Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet NORBERT
(getauft am 05.05.11)
Am 5. Mai wurde
eine über dem mittleren Nordatlantik entstandene Zyklone mit einem Kerndruck
von 990 hPa in der Prognose für den Folgetag auf den Namen NORBERT getauft.
Als das Tief
NORBERT sich 6. Mai als Wellentief ausgeprägt hatte, befand sich der Kern über
dem mittleren Nordatlantik, südlich von Grönland auf der Breite von
Neufundland. Dabei reichte eine Warmfront vom Kern ausgehend in einem leichten
Bogen nach Süden bis auf die Breite von Nordspanien. Die Kaltfront erstreckte
sich in westlicher Richtung bis zur Küste von Neufundland.
Bis zum Morgen
des 7. Mai hatte sich das Tiefdruckgebiet NORBERT zu einem Sturmwirbel
entwickelt. Der Kern der Zyklone NORBERT lag dabei noch immer über dem Nordatlantik,
jetzt aber westlich der Bretagne auf der Länge Islands. Vom Zentrum aus verlief
eine Okklusion in einem südlichen Bogen bis auf die Breite von
Zentralfrankreich. Eine Okklusion ist eine Front, die sowohl Warm-, als auch
Kaltfronteigenschaften miteinander vereint. Vom Okklusionspunkt aus erstreckte
sich anschließend in südwestlicher Richtung eine Warmfront bis ca. 200 km vor
die Azoren und in einem westlichen Bogen eine Kaltfront bis über den mittleren
Nordatlantik, wo sie in die Warmfront eines nachfolgenden Tiefdrucksystems
überging. Im Zusammenspiel mit diesen Fronten drang langsam wärmere und
feuchtere subtropische Meeresluft bis nach West- und Südeuropa vor. In dieser
Luftmasse stieg die Temperatur in England vereinzelt über 25°C, in Frankreich
wurde dagegen verbreitet die 25°C-Schwelle überschritten. Am wärmsten wurde es
dabei im äußersten Südwesten Frankreichs, wo fast 30°C erreicht wurden. Das
Temperaturmaximum in Dax lag beispielsweise bei 28,9°C. In dieser feucht-warmen
Luft entstanden ausgedehnte und zum Teil sehr kompakte Wolkenfelder. An einigen
Stationen kam es auch zu Gewittern. Die Niederschlagsmengen lagen meist bei rund
7 l/m². In Frankreich wurde aus Nantes mit 8 l/m² in 12 Stunden der höchste Niederschlagswert
gemeldet. Ähnlich hohe Mengen gab es im Norden Spaniens, wie in Burgos mit 8 l/m².
Bis zum 8. Mai lag die Zyklone nahezu stationär und verlagerte sich weniger als 100 km nördlich, sodass ihr Zentrum nun knapp 1000 km südwestlich der irischen Küste lag. Dabei herrschte im Kern ein Druck von ca. 980 hPa. Die Okklusionsfront erstreckte sich in Form einer Spirale einmal um den Kern herum verlief dann weiter über Zentralirland, wo sie teilweise einen dominierenden Kaltfrontcharakter aufwies. Anschließend reichte sie als reine Okklusion weiter bis nach Cornwall, die Bretagne und bis über den Golf von Biskaya. Dort wechselte sie ihren Charakter in den einer Kaltfront und reichte südwestlich bis über die Nordwestspitze der Iberischen Halbinsel und weiter über den Atlantik hinaus bis etwa 300 km südlich der Azoren. Dort ging die Kaltfront in die Warmfront eines nachfolgenden Tiefdrucksystems über. Im Wesentlichen herrschte am 8. Mai eine ähnliche Wettersituation vor, wie sie in der vorangegangenen Zeit beobachtet wurde. So dominierte der hochreichende und ausgedehnte nordatlantische Sturmwirbel NORBERT
weiterhin das
Wettergeschehen
Die Zyklone NORBERT
verlagerte ihre Position bis zum 10. Mai weiter nördlich und befand sich über
dem Nordatlantik, südlich von Island auf der Briete Schottlands. Der Kerndruck
betrug dabei rund 995 hPa. Die Okklusion reichte nun in einem Bogen zuerst nach
Nordwesten bis kurz vor die Grönländische Küste und verlief dann weiter in
östlicher Richtung bis ca. 100 km
nördlich von Island. Dort teilte sie sich in eine Warmfront, die östlich bis
nach Mittelskandinavien reichte und dort in eine vorangegangene Kaltfront
überging. Vom Okklusionspunkt aus erstreckte sich außerdem eine Kaltfront in
einem südlichen Bogen über die Norwegische See bis kurz vor die Küste
Südnorwegens, dann weiter über die Beneluxstatten und Zentralfrankreich bis
hinaus über den Golf von Biskaya. Im Bereich dieser Fronten wurden überall
starke Bewölkungen registriert, mit geringerer Entfernung zum Kern traten auch
vermehrt Niederschläge auf, die aber hauptsächlich über dem Meer niedergingen.
Bis zum Morgen
des 11. Mai veränderte sich die Position des Kerns nordwestlich von Schottland
kaum und der Druck im Zentrum stieg auf ca. 1004 hPa an, jedoch teilte sich vom
Tiefdrucksystem ein zweiter Kern ab. Der ursprüngliche Kern wurde seit diesem
Tag unter dem Namen NORBERT I geführt, der neu entstandene Kern unter dem Namen
NORBERT II. Dieser befand sich über der Stadt Oslo. Es erstreckte sich eine
Okklusion in nordwestlicher Richtung bis über Trondheim hinweg und rund 300 km
weiter über die Norwegische See, wo sie in die Okklusion eines neu entstandenen
Tiefs überging. Vom Kern NORBERT I ausgehend reichte eine Okklusionsfront in
einem Bogen zunächst wenige 100 km nach Westen, dann nach Norden bis auf die
Breite der Südspitze Grönlands und dann weiter nach Nordosten bis zur
westlichen Küste Islands, wo sie in die Okklusion des eben genannten neu
entstandenen Tiefdrucksystems überging. Diese Fronten waren hauptsächlich in
einer Höhe von 5500 m vorhanden.
Im Laufe des 12.
Mai zog der Kern NORBERT I rund 200 km südöstlich Richtung Schottland und wies
einen Druck von rund 1008 hPa auf. Der Kern NORBERT II blieb dagegen stationär
über Oslo. Die südlich verlaufende Okklusion besaß nun den Charakter einer Kaltfront
und erstreckte sich vom Kern NORBERT II aus in südöstlicher Richtung bis zu
einem unbenannten Tiefdruckkern über Riga. Im Bereich der Fronten wurden dabei
vermehrt leichte Niederschläge registriert. Seit diesem Tag schlugen beide
Kerne eine unterschiedliche Zugrichtung ein.
Die Zyklone
NORBERT I verlagerte sich bis zum 14. Mai bis mittig zwischen Island und der
Insel Jan Mayen. In diesem Bereich blieb die Zyklone bis zum 16. Mai nahezu
stationär. Ihre Fronten beschränkten sich dabei hauptsächlich auf eine
Okklusion, die in einem nördlichen Bogen westlich an Jan Mayen vorbei bis über
das mittlere Nordmeer verlief.
Der Wirbel
NORBERT II beschrieb hingegen eine südöstliche Zugbahn. Vom 13. auf den 14. Mai
verlagerte sich der Kern mit einem Druck von rund 1005 hPa weiter bis etwa 100
km östlich von Riga. Dabei reichten vom Kern ausgehend zwei jeweils rund 700 km
lange Fronten nach Nordwesten und Südosten. An die südöstliche Front schlossen
zum einen eine Warmfront an, die westlich bis weit über Russland reichte und
zum anderen eine Kaltfront, welche bis südlich von Budapest verlief. Im Bereich
dieser Fronten wurden starke Bewölkungen gemeldet. So gab es von Wilna bis
Minsk, Kiew und Moskau in den frühen Morgenstunden des 14. Mai kaum Wolkenlücken.
Am Morgen des 15. Mai befand sich der Kern NORBERT II in einem Gebiet zwischen
Moskau und Kiew. Der Kerndruck schwächte sich auf rund 1011 hPa ab, bis zum 16.
Mai sogar auf 1015 hPa. In dieser Zeit verlagerte sich der Kern nur wenig
weiter nach Osten.
Am 16. Mai
erstreckte sich von dort aus außerdem eine kurze Warmfront ca. 800 km nach
Osten und eine Kaltfront in einem südlichen Bogen bis über die Norwegische See
auf Breite der norwegischen Stadt Namsos. Im Verlaufe dieses Tages schwächte
sich das Tief NORBERT I fortwährend ab, sodass es am 17. Mai nicht mehr auf der
Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.
Am 17. Mai löste
sich der Wirbel NORBERT II schließlich auf und konnte deshalb nicht mehr auf
der Berliner Wetterkarte analysiert werden.
Geschrieben von Sabrina Schmidt
Berliner Wetterkarte: 12. Mai 2011
Pate: Daniel Führer (Wetterdienst.de)