Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
NORFRIED
(getauft am 31.01.2013)
Ende Januar bildete sich entlang eines
Troges, also eines Kaltluftvorstoßes nach Süden in einer Höhe von ca. 5,5 km, eine
über den Azoren gelegene Tiefdruckzelle aus. Da diese das Wetter in Europa
beeinflussen sollte, wurde sie am 31. Januar in der Prognose für den Folgetag
auf den Namen NORFRIED getauft.
In der Nacht zum 01. Februar konnten bereits
zwei Kerne analysiert werden. Das Tief NORFRIED I befand sich einige Hundert
Kilometer westlich von Cornwall und wies einen Kerndruck von knapp unter 1010
hPa auf. Von dort ging eine Warmfront in südöstlicher Richtung bis zu den
Pyrenäen aus. Des Weiteren erstreckte sich eine Kaltfront in westlicher
Richtung über den Atlantik und ging schließlich in die Warmfront des über den
portugiesischen Azoren gelegenen Tief NORFRIED II über. Die Kaltfront dieses
Wirbels, der einen Kerndruck von 1020 hPa hatte, verlief nach Südwesten bis
außerhalb des Analysebereichs. Der Kaltfrontdurchgang auf der Iberischen
Halbinsel sorgte verbreitet für geringe Niederschlagsmengen, wie z.B. in Madrid
mit 0,8 mm. Nur an der Nordwestspitze kamen deutlich höhere Niederschlagsummen
zusammen, wie beispielsweise im spanischen La Coruna.
Dort wurden 23 mm innerhalb von 24 Stunden registriert. Im Laufe des Tages verlagerte
sich das Tiefdrucksystem rasch nach Osten und erreichte gegen 13 Uhr MEZ den äußersten
Westen Deutschlands. Vor allem im Südwesten Deutschlands konnten bis zum
Folgetag ergiebige Mengen an Niederschlag registriert werden. In Freudenstadt
wurden beispielsweise 54 mm gemessen.
Am Folgetag, dem 02. Februar, wurde Tief
NORFRIED über Mitteldeutschland unter leichter Intensivierung analysiert und wies
nur noch einen Kern auf, der einen Druck von etwa 990 hPa hatte. Vom Kern
ausgehend verlief die Warmfront in südliche Richtung über die italienischen
Alpen bis zur Adria. Westlich davon erstreckte sich die Kaltfront vom Kern aus
über Frankreich, Spanien und Portugal bis zu den Azoren. Im Laufe des Tages wurde in Frankreich und Spanien
gebietsweise leichter bis mäßiger Regen gemessen. In Bordeaux verursachte der Kaltfrontdurchgang
einen Temperaturrückgang von 15°C auf 9°C im Vergleich zum Vortag. Gleichzeitig
hatte sich über Oberitalien ein Randtief entwickelt, das in den angrenzenden
Staaten des Adriatischen Meeres am späten Abend für teilweise kräftige Gewitter
gesorgt hat. In Venedig kamen Niederschlagsmengen bis zu 41 mm zusammen und im bosnisch-herzegowinischen
Banja Luka lag am nächsten Morgen sogar eine Neuschneehöhe von 13 cm.
Aufgrund der relativ starken Strömung in
der wetterbestimmenden Höhe verlagerte sich Tief NORFRIED unter leichter
Druckzunahme in der Nacht zum 03. Februar weiter nach Osten und lag um 01 Uhr
MEZ einige Hundert Kilometer westlich von Minsk. Der Wirbel NORFRIED wies nun
eine Okklusionsfront auf. Das bedeutet, dass die Warmfront von der schnelleren,
nachfolgenden Kaltfront eingeholt wurde. Diese Front weist daher Eigenschaften
von Warm- und Kaltfront auf. Die okkludierte Front verlief vom Kern ausgehend
bogenförmig nach Süden bis zum Okklusionspunkt, der sich südlich von Minsk
befand. Das ist der Punkt, an dem sich die okkludierte Front in Kalt- und
Warmfront aufspaltet. Von dort verlief die Warmfront nach Süden bis zum
Schwarzen Meer und die dahinter liegende Kaltfront erstreckte sich in
südöstlicher Richtung zu den Karpaten und ging dort in die Warmfront des
Randtiefs über. Insbesondere westlich des Flusses Dnjepr
an der weißrussisch-ukrainischen Grenze kam es zu leichtem bis mäßigem Schneefall,
der teilweise auch stark ausfiel. In Kiew wurden innerhalb von 24 Stunden 12 mm
Niederschlag gemeldet bei einem Temperaturrückgang von 3°C auf 0°C im Vergleich
zum Vortag.
In der Nacht zum 04. Februar hatte sich
Tief NORFRIED weiter Richtung Nordosten verlagert und befand sich um 01 Uhr MEZ
einige Hundert Kilometer südlich der Weißen Meeres. Der Wirbel befand sich in
seinem Endstadium, das ist an der vollständig okkludierten Front erkennbar, die
Kaltfront hatte die Warmfront vollständig eingeholt. Die Okklusionsfront
erstreckte sich bogenförmig nach Süden und reichte bis zum einige Hundert
Kilometer vor Kiew gelegenen Randtief. In dieser Region wurde zeitweise Nebel
gemeldet und es fiel den ganzen Tag über leichter bis mäßiger Schneefall. In
Moskau konnte dadurch eine Niederschlagsmenge von 18 mm registriert werden.
Im Laufe des Tages schwächte sich Tief
NORFRIED soweit ab, dass der Wirbel in der Nacht zum 05. Februar nicht mehr als
eigenständiges Tief in der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.
Geschrieben am 19.03.2013 von Daniela Schoster
Berliner
Wetterkarte: 02.02.2013
Pate:
Norfried Kulawik