen und verschwand noch am selben Tag aus dem Einzugsgebiet der Berliner Wetterkarte.

 


Geschrieben am 07.02.2008 von Ronny Büttner

Wetterkarte: 22.01.2008

Pate: Nicole Sengthaler