Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet NILS

(getauft am 16.06.2015)

 

Bis zum 15.06.2015 schlossen sich mehrere kleinräumige Teifdruckgebiete über dem Nordatlantik südlich von Grönland zu einem Wirbel zusammen. Aufgrund seines vorhergesagten Einflusses auf Mitteleuropa wurde das Tief am 16.06. auf den Namen NILS getauft.

Um 00 Uhr UTC, d.h. um 02 Uhr MESZ, befand sich der Kern des Tiefdruckgebiets NILS südlich der Dänemarkstraße und wies einen Luftdruck von 985 hPa auf. Von diesem verlief eine Okklusion, also eine Mischfront mit Warm- und Kaltfronteigenschaften, bogenförmig östlich um das Tiefdruckzentrum herum und spaltete sich über der Dänemarkstraße in eine Warm- und eine Kaltfront auf. Die Warmfront führte weiter über Island und dem Westen Irlands, während sich die Kaltfront nach Süden bis über den zentralen Nordatlantik erstreckte. Im Laufe des 16.06. verlagerte sich das Tief NILS etwas nach Nordosten bis über die Dänemarkstraße, wobei der Kerndruck auf 990 hPa anstieg. Dabei zog die Okklusion über Island, die Färöer Inseln und Großbritannien. In Island, was sich zu dieser Zeit im unmittelbaren Einflussbereich des Tiefs NILS befand, sorgten südliche und südöstliche Winde für relativ warmes Wetter und aus Akureyri an der Nordküste wurde eine Höchsttemperatur von 17,6°C gemeldet. Südlicher, auf den Färöer-Inseln, wurde es wiederum feucht und in Thorshavn fielen 24-stündig 27,0 mm Niederschlag, davon wurden 25,0 mm in 12 Stunden zwischen 06 und 18 Uhr UTC gemessen. In den drei Stunden zwischen 17 und 20 Uhr UTC drehte der Wind von Süd auf West und die Temperatur stieg in diesem Zeitraum um ca. 1,5 Grad. In Schottland wurde es windiger und böiger. Dort fiel die größte Niederschlagsmenge am Flughafen Kirkwall und auf der Insel Skye. Bis 06 Uhr UTC des Folgetages wurden an den Stationen 13 bzw. 14 mm registriert. In Kirkwall drehte der Wind bei der Frontenpassage von Süd auf West und an mehreren Stationen in Nordschottland kam es zu stürmischen Böen. Auf Skye erreichte die Windgeschwindigkeit in Böen 63,0 km/h und in South Uisit, einer Insel die einige Kilometer westlicher liegt, wurde am Nachmittag eine Böe von 66,7 km/h gemeldet. Dies entspricht der Stärke 8 auf der Beaufortskala.

Im Laufe des 17.06. breitete sich das Tief NILS unter dem Einfluss von zwei Hochdruckgebieten, einem westlich der Biskaya und einem über dem arktischen Meer, nach Osten aus. Dabei bildete sich ein zweiter Kern aus. Das Tief NILS I blieb mit 1005 hPa über der Westküste Islands bestehen, wobei der Wirbel NILS II mit einem Kerndruck von ebenfalls 1005 hPa über Südschweden analysiert wurde. Eine Okklusion verband die beiden Kerne und verlief weiter in einen Bogen bis nach Norddeutschland, wo sie sich aufspaltete. Die Kaltfront führte weiter über die Niederlanden und Südengland, die Warmfront über Nordrhein-Westfalen bis südlich von Paris. Als das Frontensystem Südskandinavien erreichte, setzte dort Regen ein. In 24 Stunden bis 06 Uhr UTC am 18.06 fielen an der südnorwegischen Küste in Modalen 19 mm Niederschlag und im schwedischen Göteborg 25 mm. An der Nordküste Deutschlands und in Schleswig-Holstein wurde ebenfalls Regen beobachtet, bis 18 Uhr UTC wurden in Leck an der dänischen Grenze 9,0 mm in 12 Stunden verzeichnet.

Bis zum 18.06. löste sich das Tief NILS I auf. Das ursprüngliche Tief NILS II, welches nun als Tief NILS aufgeführt wurde, befand sich über der Ostküste Südschwedens, wobei der Kerndruck weiterhin bei 1005 hPa lag. Dabei zog die mit dem Tief NILS verbundene Kaltfront im Tagesverlauf über Mitteleuropa nach Süden bis an die Alpen. In Deutschland setzten Schauer und teilweise auch Gewitter ein und die höchste Niederschlagsmenge fiel im Schwarzwald auf dem Feldberg, wo der Wind im Verlauf des Tages von Südwest auf Nordwest drehte. Dort wurden bis 06 Uhr UTC des Folgetages innerhalb von 24 Stunden 30,1 mm gemeldet. Allein bis 21 Uhr UTC konnten in nur 3 Stunden 20 mm registriert werden. Es blieb dabei böig und am Abend wurden die stärksten Windspitzen mit bis zu 64,8 km/h gemeldet.

Am 19.06. schwächte sich das Tief NILS ab und der Kerndruck stieg im Verlauf des Tages auf 1010 hPa an. Die Kaltfront, die am Tag zuvor über Mitteleuropa, darunter auch über Deutschland, gezogen war, überquerte die Alpen und kam bis zur Toskana. Im Bereich der Alpen wurde es dabei sehr feucht und im österreichischen Alpinzentrum der Rudolfshütte in Uttendorf fielen 38 mm Niederschlag bei der Frontenpassage. In Norditalien wurde es auch regnerisch. Die größte Niederschlagsmenge des Tages wurde in Bologna gemeldet. Dort fielen zwischen 06 und 18 Uhr UTC 22 mm Niederschlag.

Im Laufe des 20.06. verlagerte sich das Tief NILS mit nur noch rund 1015 hPa über den Bottnischen Meerbusen nach Nordosten und befand sich am Folgetag über Finnland nahe der Stadt Vaasa. Vom Kern führte um 00 Uhr UTC am 21.06. eine kurze Okklusion nach Nordosten bis Rovaniemi. Dort spalteten sich eine zum Weißen Meer verlaufende Warmfront und eine teils verwellte und bis zum Schwarzen Meer reichende Kaltfront ab. In Finnland kam es nochmals zu Niederschlägen, die 24‑stündig bis 06 Uhr UTC des Folgetages 11 mm in Kajaani und 12 mm in Tvärminne brachten.

Bis zum 22.06. wurde der Wirbel NILS von Süden her von zwei Tiefdruckgebieten abgelöst und konnte auf der Berliner Wetterkarte nicht mehr analysiert bzw. namentlich verzeichnet werden.

 


 

Geschrieben am 14.07.2015 von Arnór Tumi Jóhannsson

Berliner Wetterkarte: 18.06.2015

Pate: Nils Kasten