Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet NINA

(getauft am 29.10.2020)

 

Im Laufe des 29. Oktober 2020 sollte sich an der wellenden Kaltfront von Tief MAROLA, das sich mit Kern nördlich von Schottland befand, eine sogenannte Welle, also ein Tiefdruckgebiet im Anfangsstadium, ausbilden, welches sich im Folgenden weiter zu einem eigenständigen Tiefdruckgebiet entwickeln sollte. Das Stadium wird als Welle bezeichnet aufgrund dessen da die Fronten eine wellenförmige Struktur annehmen. An diesem Tag wurde von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte prognostiziert, dass dieses Wellentief einen Einfluss auf das europäische Wetter haben wird. Deshalb wurde auf der Prognosekarte für den kommenden Tag um 12 UTC, dies entspricht 13 Uhr MEZ, dieses im noch Anfangsstadium befindliche Tiefdruckgebiet auf den Namen NINA getauft.

 

Am Tag nach der Taufe, also am 30. Oktober, erschien dann Tief NINA wie prognostiziert erstmals namentlich auf der Bodenwetterkarte von 01 Uhr MEZ, ca. 300 km nördlich von den Azoren verortet. Das Tief steckte noch in den Kinderschuhen, hatte gerade mal einen Kerndruck zwischen 1010 und 1015 hPa und war als Wellentief noch kein eigenständiges Tief, erste zögerliche Anfänge ein solches in naher Zukunft zu werden, konnte man allerdings schon anhand der Wellenstruktur erkennen.

 

Am letzten Tag des Oktobers wies Tief NINA einen Kerndruck von 990 hPa auf, es hatte sich also im Vergleich zum Vortag deutlich intensiviert. An diesem Tag erreichte die Zyklone Westeuropa und beherrschte vor allem das Wettergeschehen auf den Britischen Inseln. Um 01 Uhr MEZ konnte die Warmfront mit einer Zugbahn ausgehend von Sligo über Dublin, Nottingham sowie Norwich analysiert werden. Zu dieser Zeit lag die Kaltfront noch über dem Nordatlantik. Zur genannten Zeit wurde am Flughafen von Shannon leichter Regen gemeldet wie auch am Flughafen von Cork, auf Sherkin Island trat hingegen mäßiger Sprühregen auf.  Die Hauptwindrichtung zu diesem Zeitpunkt und an dem ganzen Tag wechselte zwischen West-Südwest und Süd-Südwest. Da sich das Tiefdruckgebiet direkt im Gebiet des Jetstreams, also einem Starkwindband, befand und die Windgeschwindigkeiten sehr hoch waren, zog das Druckgebiet auch dementsprechend schnell. So konnten die Fronten schon 6 Stunden später über anderen, weiter nordöstlich gelegenen Orten analysiert werden. Die Warmfront verlief nun vom Ursprung über Nordirland über der Isle of Man nach Leeds bis zu den friesischen Inseln, wo diese dann in die Kaltfront des Tiefdruckkerns MAROLA II überging. Zu dieser Uhrzeit konnte auf der Wetterkarte auch die wirkende Kaltfront verortet werden über den Orten Sligo, Galway sowie Cork bis über die Keltische See im Bogen vor der Biskaya auf den Nordatlantik übergehend in eine Warmfront des Ex-Hurricanes ZETA. Um 07 Uhr MEZ wurde an der Mace Head Atmospheric Research Station mäßiger Sprühregen gemeldet, wie 6 Stunden zuvor an den oben genannten Flughäfen. Zudem beobachtete eine Wetterstation in Thomastown äußerst heftige Regenschauer. Bis zu dieser Uhrzeit wurde schon an vielen Wetterstationen Niederschlag registriert, wie zum Beispiel 12,0 mm am Flughafen von Cork, in Valentia 16,0 mm, 22,0 mm in Thomastown sowie 34,0 mm in Mace Head. In den folgenden 6 Stunden verlagerte sich das Tiefdruckgebiet weiter, sodass die Fronten weiter zogen und an neuen Orten ausgemacht werden konnten. Die Warmfront des Tiefs NINA ausgehend von Nordschottland verlief im Bogen über der Nordsee bis zur deutsch-dänischen Grenze. Die Kaltfront hingegen erstreckte sich in einem Bogen über den Orten Glasgow, Manchester, Leicester, Oxford, Southampton, Rennes, Vannes bis 70 km nördlich vor A Corña. Die gebildete kurze Okklusionsfront reichte ausgehend von den Highlands ca. 70 km in Richtung Nordwest. Eine Okklusionsfront ist eine Mischfront aus Warm- sowie Kaltfront. Dabei zieht die Kaltfront schneller als die Warmfront und holt diese im Laufe ein. Da die warme Luft leichter als die kalte Luft ist, wird diese angehoben. Um 13 Uhr MEZ wurden starke Windgeschwindigkeiten registriert wie beispielsweise in Altnaharra und Cairngorm mit Böen der Stärke 12 Bft sowie in Dundrennan mit der Stärke 10 Bft. Die Windstärke 12 entspricht einer Windgeschwindigkeit von mehr als 118 km/h und wird als Orkan bezeichnet, während die Windstärke 10 (starker Sturm) Windgeschwindigkeiten zwischen 89 und 104 km/h beinhaltet. Zum nächsten Haupttermin zur Wetterbeobachtung, um 19 Uhr MEZ, spaltete sich die Warmfront vom Tiefdrucksystem NINA ab und konnte über den Orten Skagen, Kopenhagen, Stralsund, Frankfurt an der Oder bis nach Linz reichend analysiert werden. Die Kaltfront hatte sich nicht abgespalten und zog sich in einem leichten Bogen über Amsterdam, Brüssel, Nantes bis über die Biskaya. Durch den häufigen Fall von Niederschlag in Form von Regen oder Sprühregen konnten an vielen Stationen wieder Niederschlagsmengen von 3,0 mm in Claremorris bis 7,0 mm in Castledery registriert werden. Am Tag von Halloween konnten Höchsttemperaturen zwischen 14°C und 16°C registriert werden, beispielsweise wie 14,1°C in Spadeadam, 15,2°C in Gurteen und 15,5°C in Ballyhaise. Der Bereich der Tiefsttemperaturen war zwischen 4°C und 11°C, wie zum Beispiel 4,2°C am Flughafen der Hauptstadt Irlands, 6,2°C in Mullingar sowie 10,7°C auf Sherkin Island. Trotz des häufigen Niederschlags und der damit verbundenen Bewölkung konnten einige Stationen Sonnenschein registrieren, so wurden am Flughafen von Dublin 4,1 Sonnenstunden registriert oder am Flughafen von Cork 3,4 Stunden.

 

Am ersten Tag des Novembers um 01 Uhr MEZ konnte die sich inzwischen zu einem Sturmtief entwickelte Zyklone NINA mit einem Kerndruck von 960 hPa über den Färöer-Inseln verortet werden. Im Vorfeld intensivierte sich das Tief sehr stark, was anhand von einer Druckdifferenz von etwa 30 hPa im Vergleich zum Vortag gut zu erkennen war. Die durch den Kern bogenförmig verlaufende Okklusionsfront ging auf Höhe von Bergen in eine Kaltfront über, welche weiter von Kristiansand über Esberg, Bremen, Köln und Bourges bis nach Rochefort verlief. Das Einflussgebiet des kräftigen Sturmtiefs NINA bezog sich auf das südliche Island, Südnorwegen, den Norden der Britischen Inseln sowie auf Dänemark und Norddeutschland. Zu 01 Uhr MEZ wurde an der Wetterstation in Kristiansand durchgehend leichter Regen gemeldet und in Bergen ebenfalls, allerdings nicht durchgehend. Zu dieser Uhrzeit wurde von der Wetterstation am Leuchtturm auf Lindesnes Fyr eine Temperatur von 11,7°C gemessen, in Landvik 12,0°C sowie 9,0°C in Liarvatn. Die Windgeschwindigkeiten waren zwar nicht mehr so stark wie am Tag zuvor auf den Britischen Inseln, dennoch wurden Böen der Stärke 5 bis 9 Bft gemessen. So registrierte Stavanger Böen der Stärke 6 Bft, Kristiansand 5 Bft, Bergen 8 Bft und Finsevatn 9 Bft.  Zum nächsten Hauptbeobachtungstermin um 07 Uhr MEZ wurden folgende 24-stündige Niederschlagsmengen gemeldet: 8,3 mm in Kristiansand, 16,0 mm in Nelang sowie 24,1 mm von der Wetterstation Eik Hove.

 

Zum 02. November um 01 Uhr MEZ blieb der Luftdruck des Tiefs NINA konstant bei niedrigen 960 hPa und der Kern wurde durch das Vorandringen von ex-ZETA bis nach Nordostisland verdrängt. Ausgehend von dem Kern verlief eine Warmfront bogenförmig von Island, nach Jan Mayen an Spitzbergen südlich vorbei bis zum Nordkap und endete über dem westlichen Weißen Meer. Das Wetterregime in Europa wurde nun von ex-ZETA übernommen, Tief NINA streckte nur noch minimal in Nordeuropa ihre Fühler aus.

 

Am 03. November schwächte sich der Luftdruck etwas ab, sodass dieser 970 hPa betrug. Eine Okklusionsfront verlief über Jan Mayen, Island dem südlichen Spitzbergen, der Barentssee bis hinter zum Uralgebirge.

 

Der Luftdruck erhöhte sich um 15 hPa zum folgenden und letzten Tag, an dem das Tiefdruckgebiet NINA auf der Bodenkarte namentlich erwähnt wurde. Es konnte noch eine schwache Okklusionsfront analysiert werden. Die jeweiligen Kernzentren von Tief NINA und ex-ZETA sind 500 km voneinander entfernt und durch die Okklusionsfront miteinander verbunden. Im Tagesverlauf lösten sich beide Tiefdruckgebiete gleichermaßen auf, so dass weder Tief NINA noch der ehemalige Hurrikan ZETA am 05. November noch in dem Analysebereich der Berliner Wetterkarte namentlich erschienen. Im Zusammenspiel von Tief NINA und ex-ZETA wurden sehr milde Luftmassen herangeführt, so dass im Warmluftsektor von ex-ZETA zahlreiche Wärmerekorde gebrochen wurden, z.B. wurde in Berlin-Dahlem erstmalig im November die 20-Grad-Marke überschritten (20,5°C).