Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet OKKA

(getauft am 02.02.2014)

 

Anfang Februar entstand im Bereich eines Höhentroges im 500 hPa-Niveau, was einer Höhe von etwa 5,5 Kilometern entspricht, am Boden ein Tiefdruckwirbel, der in der Analyse für den 02.02. auf den Namen OKKA getauft wurde. Das Tief OKKA lag mit seinem Zentrum um 00 Uhr UTC, also 02 Uhr Mitteleuropäische Zeit, mit einem Druck von unter 985 hPa südlich von Grönland auf einem Breitengrad mit Edinburgh. Östlich des Kerns ging eine Okklusionsfront aus, die einen Bogen nach Süden beschrieb. Als Okklusionsfront wird dabei eine Mischfront bezeichnet, die sowohl Warm- also auch Kaltfronteigenschaften aufweist, die Stelle, an der Warm- und Kaltfront ineinander übergehen und eine solche Okklusionsfront bilden, wird Okklusionspunkt genannt. Vom Okklusionspunkt nordwestlich der Azoren verlief die Kaltfront nach Südwesten in Richtung Nordamerika, während sich die Warmfront südlich der Azoren mit der Kaltfront des nordwestlich von Schottland befindlichen Tiefdruckgebiets NADJA verband. Außerdem ging auf der Breite von Prag eine rund 1000 km lange Warmfront von der Okklusion aus.

In den folgenden 24 Stunden verlagerte sich die rasch entwickelnde Zyklone OKKA nach Osten und lag am 03.02. mit einem auf unter 965 hPa gefallenen Kerndruck westlich der Britischen Inseln. Vom Kern erstreckte sich zum einen eine Warmfront nach Osten bis nach Nordschottland und zum anderen eine Okklusionsfront nach Süden, die ihren Okklusionspunkt westlich von Lissabon hatte. Vom Okklusionspunkt zog sich die zugehörige Warmfront weiter nach Südwesten bis nach Madeira und die Kaltfront nach Westen über den Nordatlantik, bis sie auf Länge der Südspitze Grönlands in das Frontensystem des nahe Neufundland liegenden Tiefs PETRA überging. Bereits in der Nacht zogen erste Ausläufer des Tiefdruckwirbels OKKA mit einem gut ausgeprägten Niederschlagsband über Spanien und Irland hinweg, überquerten im weiteren Tagesverlauf unter Abschwächung und teilweiser Auflösung Großbritannien und Westfrankreich und erreichten am Abend Island. Besonders entlang der nordspanischen Gebirgsstufe und über Großbritannien fielen die Niederschläge dabei recht ergiebig aus. Waren in der Nacht zum 03.02. an der spanischen Station Vigo/Peinador innerhalb von 12 Stunden bis 06 Uhr UTC bereits 13 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen, kamen im Laufe des Tages bis 06 Uhr UTC des nächsten Morgens noch 17,8 Liter pro Quadratmeter hinzu. Im irischen Connaugh wurden in 24 Stunden bis 06 Uhr UTC des 04.02. 13,5 Liter, im schottischen Machrihanish 19 Liter und im südenglischen Cardinham 24,8 Liter je Quadratmeter gemessen. Der Wind erreichte dabei in Machrihanish und Cardinham in Böen Stärken 9 bis 10, was einem Sturm bzw. schweren Sturm entspricht.

Bis zum 04.02. war der Sturmwirbel OKKA unter weiterer Verstärkung nach Nordwesten abgedreht und befand sich gegen 00 Uhr UTC mit seinem Zentrum und einem Druck von knapp unter 950 hPa auf einem Breitengrad mit Oslo südwestlich von Island. Nördlich des Kerns ging eine Okklusionsfront aus, die über Island verlaufend einen engen Bogen nach Süden beschrieb und sich über Wales mit der Okklusionsfront eines nahe Marseille befindlichen Wirbels verband. Über dem nördlichen Island, bei Akureyri, zog sich von der Okklusionsfront abzweigend eine Warmfront über das Nordmeer in Richtung Skandinavien. Die Niederschläge konzentrierten sich, nachdem sie Großbritannien in der zweiten Nachthälfte überquert hatten, im Wesentlichen auf den isländisch-grönländischen Raum. Bis 06 Uhr UTC des nächsten Morgen wurden innerhalb von 24 Stunden in Reykjavík 4,9 Liter und in Dalatangi 6,4 Liter pro Quadratmeter registriert. Wesentlich größere Niederschlagsmengen meldeten Stationen entlang der Ostküste Grönlands, wobei der Niederschlag hier aufgrund von Temperaturen unterhalb von -5°C als Schnee fiel. Im selben Zeitraum fielen in Danmarkshavn 33,7 Liter und in Scoresbysund 82,9 Liter pro Quadratmeter. Zudem erreichte der eisige Nord- bis Nordostwind bei Scoresbysund am Vormittag im Mittel die Stärke 10 und mit Böen von bis zu 135 km/h Orkanstärke. Ganz im Gegensatz zu Island, hier wehte der Süd- bis Südostwind meist nur schwach bis mäßig.

Sich nur langsam nach Westen verlagernd verblieb der Tiefdruckwirbel OKKA zum 05.02. nahezu stationär über dem Nordatlantik in der Region südwestlich von Island, der Druck im Kern war bis 00 Uhr UTC um 5 hPa leicht angestiegen. Ausgehend vom Kern verlief in nordwestlicher Richtung eine Okklusionsfront in einem Bogen zunächst nach Island und weiter bis nach Norwegen. Eine zusätzliche Warmfront ging nahe Sauðárkrókur in Island in nordöstlicher Richtung von der Okklusionsfront aus und verband sich über dem Nordmeer mit dem Frontensystem des bei Spitzbergen liegenden Tiefs NADJA. Bis 06 Uhr UTC des Folgetages meldete Prins Christian Sund 25,7 und Danmarkshavn 41 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden, in Reykjavík fielen 4,1 Liter auf einen Quadratmeter. Der Wind hatte sich etwas abgeschwächt, war in Island schwach und in Ostgrönland meist stürmisch mit Böen der Stärke 8 bis 9. Aus Kulusuk wurden in den frühen Morgenstunden des nächsten Tages jedoch erneut Böen bis 120 km/h, d.h. Stärke 12, gemeldet.

Sich allmählich abschwächend verlagerte sich die Zyklone OKKA zum 06.02. in Richtung Westen und lag gegen 00 Uhr UTC mit einem Kerndruck von circa 965 hPa über der Irmingersee zwischen Island und Südgrönland. Eine in der Höhe Okklusionscharakter annehmende Warmfront erstreckte sich vom Zentrum über die Dänemarkstraße und Jan Mayen hinweg nach Nordosten bis vor die Westküste Nordnorwegens. Trotz allmählicher Auflösung des Druckgebildes frischte der Wind mit Annäherung des Zentrums in der zweiten Tageshälfte über Grönland noch einmal stark auf. Aus Ikermit wurden Böen bis 120 km/h und aus Kulusuk bis 137 km/h gemessen. Ebenso schneite es im Südosten Grönlands lokal noch einmal stark, die Messstation in Danmarkshavn meldete bis
06 Uhr UTC des Folgetages eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 44 Liter je Quadratmeter.

In der Nacht zum 07.02. ging der Sturmwirbel OKKA in die Zirkulation des Tiefs PETRA über, sodass der 06.02. zugleich der letzte Tag war, an dem der Wirbel OKKA namentlich auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.

 

 


Geschrieben von Christian Ulmer

Berliner Wetterkarte: 04.02.2014

Pate: Rolf Okken