Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet OLAF
(getauft am 04.10.2019)
Die Vergabe
von Namen an Hoch- und Tiefdruckgebiete wird von den Meteorologen der Berliner
Wetterkarte nur für solche Druckgebilde durchgeführt, welche einen Einfluss auf
die Großwetterlage in Europa haben. Am 02.10.2019 befand sich ein noch
unbenanntes Tiefdruckgebiet mit einem Frontensystem über dem Nordosten der USA.
Dieses verlagerte sich in den nächsten Tagen weiter nach Südosten. In der Nacht
zum 04.10. lag der Wirbel 1500 km östlich des amerikanischen Festlandes. Zudem
war die Zyklone auf der Vorderseite eines Höhentrogs, welcher in der mittleren Troposphäre,
bei ca. 5,5 km Höhe analysiert wird, verortet. Dadurch wurde die zyklonale Rotation des Tiefdruckgebiets verstärkt, wodurch
sich der Wirbel ebenfalls intensivierte. Deshalb gingen die Meteorologen der Berliner
Wetterkarte davon aus, dass die Tiefdruckzone das europäische Festland
erreichen würde, weshalb sie das Tiefdruckgebiet auf der Analysekarte des
04.10. um 02 Uhr MESZ auf den Namen OLAF tauften.
Die Zyklone OLAF
war am 04.10. 1200 km südlich von Ammassalik verortet
und hatte einen Kerndruck von unter 965 hPa, was bereits ein relativ niedriger
Druck für eine Tiefdruckzone ist. Schließlich beträgt der mittlere Druck auf
Meeresniveau ca. 1013 hPa. Im Vergleich zum Vortag hatte sich der Druck somit
um 30 hPa reduziert. Die Entwicklung des Tiefdruckgebietes war bereits weit
fortgeschritten, sodass das Frontensystem aus einer Okklusion, einer Kalt- sowie
einer Warmfront bestand. Bei einer Okklusion handelt es sich um einen Vorgang,
bei dem sich eine Mischfront bildet, welche durch den Zusammenschluss von Warm-
und Kaltfront entsteht und die Eigenschaften beider Typen in sich vereint.
Warm- und Kaltfront bezeichnen hier die Grenze zwischen zwei unterschiedlich
temperierten Luftmassen. Die Okklusionsfront erstreckte sich vom
Tiefdruckzentrum ca. 500 km nach Osten. Im Okklusionspunkt spaltete sich die
Okklusionsfront in eine Warm- und Kaltfront auf. Die Warmfront war nach
Südosten ausgerichtet und endete 1500 km südöstlich vom Druckzentrum. Die
Kaltfront lag südwestlich und mündete in die Warmfront einer noch unbenannten
Zyklone, welche südlich von Ottawa zu verorten war.
Am folgenden
Tag befand sich das Tief OLAF um 02 Uhr MESZ ungefähr 700 km südlich der grönländischen
Stadt Ammassalik mit einem Kerndruck von unter 960
hPa. Am Abend erreichte das Frontensystem die Britischen Inseln sowie Island und
sorgte dort für einige signifikante Wetterzustände. Besonders im Südosten
Islands fielen die Niederschlagssummen ergiebig aus. In Kvisker
wurden 147 l/m² innerhalb von 24 Stunden registriert. Auf der Erhebung Lonakvisl auf 675 Metern wurden 85 l/m² gemessen. Um 21 Uhr
MESZ setzten zudem Starkniederschläge mit bis zu 21 mm/m² pro Stunde in Kvisker ein. Zusätzlich frischte der Westwind auf und
erreichte an einigen Stationen Orkanstärke. Auf dem Gebirgspass Vatnsskard eystra im Osten
Islands wehte der Wind mit bis zu 152 km/h um 21 Uhr MESZ. In der Nacht zum
06.10. intensivierte sich dieser sogar nochmal auf bis zu 172 km/h. Markant waren
ebenfalls die milden Nachttemperaturen in Island von 10°C an der Südwestküste.
In Großbritannien fiel der Niederschlag deutlich geringer als in Island aus,
wobei vereinzelt auch über 50 l/m² gemessen wurden, wie beispielsweise in Schottland
an der Station PortEllen/Islay.
Am 06.10.
spaltete sich der Wirbel OLAF in zwei Kerne auf, welche mittels einer römischen
Zahl identifiziert werden. Der ehemalige Kern von Wirbel OLAF befand sich
weiterhin südlich von Grönland mit einem Druck von unter 980 hPa. Der zweite
Kern, welcher mit einer römischen zwei benannt wurde, lag knapp nördlich vom
Okklusionspunkt über Schottland mit einem Druck von unter 1010 hPa. Die
Warmfront überquerte im Tagesverlauf Deutschland und die angrenzenden
Alpenländer und verursachte anhaltenden advektiven Niederschlag, welcher lokal
schauerartig verstärkt ausfiel. An der hochalpinen Station Col du Grand
St-Bernard auf 2500 Metern wurden 58 l/m² gemeldet. An sämtlichen Stationen in der Nähe des
Bodensees und im Allgäu kamen Niederschlagssummen von über 30 mm/m² zusammen,
wobei der Großteil zwischen 20 Uhr und 02 Uhr MESZ fiel. Die Schneefallgrenze lag
während der Starkniederschläge bei 2500 Metern und sank im Verlauf der Nacht
auf bis zu 1500 Metern.
Am
nachfolgenden Tag wurden die zwei Kerne des Tiefs OLAF nochmals auf der
Berliner Wetterkarte eingezeichnet, wobei der nördliche Kern keine Rolle für
das Wetter in Mitteleuropa spielte. Der südliche Kern war über dem Nordosten
Frankreichs verortet. Im Tagesverlauf schwächte sich dieser aufgrund des
blockierenden Hochdruckgebiets JENNIFER über Osteuropa stetig ab, weshalb die
Wetterstationen in Mitteleuropa nur vereinzelt erwähnenswerte Wetterzustände
meldeten. Lediglich in Südbayern und dem Nordosten Österreichs regnete es
zeitweise. Am Aschau-Stein regnete es beispielsweise 17 l/m² innerhalb weniger
Stunden um den Mittag. Am Nachmittag schwächte sich das Tiefdruckgebiet OLAF so
stark ab, dass es am 08.10.2019 nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte benannt
wurde.