Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet NIKOLAS
(getauft am 13.08.2007)
Am 11. August 2007
entstand an der Luftmassengrenze eines Tiefdruckgebietes vor der
nordamerikanischen Küste eine kleine Wellenstörung. Diese zog bis zum 13.
August 2007 auf den Atlantik hinaus und konnte sich dabei verstärken. So
entwickelte sich am selben Tag das Tiefdruckgebiet NIKOLAS. NIKOLAS wies bei seiner Taufe einen Kerndruck von weniger als 995 hPa auf und lag ca. 600 km vor Neufundland.
Bis zum 15. August
vertiefte sich NIKOLAS auf weniger als 990 hPa. Sein
Kern zog über die Britischen Inseln hinweg zur Nordsee. In Irland und
Großbritannien gab es verbreitet mäßige Niederschläge (z.B. Bournemouth
21 Liter pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden). Seine Warmfront erreichte
in den Morgenstunden des 15. Augusts Deutschland. Obwohl der Warmfrontdurchgang
mit relativ vielen Wolken verbunden war, stieg die Temperatur verbreitet auf
über 25°C, so dass vielerorts ein Sommertag registriert werden konnte.
Bereits am Morgen
des 16. Augusts überquerte die Kaltfront von NIKOLAS Deutschland von West nach
Ost, dabei kam es vielerorts zu schauerartigen Regenfällen. So meldeten
Lüdenscheid (22 Liter), Bonn (25 Liter) und Bad Lippspringe (29 Liter) mehr als
20 Liter pro Quadratmeter innerhalb von nur 12 Stunden. Auch in der Nähe des
Kerns von NIKOLAS wurden kräftige Regenfälle beobachtet. Einige Stationen im
südlichen Norwegen meldeten mehr als 40 Liter pro Quadratmeter innerhalb von 24
Stunden (z.B. Bergen mit 49 Liter).
Vom 16. zum 17.
August bildete sich im Lee des norwegischen Gebirges ein zweiter Kern von
NIKOLAS aus, während sich der erste Kern immer noch quasi ortsfest in der
nördlichen Nordsee befand. NIKOLAS I hatte sich vorübergehend auf weniger als
975 hPa vertieft. Dieser Kerndruck ist für Europa im
Sommer recht ungewöhnlich und tritt meist nur in sehr wechselhaften Sommern
auf. NIKOLAS II war nicht ganz so stark, konnte aber immerhin einen Kerndruck
von weniger als 990 hPa aufweisen. In Norwegen
regnete es ergiebig weiter (z.B. Bergen mehr als 40 Liter pro Quadratmeter
innerhalb von 24 Stunden).
Am 18. August
schwächte sich NIKOLAS I vor der norwegischen Küste etwas ab, während sich NIKOLAS
II auf weniger als 985 hPa vertiefte. Auf der
Ostseite von NIKOLAS II wurde sehr warme Luft nach Nordosten transportiert, so
dass die Temperatur in Russland südlich des Polarkreises auf mehr als 25°C
stieg (z.B. Narjan-Mar 27°C). Auf Deutschland hatte
NIKOLAS zu diesem Zeitpunkt keinen Einfluss mehr.
In der Nacht zum
19. August zog NIKOLAS II weiter in Richtung Nordpol, während sich NIKOLAS I
vor der norwegischen Küste auf weniger als 1010 hPa
abschwächte. Mit der Abschwächung des Kerndrucks schwächte sich auch die
Wetteraktivität ab. So gab es in Norwegen nur noch leichte Regenfälle (z.B.
Bergen 0,4 Liter pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden). In den
Morgenstunden des 20. Augusts zog NIKOLAS unter Beibehaltung seines Kerndrucks
wie sein Bruder NIKOLAS II weiter Richtung Nordpol. Am 21. August 2007 wurde
NIKOLAS letztmalig auf der Wetterkarte analysiert. Sein Kerndruck war auf mehr
als 1015 hPa angestiegen und sein Kern lag
nordöstlich der Kola Halbinsel.
Insgesamt legte
NIKOLAS auf seinem Weg von Neufundland über die Britischen Inseln bis zum
arktischen Ozean mehr als 1500 km zurück. Insbesondere über Norwegen, aber auch
in Teilen Deutschlands sorgte NIKOLAS für teilweise ergiebige Regenfälle. Mit
insgesamt 9 Tagen lebte NIKOLAS überdurchschnittlich lange (durchschnittliche
Lebensdauer eines Tiefdruckgebiet 4 bis 5 Tage).
Geschrieben am 05.09.2007 von Thomas Schartner
Wetterkarte: 17.08.2007
Pate: Nikolas Jacobsen