Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet NINA
(getauft am 08.04.2014)
Am 8. April 2014 wurde ein Tiefdruckgebiet in der
Prognose für den Folgetag auf den Namen NINA getauft. Es bildete sich über dem
zentralen Nordatlantik, angetrieben durch ein Höhentief in 5,5 km Höhe westlich
von Island.
Am 9. April lag das Zentrum des Wirbels NINA mit
einem Kerndruck von knapp unter 1000 hPa ungefähr 300 Kilometer südlich von
Island, während ein unbenanntes Tief mit einem Kerndruck von etwas unter 995
hPa westlich von Island das steuernde Tiefdruckgebiet darstellte. Vom Zentrum des Randtiefs NINA
ging in östlicher Richtung eine Okklusionsfront aus, eine sogenannte Luftmassengrenze
mit Warm- und Kaltfronteigenschaften, die bis südlich der Färöer-Inseln
reichte. Dort befand sich der Okklusionspunkt, an dem eine Warmfront und eine
Kaltfront zusammentrafen. Die Warmfront erstreckte sich über Schottland bis über
das nordwestliche England, die Kaltfront lag etwas weiter westlich. Letztere
ging westlich der zu Schottland gehörenden Inselgruppe der Äußeren Hebriden in
eine kurze Warmfront über, die sich westlich der Britischen Inseln im
Zusammenhang mit einem Wellentief gebildet hatte.
Bis zum Morgen des 10. April brachte das
Tiefdruckgebiet NINA an der Wetterstation Thorshavn auf den Faröer-Inseln
eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 10 l/m². In Stornoway auf den Äußeren
Hebriden kamen im gleichen Zeitraum 8 l/m² Niederschlag zusammen. Das Tief NINA
hatte sich auf einen Kerndruck von etwas unter 995 hPa verstärkt und lag nun
knapp östlich von Island. Von dort ging eine Okklusionsfront aus und führte bogenförmig
östlich der Faröer-Inseln vorbei und über das
nördliche Schottland bis zur nordirischen Küste. Dort trafen am Okklusionspunkt
eine bis etwa 800 km nordwestlich der Nordwestspitze der Iberischen Halbinsel
reichende Warmfront und eine Kaltfront zusammen, die etwas weiter westlich
verlief und ungefähr 1000 km nordöstlich der Azoren in eine Okklusionsfront
eines unbenannten Tiefs südwestlich von Madeira überging. Das Tief NINA brachte
im Nordwesten Europas gebietsweise Regen, teils Sprühregen. Im Laufe des Tages
kam es besonders südlich des Tiefdruckzentrums der Zyklone NINA aufgrund des
großen Luftdruckgradienten, also dem Unterschied zum Hochdruckgebiet NINO mit
über 1025 hPa westlich des Ärmelkanals, zu starkem Wind. An der Wetterstation Cairngorm in den nordschottischen Grampian
Mountains gab es am Abend eine Spitzenböe von 86 Knoten, dies entspricht 126
km/h oder Windstärke 12, d.h. Orkan.
Am nächsten Tag lag der Kern des Tiefdruckgebietes
NINA, in dem der Luftdruck mittlerweile kanpp unter
990 hPa gesunken war, vor der norwegischen Küste nördlich des Polarkreises. Von
dort ging eine vor allem in höheren Luftschichten aktive Okklusionsfront aus,
die Skandinavien in südlicher Richtung überquerte und bis zum Okklusionspunkt über
dem östlichen Skagerrak reichte. Von dort führte eine Warmfront über die
westliche Ostsee bis etwa zum Ruhrgebiet. Dahinter folgte eine Kaltfront, die
sich vom Okklusionspunkt über den äußersten Norden Dänemarks und die Nordsee
bis zum südlichen Cornwall erstreckte. Der zwischen Warm- und Kaltfront
gelegene Warmsektor sorgte mit seiner Verlagerung nach Osten am 11. April vor
allem im Nordosten Deutschlands für eine Milderung. So stieg die Temperatur
beispielsweise im Dresdner Raum auf 15°C und in Berlin auf 13°C, dagegen lagen die
Höchstwerte am Vortag um jeweils 9°C.
Bis zum Morgen des 12. April kam in der finnischen
Hauptstadt Helsinki eine Niederschlagssumme von 4 l/m² und im knapp 300 km
weiter nördlich gelegenen Jyväskylä 7 l/m² zusammen. Mittlerweile hatte sich
das Zentrum des Wirbels NINA etwa bis zum Nordkap verlagert. Dort wurde ein
Kerndruck von etwas unter 990 hPa gemessen. Vom Tiefdruckzentrum ausgehend,
verlief eine Okklusionsfront nach Westen bis vor die Insel Jan Mayen, die in
der Grönlandsee gelegen ist. Außerdem führte eine Okklusionsfront über die
russische Kola-Halbinsel und das russisch-finnische Grenzgebiet Karelien sowie
an der baltischen Ostseeküste entlang bis in den Danziger Raum, wo sie in eine
bis etwa nach Berlin verlaufende Kaltfront überging. Im Tagesverlauf verlagerte
sich das Tief NINA nach Nordosten und brachte im äußersten Nordosten Europas gebietsweise
leichten bis mäßigen, teils schauerartig verstärkten Niederschlag, in Richtung
des nördlichen Russlands auch Schnee.
Am 13. April war das Tiefdruckgebiet NINA zum
letzten Mal als eigenes Druckgebilde auf der Berliner Wetterkarte zu erkennen.
Es lag mit seinem Zentrum, in dem der Druck etwas unter 990 hPa betrug, östlich
der nordrussischen Doppelinsel Nowaja Semlja und nördlich der Mündung des
westsibirischen Flusses Ob und verlagerte sich anschließend nach Osten und
somit außerhalb des Analysebereiches der Berliner Wetterkarte.
Geschrieben
am 26.06.2014 von Heiko Wiese
Berliner
Wetterkarte: 11.04.2014
Pate:
Ingo Tempel