Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
NILS
(getauft am 25.10.2011)
Aus einer Welle an einer Luftmassengrenze, die warme
Luft im Süden von kalter im Norden trennt und sich von Neufundland über den
Nordatlantik bis vor die Iberische Halbinsel erstreckte, entwickelte sich ein
Tiefdruckgebiet, welches am 25. Oktober 2011 auf den Namen NILS getauft wurde.
Zum Zeitpunkt der Taufe betrug der Luftdruck im
Kern des Wirbels NILS etwas unter 1005 hPa. Das Tief lag über dem Nordatlantik
einige Hundert Kilometer nordwestlich der Inselgruppe der Azoren. Am Morgen des
Tauftages verliefen eine voran- und eine rücklaufende Okklusion, Fronten mit
Kalt- und Warmfronteigenschaften, einige Hundert Kilometer nordwestlich und
südöstlich des Kerns. An die südöstliche Okklusion folgten die Warmfront und
weiter westlich die Kaltfront des Tiefs NILS südlich des Zentrums. Diese
Fronten überquerten die Azoren im Laufe des Tages, brachten jedoch zunächst
keinen Niederschlag. Auf der Rückseite des Tiefs NILS, also hinter der
Kaltfront, bildeten sich aber in der labilen Luft in Folge relativ großer
Unterschiede zwischen kalter Luft und warmen Wasser Quellwolken, die am Morgen
des 26. Oktober an der Wetterstation Lajes auf der Azoreninsel Terciera Schauer
brachten.
Mittlerweile hatte sich der Kern der Zyklone NILS
entsprechend der westlichen Höhenströmung weiter nach Osten verlagert, befand
sich aber noch rund 800 Kilometer vor der Küste Nordportugals und
Nordwestspaniens. Der Kerndruck war mit etwas weniger als 990 hPa deutlich
geringer als am Vortag.
Bis zum Morgen des 27. Oktober hatte das Zentrum
des Tiefs NILS den Nordwesten der Iberischen Halbinsel erreicht. Der Kerndruck
betrug etwas unter 995 hPa. Vom Zentrum reichte eine Okklusionsfront wenige
Hundert Kilometer nach Norden zum Okklusionspunkt, an dem die Warm- und die
Kaltfront zusammentrafen. An diesem Punkt hatte sich ein neues Tiefdruckzentrum
gebildet, bei dem die Wetteraktivität besonders intensiv war. Dies zeigte sich in
Form von Schauern und Gewittern, die über der westlichen Biskaya von
schiffsgebundenen Wetterstationen registriert wurden. Die Warmfront verlief vom
Okklusionspunkt bis zur Bretagne, während sich die Kaltfront über die Biskaya
nach Süden erstreckte, die Iberische Halbinsel überquerte, bis zum Seegebiet
vor Marokko und schließlich bis nördlich der Kanarischen Inseln reichte. Auf
den Azoren kamen bis zum Morgen dieses Tages als Folge der angesprochenen
labilen Luft hinter der Kaltfront innerhalb von 24 Stunden 7 Liter Regen pro
Quadratmeter zusammen. Beim Auftreffen auf den europäischen Kontinent hatte die
Kaltfront jedoch noch viel höhere Niederschlagsmengen zur Folge. In der
portugiesischen Hauptstadt Lissabon waren es im gleichen Zeitraum 34 l/m² und im
nordwestspanischen Vigo fielen 104 l/m². Und Auch die
Warmfront brachte, wie im westfranzösischen Brest mit 20 l/m², größere
Regenmengen. Am 28. Oktober hatte sich das Tiefdruckgebiet NILS mit dem
Islandtief MEENO zu einer Tiefdruckrinne über Westeuropa vereinigt. Der
Kerndruck hatte sich deutlich auf etwas unter 1015 hPa erhöht. Zuvor kam es im
Südwesten Europas zu weiteren teils ergiebigen Niederschlägen im Zusammenhang
mit den Fronten des Tiefs NILS. An der auf 1500 Metern Höhe liegenden
Wetterstation Mont Aigoual in den südfranzösischen Cevennen fielen bis zum Morgen
des 28. Oktober innerhalb von 24 Stunden 107 l/m² Niederschlag. Im
katalonischen Girona waren es 52 l/m² und im nordmarokkanischen Fes 27 l/m².
Das Tiefdruckgebiet NILS füllte sich im weiteren
Tagesverlauf weiter auf und war daher an diesem Tag zum letzten Mal als eigenes
Druckgebilde auf der Berliner Wetterkarte zu erkennen.
Geschrieben am 15.12.2011 von Heiko Wiese
Berliner Wetterkarte: 27.10.2011
Pate: wetter.info