Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
OLAF
(getauft
am 07.05.2011)
Am
06.05. gestaltete sich die Großwetterlage über Europa so, dass sich westlich
von Irland bis zu den Kanarischen Inseln, sowie von Skandinavien bis zur
Westküste des Schwarzen Meeres zwei Kaltlufttröge erstreckten. Über dem Norden
des europäischen Teils von Russland befand sich ein ausgeprägter Höhenkeil mit einem
großräumigen Höhenhoch und dementsprechender hochreichender Warmluft bis in
eine Höhe von rund 5500 m. Im Bereich des südöstlichen Kaltlufttroges bildete
sich am Boden ein neues Tief, welches am 07.05. auf den Namen OLAF getauft
wurde.
Tief
OLAF war Teil einer scharfen Luftmassengrenze, die sich vom Weißen Meer über
Weißrussland und dem Schwarzen Meer bis zur Türkei erstreckte. Östlich davon
lag Subtropikluft mit Höchstwerten von über 25°C, während westlich der Grenze in
der von Norden eingeflossenen maritimen Arktikluft 11 bis 15°C erreicht wurden.
Die Luftmassengrenze war gekennzeichnet von einem dichten Wolkenband mit teils
ergiebigen Niederschlägen, die beispielsweise im Ostteil der Ukraine bis zu 30
l/m² ergaben. Bemerkenswert waren auch die Temperaturunterschiede. Obwohl die
Luftmassengrenze warme von kalter Luft trennte, war es unter den dichten Wolken
noch kühler. Mit einer Höchsttemperatur von nur 6°C war es in Kiew ähnlich kalt
wie auf der weit nördlicher gelegenen Halbinsel Kola. Dort wurden in Murmansk
5°C gemessen. Dagegen erreichte die Höchsttemperatur in der von Murmansk ca.
590 km südöstlich entfernten Stadt Archangelsk 21°C.
Das
Zentrum des Tiefdruckgebiets OLAF lag am 07.05. mit einem Kerndruck von etwa
1013 hPa über der östlichen Ukraine. Die Warmfront erstreckte sich vom Zentrum
aus nordwärts über Sankt Petersburg bis zum Schwarzen Meer und die Kaltfront ostwärts
über Wolgograd bis zum Kaspischen Meer. In der Höhe hatte sich über dem
Tiefzentrum ein Kaltlufttropfen gebildet, bei dem der Nachschub von kalter
Luft aus dem Nordwesten abgerissen wurde.
Somit war dieses Gebiet kalter Luft komplett von wärmerer Luft umgeben. Durch
diese Kombination befand sich in diesem Kaltlufttropfen ein Tief in rund 5500 m Höhe. Solche Höhentiefs sind häufig
für kräftige Schauer und Gewitter verantwortlich und nicht aus der
Bodenwetterkarte erkenn- oder ablesbar. Als Beispiel für diese Schaueraktivität
sei hier Bukarest mit einer 12-stündigen Niederschlagsmenge von 29 l/m²
hervorgehoben. Aber auch in anderen Regionen des Balkans und in Weißrussland fielen
lokal unterschiedliche und vereinzelt zweistellige Niederschlagsmengen.
Während
die Zyklone OLAF ab dem 08.05. im Bodenniveau immer mehr an Bedeutung verlor
und der Kerndruck bereits auf 1016 hPa angestiegen war, spaltete sich der immer
noch kräftige Kaltlufttropfen in zwei Teile auf. Der westliche Teil zog vom
Balkangebirge nach Sizilien, während sich der östliche Teil über dem Schwarzen
Meer kaum verlagerte. Im Einflussbereich beider Teile wurden 6 bis 8 l/m² als
höchste Niederschlagsmenge innerhalb von 24 Stunden gemessen, z.B. in Budapest,
Belgrad, Sofia, Kischinau und Odessa.
Am
09.05. war das Tiefzentrum von OLAF zwar noch über Griechenland erkennbar, es
konnten aber keine Fronten mehr analysiert werden. Das Wettergeschehen wurde
ausschließlich von dem westlichen Teil des Höhentiefs bestimmt, in dessen
Bereich aber trotz dichter und hochreichender Quellwolken keine Niederschläge
über 1 l/m² gemessen wurden. Die Wetterstationen unter den dichten Wolken
verzeichneten aber mit 14 bis 17°C, z.B. in Sofia, Bukarest und Dubrovnik, sehr
niedrige Höchsttemperaturen.
Tief
OLAF existierte am 09.05. letztmalig namentlich auf der Berliner Wetterkarte und
löste sich schließlich am folgenden Tag auf. Dagegen erschien der zugehörige
Kaltlufttropfen trotz kontinuierlicher Abschwächung noch bis zum 16.05. auf der
Höhenwetterkarte.
Geschrieben am 22.06.2011 von Matthias Treinzen
Berliner Wetterkarte: 08.05.2011
Pate: marancon GmbH