Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet NORBERT
(getauft am
22.12.2011)
Von Alaska verlagerte sich ein
Tiefdruckgebiet über Neufundland bis über den zentralen Nordatlantik. Da dieses
Tief schien für Europa wetterbestimmend zu werden und wurde deshalb am 22.12.2011
auf den Namen NORBERT getauft.
Zum Zeitpunkt der Taufe betrug der
Kerndruck leicht unter 985 hPa. Das Frontensystem bestand aus einer
Okklusionsfront und einer Kaltfront. Eine Okklusion ist eine Mischfront, die
Eigenschaften einer Warm- und Kaltfront in sich vereint. Diese verlief rund 800
km lang südlich des Kerns. Die Kaltfront
zog vom Kern aus in einem großen Bogen zunächst nach Südosten und dann nach
Südwesten bis weit über den zentralen Nordatlantik.
Der Höhenströmung folgend, die im 500
hPa-Niveau, d.h. einer Höhe von ca. 5,5 km, vorherrscht, verlagerte sich die
Zyklone NORBERT bis nach Island. Am 23.12.2011 wurde sie mit ihrem Kern rund
200 km vor der Ostküste Islands analysiert. Der Kerndruck hatte sich zudem auf
knapp unter 970 hPa verstärkt. Die Okklusionsfront beschrieb annähernd einen
Halbkreis über der Norwegischen See, der ausgehend vom Kern in nordöstlicher
Richtung verlief und am Okklusionspunkt endete der sich auf der Breite der
Südspitze der Lofoten fast mittig über der Norwegischen See befand. Dort
spaltete sich das Frontensystem des Wirbels NORBERT in eine Warm- und eine
Kaltfront auf. Die Warmfront verlief zunächst in Richtung Trondheim, folgte
dann aber dem Küstenverlauf Norwegens und Dänemarks um sich etwa bei Hamburg
mit der Kaltfront des vorlaufenden Tiefs MARTIN zu verbinden. Dadurch, dass die
Warmfront den Norden Deutschlands beeinflusste kam es zu einem Nord-Süd-Gefälle
bei den Temperaturen. Bremen meldete als Tagesmaximum 9°C, wohingegen München
nur 3°C erreichte. Die Kaltfront des Tiefs erstreckte sich leicht gebogen vom
Okklusionspunkt ausgehend über Schottland, ein wenig nördlich von Edinburgh,
und Dublin bis weit über den Atlantik auf den Breitengrad Lissabons. Dies
führte in Wales zu teils stärkeren Niederschlägen, die im Zeitraum von 12
Stunden bis 18 Uhr UTC bis zu 27 l/m² betrugen.
Während der Tiefdruckwirbel NORBERT in
nordöstlicher Richtung sich weiter verlagerte nahm er das Tief MARTIN in seine
Zirkulation mit auf. Dabei hatte die Intensität weiter zugenommen und das Tief befand
sich an Heiligabend mit seinem Kern rund 300 km südwestlich von Spitzbergen.
Der Kerndruck der mittlerweile als Sturmtiefs eingestuften Zyklone NORBERT
betrug nun nur noch rund 955 hPa. Die Fronten
waren wetterbestimmend für nahezu das gesamte europäische Festland.
Seine Okklusionsfront reichte vom Kern südlich an Spitzbergen vorbei. Sie
folgte der schwedisch-finnischen Grenze und dem Verlauf der finnischen
Ostseeküste bis zur finnischen Stadt Vaasa. Dort teilte sich eine Warmfront ab,
die weiter über die Danziger Bucht bis nach Prag reichte. Die korrespondierende
Kaltfront überquerte die Ostsee, verlief mittig zwischen Oslo und Stockholm,
reichte über Dänemark und Ostfriesland, weiter entlang der französischen
Mittelmeerküste in westlicher Richtung. Sie überquerte weiterhin Spanien und
Portugal zwischen Madrid im Norden und Lissabon im Süden und reichte
schlussendlich über 1000 km hinaus über den Nordatlantik.
Im Bereich der Kaltfront meldeten alle
Stationen nördlich und westlich der Alpen hohe Bedeckungsgrade oder komplett
bewölkten Himmel. Mit Durchzug der Front gab es eine markante Winddrehung Südwest
nach Nordwest und rückseitig der Front wurden beispielsweise in Hannover Böen
der Stärke 8 registriert. Damit einhergehend fiel in Deutschland verbreitet Niederschlag,
der in den mittleren Höhen der Mittelgebirge und darüber als Schnee fiel und
für „weiße Weihnachten“ sorgte. Im Schwarzwald erhöhte sich die Schneedecke um
10 cm, sodass auf dem Feldberg 70 cm Schnee lagen.
Bis zum 1. Weihnachtsfeiertag hatte sich
der Kern des Tiefs weiter nordwestlich verlagert und befand sich mittig
zwischen Spitzbergen und Grönland. Der Kern der Zyklone NORBERT wies nun einen
Druck von leicht unter 960 hPa auf. Die Fronten waren wieder vollständig
okkludiert und folgten einem Bogen um den Norden Spitzbergens zum Weißen Meer,
westlich vorbei an Archangelsk, weiter über St. Petersburg und der litauischen
Hauptstadt bis nach Budapest.
Bis zum 26.12.2011 wurde das Tief NORBERT in
die Zirkulation des schnell heranziehenden Wirbels OLIVER einbezogen. Somit konnte
es fortan nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.
Geschrieben am 11.02.2011 von Patrick Ilmer
Berliner Wetterkarte : 21.12.2011
Pate: unterkunft.de