Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
NOLLAIG
(getauft am
22.04.2018)
Bereits
am 20.04.2018 bildete sich an der Ostküste Nordamerikas nahe Boston ein
Tiefdruckgebiet aus, während Hochdruckgebiet NORBERT das Wetter in Mitteleuropa
bestimmte. Mit der kräftig ausgeprägten Höhenströmung im 500-hPa Niveau, also
in etwa 5,5 km Höhe, sollte sich dieses nach Osten verlagern. Nachdem es 2 Tage
später, zu Tagesbeginn des 22.04., bereits über dem Atlantik zwischen
Neufundland und der Südspitze Grönlands analysiert wurde und durch die weitere
Verlagerung nach Osten in nächster Zeit Einfluss auf das Wetter Europas nehmen
sollte, tauften es die Meteorologen der Berliner Wetterkarte auf den Namen
NOLLAIG.
So
erschien Tiefdruckgebiet NOLLAIG erstmalig um 00 Uhr UTC, was 02 Uhr MESZ
entspricht, des 22.04.2018 auf den Karten. Dabei lag es mit einem schon
ausgeprägten Frontensystem wie erwähnt zwischen Neufundland und Grönland. Vom
Kern, in dem ein Druck von unter 995 hPa herrschte, verlief eine
Okklusionsfront nach Westen. Als Okklusion oder auch Okklusionsfront wird dabei
eine Mischfront bezeichnet, welche die Eigenschaften von Kalt- und Warmfront in
sich vereint, da sie durch das Einholen der schneller ziehenden Kaltfront
entsteht. Der Punkt, an dem das Einholen stattfindet, nennt sich
Okklusionspunkt. Von diesem gingen im Fall des Tiefs NOLLAIG eine Kaltfront
nach Südosten und eine kurze Warmfront nach Südosten ab.
Ein
ähnliches Bild zeichnete sich auch am darauffolgenden Tag ab, nur dass Wirbel NOLLAIG weiter nach Osten auf den mittleren
Nordatlantik gezogen war. Erst in der Nacht zum 24.04. erreichten erste
Ausläufer die Britischen Inseln. So gab es in den letzten 6 Stunden des Tages
an der Station Tain Range 3 mm, sowieso in den
Stunden von 00 bis 06 Uhr UTC im irischen Malin Head
7 mm und auf Sherkin Island 5 mm Niederschlag.
Mit
der Überquerung der Britischen Inseln lag um 00 Uhr UTC des 24.04.
Tiefdruckgebiet NOLLAIG mit dem Kern einige hundert Kilometer südwestlich von
Island. Vom 995 hPa starken Kern aus zog sich eine lange Okklusionsfront am
Osten der Britischen Inseln vorbei bis in den Ärmelkanal, wo sich der
Okklusionspunkt befand. Dort trennte sich erneut eine Kaltfront nach Westen ab,
die jedoch auf Höhe von Irland in die Warmfront eines sich langsam bildenden
Wirbels überging. Die Warmfront der Zyklone NOLLAIG lag etwas südlich der
Kaltfront und streifte den Nordwestzipfel Frankreichs. Entlang der
Okklusionsfront insbesondere an der Südwestküste Großbritanniens gab es zumeist
Niederschlagswerte von 6-10 mm in 24 Stunden, wie in an der Station Bridlington MRSC mit 10,2 mm bis 06 Uhr UTC des Folgetages,
oder 5,8 mm in Leeming. In Frankreich gab es nur
leichten Regen von wenigen mm, wie in Landivisiau, wo
lediglich 2 mm in den letzten 6 Stunden des Tages zusammenkamen. Aber auch im
Norden Deutschlands und den Niederlanden kam es zu Niederschlägen verursacht
durch die voranschreitende Okklusionsfront des Tiefs NOLLAIG. So konnte die
Station auf Helgoland 8 mm in der Zeit von 18-00 Uhr UTC des 25.04. messen und
das niederländische Berkhout 4 mm im selben Zeitraum.
Analysiert
wurde Zyklone NOLLAIG am 25.04. mit dem Kern südlich von Island auf dem 60.
Breitengrad. Das Frontensystem war nun vollständig okkludiert und wand sich
einmal um den Kern, bis es an der Südküste Islands gerade nach Nordosten die Faröer überquerte und vor Stavanger endete. Nahe der
Okklusion kam es erneut zu Regen, wie am schottischen Loch Glascarnoch, wo es
zu 4 mm innerhalb von 12 Stunden bis 18 Uhr UTC regnete, oder ebenso viel bis
zum selben Zeitpunkt in Thorshavn, allerdings in nur
3 Stunden. An der norwegischen Küste kam es zu leichtem Niederschlag von
beispielsweise 1 mm in 12 Stunden bis 18 Uhr in Bergen/Florida oder 5 mm am
Flughafen in Stavanger/Sola. Doch bereits einige
Kilometer nordöstlich auf das Festland in Stavanger Vaaland
blieb es ganztägig trocken.
In
der Nacht zum 26.04. löste sich das Frontensystem des Tiefs NOLLAIG vollständig
auf und es blieb lediglich der Kern mit weiterhin ca. 995 hPa auf den Karten
verzeichnet. Dieser hatte sich bis 00 Uhr UTC direkt über die Faröer Inseln platziert. Noch bevor die Okklusion
vollständig verschwunden war, brachte sie im Süden Islands Niederschläge von
etwa 9 mm in 15 Stunden bis 09 Uhr UTC in Reykjavik oder gar 15 mm in Keflavikurflugvollur. Nach diesen letzten Niederschlägen
konnte man dem Tiefdruckgebiet NOLLAIG keine signifikanten Wettererscheinungen
mehr zuordnen. Bis zum folgenden Tag hatte es sich dann vollständig aufgelöst
und konnte nicht mehr auf den Karten verzeichnet werden.